Die IG Coop Label Porc hat einen neuen Präsidenten. Andreas Boog aus dem luzernischen Rickenbach wurde vergangene Woche anlässlich der Generalversammlung in Reiden LU gewählt. Der Grund für den Wechsel an der Spitze der Interessengemeinschaft Coop Label Porc (IG CLP), passte zum vorherrschenden Thema der vergangenen zwölf Monate: Der abtretende Präsident, der Zürcher Lukas Schulthess, hat sich aufgrund der Mengenreduktion mit seinem Betrieb neu orientiert. Dies obwohl er die IG als Präsident in den Verhandlungen erfolgreich vertreten hat. Neu in den Vorstand gewählt wurden Adrian Tanner, Buch bei Frauenfeld und Urs Haslebacher, Lohnstorf BE.
Immer weniger Absatz
Der rückläufige Absatz von Labelfleisch wurde von Coop vor einem Jahr als Grund für eine Mengenkorrektur angeführt. 50 000 Schlachtschweine jährlich betrage der Minderbedarf. Gekürzt sollte bei den Händlern gleichmässig werden. Gegen Ende Jahr hat Coop nachgedoppelt. Man werde die Menge nochmals um 40 000 Schlachtschweine auf neu noch 220 000 reduzieren. Der Grossverteiler beschloss, anstatt neun nur noch vier Vermittler zu berücksichtigen. Viele Produzenten traf es hart. Von Coop gab es eine Abfindung.
Optimismus war zu gross
Damian Santschi und Fabian Schneider, beide Coop, begründeten den rund 40 Anwesenden nochmals das Schrumpfen um rund 30 Prozent. Die Kommunikation war nicht gut, wurde zugegeben. Ein früher eingeleiteter Abbau in mehreren Schritten wäre rückblickend vielleicht schlauer gewesen. Der Optimismus war zu gross, der Absatz sank kontinuierlich, auch weil die Konsumenten den Mehrwert beim Naturafarm Porc kaum kennen würden, wurde argumentiert. Immerhin gelang es den Produzenten, den Labelzuschlag vorläufig pro Kilo Schlachtgewicht auf 50 Rappen zu fixieren. Menge und Labelprämie sind bis Ende 2020 festgelegt. Was danach kommt, kann auch Coop nicht sagen. Die IG CLP werde wieder stark gefordert sein, heisst es von Seiten Produzentenverband Suisseporcs. Coop Category Manager Fabian Schneider referierte über den Konsum im Wandel oder "die Zukunft des Koteletts". Aspekte aus Ernährung, Ethik und natürlich der Preis beeinflussten den Konsumenten.
"Alle müssen den Mehrwert von Labelfleisch aufzeigen."
Lukas Schulthess, nach seinem Rücktritt als Präsident der IG CLP.
Günstig und gut soll es sein
Ernährung interessiere und der Hashtag "Food" belege auf Instagram Platz 25. Dass der Preis eine grosse Rolle spielt, zeige allein schon der Einkaufstourismus, sagte Schneider. Und dann sei da die Ethik, wo eben auch die ganzen Labelprogramme hineinspielen. Ein reales Experiment in Deutschland habe gezeigt, dass 16 Prozent
der Kunden bereit seien für Tierwohl mehr zu bezahlen, aber nur neun Prozent mehr als für konventionelle Produkte. Um den Absatz bei uns zu gewährleisten, habe Coop 2018 rund 27 Millionen in Schweinefleisch-Aktionen investiert. Davon allein 20 Millionen in den Naturafarm-Kanal.Über die letzten zwölf Monate sei nun genug lamentiert worden, meinte Lukas Schulthess auf Nachfrage. Jetzt gehe es darum, dass alle Akteure der Wertschöpfungskette dem Konsumenten den Mehrwert von Labelfleisch aufzeigten. Das sei nicht nur Aufgabe von Produzent und Grossverteiler.