Anfang Juli fand auf dem Biohof Schüpfenried die Jahrestagung Biogemüse des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) statt. Beim Podiumsgespräch im Anschluss an die Tagung standen sich Detailhändler, der Lebensmittelhersteller «Hilcona», Bio Suisse und die Vereinigung Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) gegenüber. Wobei dies nur metaphorisch gemeint ist – tatsächlich sassen alle in Reih und Glied vor dem Publikum und präsentierten ihre Statements.
Thema waren die Zusammenarbeit in der Corona-Zeit und Food Waste. Die Diskussion begann mit der Frage, wie in einer solch ausserordentlichen Lage wie der Corona-Pandemie die Zusammenarbeit des Handels mit den Produzenten gestaltet wird: «Man muss zusammen über die Mengenplanung sprechen, so wird auch die entsprechende Verbindlichkeit hergestellt», meinte Stephan Blunschi, Bereichsleiter Einkauf Früchte und Gemüse der Migros. «Das Risiko bei der Planungsabweichung muss dann selbstverständlich aber auch geteilt werden, da braucht es Verständnis von beiden Seiten.»
Food Waste minimieren
Nicht nur Planung oder Kostensteigerungen wurden bei der Diskussion thematisiert: Die Frage, wie Food Waste minimiert werden kann, kam auch auf den Tisch: Die Migros sei europaweit die Einzelhändlerin mit den tiefsten Verderbszahlen, sagte Stephan Blunschi. Man sei noch nicht am Ziel, doch das grosse Problem sei nicht der Verlust, der im Laden entsteht, sondern derjenige beim Konsumenten oder beim Produzenten.
Weiter ging er auf die Massnahmen ein, die die Migros trifft, um weniger Verluste zu generieren. Produktenormen seien per se nichts Schlechtes: Mittels Normen könne den Produzenten gezeigt werden, was wirklich verkaufsfähig sei. So könnten sie sich danach richten, dies sei auch ein Weg, Food Waste zu reduzieren, meinte er.
Einschränkungen beim Verarbeiten
Produktenormen, oder genauer gesagt, die vorgegebenen Formen des Gemüses, wurden auch von Andreas Messerli, Hilcona Agrar AG, angesprochen: «Meist denkt man über die Verarbeitungsindustrie, dass es sowieso möglich wäre, alles zu verarbeiten. Dem ist nicht so.» Dabei sprach er konkret die doppelte Dämpfzeit von unförmigen Karotten an. Mehr Food Waste und zusätzlicher Energieverbrauch seien die Folge.
Normen in Zeiten der Pandemie
«Bio Suisse hat in den letzten Jahren die Kampagne der Stiftung Push unterstützt, bei der es darum geht, die Konsumenten auf die Thematik aufmerksam zu machen», sagte Balz Strasser von Bio Suisse zum Thema Produktenormen und Food Waste. Er finde es interessant, dass in der Corona-Zeit Abweichungen von Produktenormen plötzlich möglich waren. «Abweichungen waren in der Corona-Zeit kein Problem, weil weniger Ware verfügbar war», entgegnete Stephan Blunschi von der Migros. «Doch wenn diese Produkte zusammen mit den der Norm entsprechenden Produkten in den Verkauf kommen, werden sie nicht gekauft.»
Eine verstärkte Kommunikation würde laut Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) die Situation leicht verbessern: «Wenn man die Qualitätsnormen derart anpassen würde, dann braucht es eine kommunikative Begleitmassnahme am Verkaufsort. Ansonsten bleiben sie tatsächlich liegen.»
Plastik per se schlecht?
Gegen Ende der Runde konnten noch Fragen an die Diskutierenden gestellt werden. So wurde beispielsweise noch der hohe Plastikverschleiss durch die Verpackung der Produkte angesprochen.
Dabei entgegnen die Vertreter des Detailhandels, dass zum einen die Verdunstung der Produkte und die Manipulation des Kunden beim Offenverkauf zu mehr Food Waste führten. «Plastik ist im nachhaltigen Sinne sehr oft die beste Verpackung, emotional gesehen ist es immer die schlechteste Lösung», meint Stephan Blunschi von der Migros dazu. Der Trend hingegen ginge stärker in den Offenverkauf.