Es ist ein eindrückliches Bauernunternehmen, das anlässlich der UFA-Toro-Tagung im Waadtland besucht wurde. Eigentümer Michel Soltermann (52) bewirtschaftet mit seinen Söhnen Max (26) und Luc (20) einen Betrieb mit drei Standorten und zwei Betriebsnummern. Michels Ehefrau Iris ist seit 35 Jahren in einem Vollpensum als Lehrerin tätig.
Enge Zusammenarbeit
Der alte Bauernhof in Mézery-près-Donneloye dient heute noch als Wohnort für die ganze Familie. Mit Ausnahme von zehn Wasserbüffeln – sie sind das Hobby des dritten Sohns und Tierarztes Mark – werden hier keine Tiere mehr gehalten. Kommerzielles Zentrum des Familienunternehmens ist heute der ausgesiedelte Stallkomplex etwas unterhalb des kleinen Dorfes. Schon länger steht hier ein Pouletmaststall mit rund 10 000 Plätzen. Dieser wurde vor einigen Jahren ergänzt mit einem Munimaststall und zwei grossen Hochsilos. Etwas weiter unten, im Nachbardorf Donneloye, steht der zweite Betrieb. Hier kümmert sich Max um 25 Mutterkühe samt Jungtieren.
Vorgesehen ist, dass Luc dereinst den Muni- und Pouletmast-Betrieb und Max den Mutterkuhbetrieb übernimmt. Dazu kommen bei Luc ein paar Schweine, die er bereits heute in Eigenregie direkt vermarktet. Die Betriebe sollen nach der Übergabe wieder getrennt geführt werden. Die Gebrüder wollen aber weiterhin eng zusammenarbeiten, namentlich im Bereich der Maschinen, wo schon heute alles aus einer Hand genutzt wird.
Platz für 220 Munis
Der Munimaststall bietet 220 Plätze mit Ausläufen und Tretmistverfahren. Die Munis werden als durchschnittlich siebenmonatige Fresser eingestallt und im Alter von rund vierzehn Monaten wieder verkauft.
Soltermanns bewirtschaften 52 Hektaren, von denen der grösste Teil als Ackerfläche genutzt wird. In der Fruchtfolge stehen neben Kunstwiese Mais, Zuckerrüben, Gerste, Weizen und Raps. Zur Abdeckung des Fütterungsbedarfs kauft Michel Soltermann zusätzliche 15–20 Hektaren Silomais ab Feld dazu.
Blick ins Ausland zeigt Rindfleisch unter Druck
An der UFA-Toro-Tagung, die unlängst im Waadtland durchgeführt wurde, konnten die Produzenten einen Blick ins nahe Ausland werfen.
Frankreichs Probleme
Caroline Monniot, Rindfleisch-Expertin beim nationalen Institut de l’Elevage (Idele), zeigte in einem Vortrag wichtige Entwicklungen auf dem europäischen und dem französischen Markt auf. Diese erinnern teilweise an die Tendenzen in der Schweiz:
- Die Rindfleischproduktion hat in der EU zwischen 2006 und 2021 um 6 Prozent abgenommen.
- Die Kuhzahlen sind im westlichen Nachbarland stark sinkend. In den letzten 6 Jahren ist die Anzahl um 837 000 Stück zurückgegangen, davon waren 494 000 Mutterkühe und 343 000 Milchkühe. Die Bestände liegen heute noch bei gut 3,5 Mio Mutterkühen und gut 3,4 Mio Milchkühen.
- Stark abgenommen hat auch die Kälbermast im Inland, gleichzeitig sind aber deutlich mehr Kälber in den Export gegangen. So wurden alleine 2022 nicht weniger als 349 000 Kälber ausgeführt.
- Das Image des Rindfleischs konnte in Frankreich in den letzten Jahren verbessert werden. Wichtige Basis der besseren Wahrnehmung bei den Konsumierenden ist, dass das Fleisch vermehrt als Hackfleisch und weniger in grossen Stücken nachgefragt wird, der Burger ist auch im Filet-Land Frankreich auf den meisten Speisekarten nicht mehr wegzudenken.
- In der Mutterkuhproduktion ist in Frankreich ein überproportionaler Strukturwandel zu beobachten. Hier sorgt vor allem die Überalterung der Betriebsleiter für Sorgenfalten, über die Hälfte der Produzenten sind über 50-jährig.
Wilde Preisausschläge
Zuvor hatte Jonas Salzmann von der UFA AG einige wichtige Eckdaten zur aktuellen Entwicklung präsentiert. Er warf einen Blick auf die wilden Preisausschläge auf den internationalen Getreidemärkten aufgrund des Kriegs in der Ukraine.
Der Schweizer Rindfleischmarkt blieb 2022 laut Salzmann relativ stabil. Die Zahl der geschlachteten Tiere nahm gegenüber 2021 um 0,5 % auf deren 593 027 ab. Das produzierte Rindfleisch liess um 1,2 % nach und belief sich auf noch 141 696 t. Derweil sind die Produktion von Schweinefleisch (1,3 %) und Poulet (2,1 %) leicht angestiegen. Salzmann stellte in Aussicht, dass der Anstieg der Produktionskosten weitergehen werde.
Mehr Angus-Besamungen
Auch Christian Probst von der Anicom AG konnte einige interessante Zahlen präsentieren. So warf er etwa einen etwas längerfristigen Blick auf die Schlachtgewichtpreise der Munis, die sich in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesteigert haben. Zur Erinnerung: 2002 erhielt man für das kg SG Fr. 7.25. Eine kontinuierliche Zunahme ist auch bei den Besamungen von Milchkühen mit Mastrassen zu verzeichnen. Hier hat Limousin auf Kosten von Angus leicht verloren, liegt aber immer noch klar vorne.