Die Mitglieder von Swiss Beef wollen sichtbarer werden, das war an der Fachtagung der Sektion Mittelland deutlich zu spüren. Einerseits sollen neue Kleider für ein einheitlicheres Auftreten der Rindermäster sorgen, andererseits wollen sie auch in der Politik besser wahrgenommen werden. Da trifft es sich gut, dass der Präsident von Swiss Beef Mittelland, Christian Glur, seit Dezember im Nationalrat ist und dort die Anliegen der Fleischbranche aufs Tapet bringen will.

Politischer Gegenwind

Dass die Fleischbranche in Bundesbern nicht das beste Ansehen geniesst, zeigt sich in der neuen Ernährungspyramide, in der das rote Fleisch fehlt. So wurde sie am Mittwoch, 22. Januar, an der Fachtagung zum Symbolbild einer Bundespolitik, die in den Augen der Fleischwirtschaft am Markt vorbeigeht. So zeigte der Direktor von Proviande, Heiri Bucher, im Referat, dass 95 % der Schweizer Bevölkerung regelmässig Fleisch isst und mehrheitlich grossen Wert auf die Schweizer Herkunft legt. Dennoch müsse man die Bemühungen aus Bundesbern, die Fleischwirtschaft zu schwächen, ernst nehmen: «Tierische Produkte bringen der Landwirtschaft einen Grossteil – und insbesondere eine konstante Wertschöpfung», betonte er. Dass auch die Fleischbranche in Bern mitredet, zeigt die Tatsache, dass das Pouletbrüstli, das in der Ernährungspyramide versteckt hinter dem Tofu liegt, nach deren Intervention schon eine ansprechendere Farbe bekommen hat.

Neue Mitglieder gesucht

Mit neuen Kleidern und einer neuen Webseite würden sich die Mäster freuen, wenn sie auch für ihre Berufskollegen sichtbarer würden. «Gemeinsam sind wir stark», betonte Christian Glur und rief die Mitglieder im Saal auf, ihre Kollegen zur Mitgliedschaft bei Swiss Beef zu ermuntern, damit man mehr Gewicht bekomme. Derzeit zählt die Sektion Mittelland 259 aktive und gut hundert passive Mitglieder.

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Leistungsauftrag Proviande

Die Sparmassnahmen des Bundes betreffen auch das laufende Budget von Proviande. Rückwirkend per Neujahr wird ihr das Budget für den Leistungsauftrag des Bundes um 361 400 Franken oder um 5,9 % gekürzt. Dies werde nicht ohne Auswirkungen auf die Leistungen von Proviande bleiben, hielt der Direktor Heiri Bucher fest.

Wichtige Marktüberwachung
Im Rahmen des Leistungsauftrages vom Bundesamt für Landwirtschaft überwacht Proviande unter anderem die öffentlichen Schlachtviehmärkte, führt die neutrale Qualitätseinstufung von Lebendtieren und Schlachtkörpern durch und kontrolliert die Einhaltung der Bestimmungen zur Ermittlung des Schlachtgewichts.

So wurden über die öffentlichen Märkte in den vergangenen Jahren knapp 60 000 Rinder und gut 60 000 Schafe vermarktet.

Klassierung und Märkte
Der Geschäftsbereich Klassifizierung und Märkte führt 2022 auch die neutrale Qualitätseinstufung in 22 Schlachtbetrieben durch. Beim Grossvieh werden 88 %, bei den Kälbern 89 %, bei Schweinen 92 % und bei Schafen 61 % der Schlachtkörper von Provinande neutral klassiert. Ebenfalls koordiniert die Proviande Marktentlastungs-Massnahmen, falls diese nötig werden. Seit 2018 überwacht Proviande die Ermittlung der Schlachtgewichte im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft und somit die Einhaltung der Ausschlachtungsbestimmungen in den Schlachthöfen.

Weitere Informationen: www.proviande.ch 

BVD-Ampel

Auch die Mastbetriebe müssen aufgrund der BVD-Ampel beim Tierzukauf vorsichtig sein. Diese Sorge wurde vonseiten Swiss-Beef-Mitglieder deutlich. Gerade im Tränkerhandel sei es auf die Schnelle oft nicht sicher, welcher Status das Tier habe. Während es bei Betrieben, die nur Schlachttiere verkaufen, nicht so schlimm ist, wenn sie einen Tränker aus einem orangen Betrieb einstallen, müssen andere Betriebe darauf achten, dass sie nicht eine Sperre riskieren. Betriebe, welche Fresser verkaufen oder zusätzlich noch Milchvieh halten, sind dringend darauf angewiesen, dass die Tränker, welche sie einstallen, alle aus grünen Betrieben kommen. Dazu braucht es auf den allen Begleitdokumenten eine klare Deklaration. 

Sparvorschläge

Mit dem Bericht der Expertengruppe unter der Leitung von Serge Gaillard suchte der Bund nach Möglichkeiten, den Bundeshaushalt um vier bis fünf Milliarden Franken zu entlasten. Dabei werden bei der Fleischwirtschaft verschiedene Punkte zur Debatte gestellt. Christian Glur betonte, dass im landwirtschaftlichen Bereich vor allem im Fleischsektor gespart werden soll. So sei der Verzicht auf Beihilfen Viehwirtschaft, die Kürzung der Qualitäts- und Absatzförderung um 15 % vor allem bei Fleisch und Butter, der Verzicht auf Entsorgungsbeiträge, sowie die Streichung der Inlandleistung vorgesehen. Gerade der letzte Punkt wäre für die Rindfleischproduzenten verheerend und sie wollen diese Sparmassnahmen verhindern.