Hat die Migros ihre Marktmacht missbraucht? Dieser Frage ging die Wettbewerbskommission (Weko) über ein Jahr lang nach. Grund dafür war eine Klage des Markenartikelverbands Promarca, eingereicht im Frühling 2020. Migros setze Herstellerinnen mit Drohbriefen unter Druck, hielt der Verband fest. In Preisverhandlungen verlange der orange Riese auf Kosten von Lieferanten Preisreduktionen von zehn Prozent. Ansonsten würden die Produkte ihren Platz im Regal verlieren.
Weko: Vorwürfe vom Tisch
Nun sind die Vorwürfe gegen die Migros vom Tisch. «Die Marktbeobachtung ergab keine konkreten Hinweise, dass Migros sich im Rahmen der fraglichen Verhandlungsrunde gegenüber ihren Lieferanten missbräuchlich verhalten hat», sagte Andrea Graber von der Weko gegenüber der «Aargauer Zeitung». Sie leitete die Marktbeobachtung.
«Von echter Verhandlung kann keine Rede sein»
Zu einem etwas anderen Schluss kommt Patrick Krauskopf, Anwalt und Professor für Kartellrecht an der ZHAW: «Eine fundierte empirische Analyse hätte gezeigt, dass in vielen Fällen von einer echten Verhandlung zwischen zwei Parteien keine Rede sein kann», sagt er gegenüber dem Magazin «Alimenta». Krauskopf war früher Vizedirektor der Weko.
Eine neue Stiftung will kleineren und mittleren Betrieben nun helfen, sich gegen übermächtige Marktakteure zu wehren. Die Stiftung KMU für Rechtsdurchsetzung wurde im Mai gegründet. Dahinter stehen:
- Patrick Krauskopf
- Marianne Fassbind (ehemalige Wirtschaftsredaktorin SRF/heute selbstständige Beraterin)
- Michel Rudin (früherer Geschäftsführer des Konsumentenforums)
- Daniel Piazza, Kommunikationsberater.
Praktisch ein Duopol
Es gibt mit Coop noch einen zweiten orangen Riesen. Zusammen haben Migros und Coop in gewissen Märkten gemeinsame Marktanteile von bis zu 80 Prozent.
Der Wettbewerb im Lebensmittelbereich beschränke sich im Wesentlichen auf den Discountbereich, wo Aldi und Lidl etwas bewegt hätten, so Patrick Krauskopf gegenüber «Alimenta»