Am vorletzten Wochenende fand in Brunegg AG die vierte Pro-Specie-Rara-Tier-Expo statt. Die ausgestellten Tiere erwiesen sich als wahrer Besuchermagnet, rund 16'000 potenzielle Konsumenten zückten den Fotoapparat, degustierten Produkte oder kraulten ein zutrauliches Schaf. Doch diese Rassen sind nicht nur «jöh, härzig», es handelt sich durchwegs um alte Nutztierrassen, die dank Pro Specie Rara erhalten werden, aber durchaus Potenzial in der Vermarktung haben. Diese Trümpfe gilt es auszuspielen.
Eigenschaften erhalten
«Wir haben ein riesiges Universum an Sorten und Rassen, eine enorme Vielfalt», betont Philippe Ammann, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Specie Rara. So finde sich für jeden Betrieb die passende Sorte oder Rasse, ob er nun überständiges Gras in einem Naturschutzgebiet abweiden, einen steilen Hang pflegen oder einen besonders schmackhaften Apfelsaft herstellen wolle. Daran müsse man bei der Zucht denken, dass man die grundlegenden Eigenschaften nicht verändere, dass sich etwa das Fressverhalten einer Schafrasse nicht verändere oder die Leichtkalbrigkeit einer Kuhrasse nicht verloren gehe.
Besonderheit vermarkten
Hierbei unterstützt Pro Specie Rara die Züchter, führt die Herdebücher. Bei der Vermarktung allerdings seien der Organisation ein Stück weit die Hände gebunden. Zwar vermarktet Coop Pro-Specie-Rara-Produkte, ansonsten ist jedoch die Vermarktung im grossen Stil schwierig. Etwa in der Gastronomie sei es sehr schwer, mit bestehenden Lieferanten zu konkurrenzieren. Wer den Mehrwert alter Rassen vermarkten will, der setzt vielfach auf Direktvermarktung. «Im direkten Kontakt mit den Kunden kann der Vorteil der Erhaltungszucht erklärt werden» betont Philippe Ammann. Viele Züchter seien sich der Exklusivität ihrer Sorten und Rassen zu wenig bewusst. Dabei könnten gerade auch alte Obstsorten bei den Konsumenten Emotionen und Erinnerungen wecken.
Passend zu jedem Betrieb
Wer bewusst konsumieren will, findet bei alten Sorten und Rassen zahlreiche Möglichkeiten. «Heutzutage muss man sich vermehrt erklären, wenn man Fleisch isst. Da kann mit dem Griff zu einem Produkt einer alten Rasse der bewusste Konsum unterstrichen werden», erklärt Philippe Ammann. Die Erhaltungszucht sei aber keineswegs nur an Idealismus gekoppelt. Alte Rassen erbringen zwar nicht die gleichen Leistungen wie moderne Rassen, allerdings sei der Input vielfach auch kleiner. So sind die meisten Rassen spätreif und können ihre Leistung auch unter extensiven Bedingungen erbringen. Ammann betont jedoch, das sei kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander mit der intensiven Nutztierhaltung. So könne jeder Betrieb und jeder Betriebsleiter aus einer grossen Vielfalt die passende Genetik aussuchen.
