Prämienrabatte für Landwirte, die auf eine standortangepasste Bewirtschaftung und gute landwirtschaftliche Praxis setzen. Geht es nach der Schweizer Hagel, soll genau dies in Zukunft möglich sein.

Die neue, extreme Normalität

Die Zukunft, das sind vermehrt Überschwemmungen, Hitzewellen, Trockenheit und Stark-Extremwetter-Ereignisse. Nehme die Häufigkeit von solchen regelmässigen Klimarisiken zu, seien es eben nicht mehr Zufallsereignisse, sondern die neue Normalität. Und die stelle die Landwirtschaft und auch die Versicherer vor neue, grosse Herausforderungen.

Unter diesem Motto lud die Schweizer Hagel zur Pressekonferenz, an welcher sie informierte, wie sie auf diese neuen Herausforderungen reagiert.

Folgen für die Schweiz 

Für Europa und die Schweiz bewirke die neue Normalität eine Veränderung der Produktionsbedingungen. Die Versicherer erwarten: 

Trockene Sommer: Mit höheren Temperaturen, weniger Niederschlägen und längeren Sommer-Trockenheits-Perioden.

Heftige Niederschläge: Eine Zunahme der stärksten jährlichen Eintagesniederschläge und eine höhere Wahrscheinlichkeit von «Jahrhundertereignissen» und somit Überschwemmungen.

Die neue Normalität hat man dieses Jahr bereits in der Schweiz gespürt. Während vor allem die Westschweiz unter Hitzewellen litt, waren im August die Ostschweiz, das Wallis und der Süden von Unwettern mit Starkniederschlägen und Stürmen betroffen. Allein zwischen dem 11. und dem 12. Juli gingen bei der Schweizer Hagel rund 2000 Schadenmeldungen (erwartetes Total an Schadenmeldungen im Jahr 2023: 5500) ein.

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Folgen für die Versicherer

Die Versicherer treffen diese Ereignisse, sie planen Gegenmassnahmen in ihren Kernbereichen:

Risikostreuung: Mit einer Diversifizierung der Versicherungsprodukte und mittels geografischer Diversifizierung – also einer Vergrösserung der Abdeckung der Versicherten, da solche Extremereignisse häufig nur regional begrenzt auftreten.

Risikobewertung: Neubeurteilung hinsichtlich Ausmass und Eintrittswahrscheinlichkeit sowie der potenziellen Auswirkungen auf die Versicherungsdeckung. Dazu baue man bei der Schweizer Hagel ein Forschungs- und Entwicklungsteam auf.

Abschätzung: Mehr Schäden bedeutet mehr Aufwand für die Versicherer. Hier möchte man in Zukunft vermehrt auf «Fernerkundung», zum Beispiel auf den Einsatz von Satelliten und Bodensonden, setzen.

Resilienz - Wiederstandsfähigkeit erhöhen

Da Studien zeigen, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) eines Produktionssystems erhöht, prüfen die Versicherer zudem verschiedene Varianten, wie sie den Zusammenhang zwischen einer optimierten Bewirtschaftung und einem Versicherungsprodukt herstellen können.

Studie zu nachhaltigen Ackerbaumethoden in Auftrag

Dazu habe man in Zusammenarbeit mit der Fenaco die Studie «Klimaresilienter Ackerbau 2035» bei Agroscope in Auftrag gegeben. Die Studie soll aufzeigen, wie die Schweizer Ackerflächen den Auswirkungen des Klimawandels trotzen können.

Die Resultate, welche diesen Dezember erscheinen, werden für die Planung von zukünftigen Versicherungsprodukten mitberücksichtigt. Es ist also denkbar, dass in Zukunft ein Landwirt, der zum Beispiel einen besonders trockenheitsresistenten Weizen anbaut, von Prämienrabatten profitiert.
 

Kennzahlen Schweizer Hagel 2023
-Totale Versicherungssumme 2,1 Mia Fr.
-Nettoprämie 52,1 Mio Fr.
-Versicherte Fläche 244'686 ha
-Versicherte Betriebe 20'258

Schadenssituation 2023
-Erwartete Schadmeldungen: 5'500 (Vorjahr 9'950)
-Erwartete Schadenssumme: 22 Mio (Im Vorjahr bedeutend höher)
-Betroffene Kulturen: Ackerkulturen, Gemüse, Wein, Obst und Beeren

Rückblick Klima 2023
-Fünftwärmster Sommer seit Messebegin 1864 mit ausgeprägten Hitzewellen
-Unterdurchschnittlicher Niederschlag in der Westschweiz
-Leicht unterdurchschnittlicher Niederschlag im Wallis, Süden und der Ostschweiz als Folge von Unwetter mit Starkniederschlägen gegen Ende August

Frage an den Fachmann Wie bewerten Schadenexperten der Schweizer Hagel die Trockenheitssituation? Wednesday, 2. August 2023