Der Schweizer Obstverband und Swisscofel haben sich, wie auch in der BauernZeitung berichtet, auf ein nationales Nachhaltigkeitsprogramm im Kernobst geeinigt. Die Produktion investiert massiv in einen noch nachhaltigeren Anbau, der Handel entschädigt diese dafür mit einem fairen Preis. Die Umsetzung erfolgt bereits in diesem Jahr. Damit rüstet sich der Obstbau für dieZukunft.

PSM-Risiken bis 2027 halbieren

Trotz des deutlichen Neins zu den Agrar-Initiativen ist der Weg in eine noch nachhaltigere Produktion alternativlos. Der Bundesrat hat als inoffizieller Gegenentwurf zu den Volksbegehren den Massnahmenplan für sauberes Wasser lanciert. Die Landwirtschaft muss unter anderem die mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) verbundenen Risiken bis 2027 halbieren. Dazu kommt, dass der Handel in den letzten Monaten eigene Nachhaltigkeitsprogramme angekündigt und teilweise bereits lanciert hat. Die Produktion mit unterschiedlichen Anforderungen je nach Abnehmer hätte sie zunehmend vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt.

Einigung in der Branche Ab der Ernte 2022 gilt in der Schweiz ein nationales Nachhaltigkeitsprogramm für Kernobst Thursday, 24. February 2022 Nach mehrmonatiger Vorbereitungszeit haben sich Produktion und Handel nun auf ein ambitioniertes nationales Nachhaltigkeitsprogramm für Äpfel und Birnen geeinigt. Dieses sieht rund 90 Massnahmen in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vor. Zu den Zielen gehört unter anderem die Halbierung der Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die CO2-Reduktion und die Verdoppelung der Artenvielfalt. Kurzum: der Schweizer Obstbau nimmt erneut eine Pionierrolle ein und wird im Bereich der Nachhaltigkeit führend. Das Programm wird in einer eigens dafür eingesetzten Arbeitsgruppe laufend weiterentwickelt.

Seitens Produktion betonten wir in den Verhandlungen stets, dass Nachhaltigkeit nicht nur die Ökologie, sondern auch die Ökonomie und Soziales umfasst. Denn ohne faire Entgeltung für die Mehrleistungen ist nachhaltiges Wirtschaften nicht möglich. Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Schliesslich konnten wir uns auf eine faire Entschädigung für die Mehrleistungen im Umfang von 6 Rappen/Kilogramm einigen. Dieser Mehrerlös gilt für Äpfel und Birnen der ersten und zweiten Klasse.

Einheitliche Regeln für den Schweizer Markt

Neben dem erfreulichen Verhandlungsergebnis finanzieller Natur schafft das Nachhaltigkeitsprogramm einheitliche Regeln für den ganzen Schweizer Markt. Das Programm «Nachhaltigkeit Früchte» wird zum neuen Branchenstandard für alle, die Kernobst an den Handel liefern wollen. Das Label IP-Suisse baut ebenfalls auf das Programm auf. Damit konnten wir verhindern, dass ein Wirrwarr an verschiedensten Anforderungen die Lieferung an verschiedene Detailhändler faktisch verunmöglicht. Gleichzeitig leistet die Branche einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der ambitionierten Ziele des Massnahmenplans Sauberes Wasser.

«Nachhaltigkeit Früchte» ist ein Meilenstein, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Das Programm schafft Zuversicht in schwierigen Zeiten. Nach Jahren unter Druck schafft es die Branche damit, das Steuerrad zu übernehmen und proaktiv ein ambitioniertes Programm zu lancieren. Der erste Schritt ist damit getan und wir werden die Zugluft nützen, um weiterhin voranzugehen und Mehrwerte für unsere Produzentinnen und Produzenten zu schaffen.