Eigene Tiere schlachten zu lassen und das Fleisch direkt zu vermarkten ist in Obwalden schon seit vielen Jahren möglich. Seit bald 20 Jahren führen Pius und Gaby von Rotz dazu die Pigaro GmbH, vorher schon als Einzelfirma das Schlachthaus Ei in Sarnen. Das Areal gehört der Gemeinde Sarnen. Die bäuerliche Genossenschaft Schlachthaus Ei vermietet die Lokalitäten an die Pigaro GmbH. Von Rotz’ haben sich nun aber entschieden, die operative Tätigkeit künftig einzustellen.

Neuer Standort gefunden

Derzeit zählt die Genossenschaft rund 360 Mitglieder. Die Schlachtzahlen sind in den vergangenen Jahren laufend gestiegen. 2020 waren es rund 600 Stück Grossvieh, 715 Kälber und rund 2300 Schweine. In der Region schlossen in den vergangenen Jahren zahlreiche Metzgereien. Das Schlachthaus Ei in Sarnen sei aktuell der einzige Betrieb im Sarneraatal, welcher noch schlachtet. «Für viele Landwirte ist das Schlachthaus im Zusammenhang mit der Direktvermarktung ein wichtiges Glied in der Wertschöpfungskette», bestätigt Präsident André Windlin. «Wir brauchen in unserem Kanton auch in Zukunft einen Schlachtbetrieb.»

«Obwalden braucht auch künftig einen Schlachtbetrieb.»

André Windlin, Präsident Genossenschaft Fleischhuis.

Am jetzigen Standort seien die Platzverhältnisse aber immer knapper geworden und es werde immer schwieriger, die steigenden gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. «Eine Erweiterung am jetzigen Standort ist nicht realistisch», sagt Windlin. Schon seit einigen Jahren wird deshalb um einen neuen Standort gerungen. So be­willigte die Genossenschaft Schlachthaus Ei schon 2013 einen Kredit von 200 000 Franken für erste Standortabklärungen. Erst nach langwieriger Suche sei man schliesslich in Kerns an der Industriestrasse fündig geworden. 2019 wurden rund 400 000 Franken für einen Landkauf bewilligt, ebenso ein Planungskredit von 300 000 Franken. Auch die Baubewilligung liegt schon seit 2019 vor. Bis spätestens im Herbst 2021 müsse mit den Bauarbeiten begonnen werden, erklärt Präsident André Windlin. «Die Landverkäuferin Korporation Kerns hätte sonst wieder ein Rückkaufsrecht für diese Bauparzelle.»

Baukredit genehmigt

Ende November 2020 genehmigten die Genossenschafter an einer schriftlichen GV sehr deutlich den grossen finanziellen Brocken, nämlich einen Baukredit für ein Gewerbegebäude «Fleischhuis» für rund 7,5 Millionen Franken. Ebenso wurde der gesamte Projektkredit inklusive Planung von rund 8,4 Millionen Franken bestätigt. Gleichzeitig wurden die Statuten der Genossenschaft revidiert, für das operative Geschäft wird eine AG gegründet. Geändert wurde auch der Name, in Genossenschaft Fleischhuis. Hauptzweck ist der Betrieb eines «Schlacht- und Verarbeitungsbetriebes für die Selbstversorgung der bäuerlichen Haushalte sowie die Direktvermarktung durch die Landwirtschaft».

Als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Fleischhuis AG steht Pius von Rotz zur Verfügung, der aktuell noch das Schlachthaus Ei führt. Im Neubau in Kerns könne von einer Verdoppelung der Schlachtleistungen ausgegangen werden. Bis dieser bezogen werden kann, bleibt das Schlachthaus Ei in Sarnen in Betrieb. Bis Ende Juli führt dies die Pigaro GmbH weiter, danach mit gleicher personeller Besetzung unter Leitung von Pius von Rotz die Fleischhuis AG. Für das Projekt hat die Genossenschaft auch Strukturverbesserungsbeiträge und Investitionskredite in Aussicht. Aufgrund des Ausmasses müssten diese aber noch vom Kantonsrat bewilligt werden. Das sei für den Sommer vorgesehen, sagt Vorstandsmitglied Daniel Blättler. Mit einem Bau könnte im Herbst gestartet werden. Ein Bezug des neuen Fleischhuises sei frühestens im Frühjahr 2023 möglich.Josef Scherer

 

Das Projekt

Im Erdgeschoss gibt es einen überdachten Ablad und eine Stallung für die Tiere, einen Schlachtraum, eine Abstandhalle mit zwei Räumen für unterschiedliche Schlachttage. Dazu je einen Raum für Grobzerlegen und Wursten, einen Kühlraum sowie ein Raum, wo die Kunden ihre Ware selber vakuumieren und abholen können. Im 1. OG sind Personalräume, Büros, Technik, zudem hat es Platz für weitere spätere Kühlräume.  Im 2. OG werden zwei Wohnungen gebaut. Das Schlachthaus soll auch für Notschlachtungen dienen.