Reben mögen es warm und sonnig. Diesbezüglich gab es heuer kaum zu klagen. Die Schweiz erlebte einen der wärmsten Sommer seit Messbeginn 1864. Der Oktober war sogar rund 4 Grad wärmer als das langjährige Mittel. Zwar war in vielen Regionen der Regen knapp, jedoch sind hier die regionalen Unterschiede gross. Entsprechend konnten die meisten Winzer eine hervorragende Ernte einbringen.
Gute Zuckergehalte
Die Auswertung der Erntemengen zeigen, unter dem Strich war die Ernte in jedem Kanton höher als das zehnjährige Mittel. Insbesondere beim Blauburgunder ist die Ernte deutlich höher als in den Vorjahren. Beim Müller-Thurgau zeigt sich in den niederschlagsarmen Gebieten eine schwächere Ernte. Im wichtigsten Weinbaukanton Zürich liegt die diesjährige Gesamternte um 29 Prozent über dem Zehnjahresmittel. Hier liegen die Oechslegrade bei 77,3 Oe°. Spitzenreiter bei der Süsse ist der Kanton Basel-Stadt mit 84,4 Oe°. Dank dem warmen Sommer fand teilweise die Ernte so früh wie noch nie statt. Die Trauben wurden dadurch richtig reif und fruchtig und die Winzer konnten den idealen Erntezeitpunkt dank gutem Wetter aussuchen.
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Mehr resistente Sorten
In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr laut Agrarbericht auf 14'629 Hektaren Reben angebaut. Dabei zeigt sich bei den weissen Rebsorten ein leichter Anstieg um 0,3 Prozent auf 6443 Hektaren, bei den roten Rebsorten war ein Rückgang von einem Prozent auf 8186 Hektaren zu verzeichnen. So machen weisse Sorten rund 44 Prozent und rote Sorten 56 Prozent der Anbaufläche aus. Weitaus wichtigste Sorte mit 3802 Hektaren ist der Pinot Noir, gefolgt vom Chasselas mit 3573 Hektaren. Beide Spitzensorten haben leicht an Fläche verloren. Es ist ein Trend zu Spezialitäten und pilzresistenten Sorten spürbar. Konstant ist die Fläche der drittplatzierten Sorte, des Merlot, die auf 1217 Hektaren angebaut wird. Im Vergleich dazu konnten die pilzresistenten Sorten von 2020 bis 2021 um 40 Hektaren zulegen und werden mittlerweile auf 409 Hektaren angebaut.
Höherer Weinkonsum
Die diesjährige gute Weinernte ist umso erfreulicher, als im vergangenen Jahr historisch tiefe Erträge verbucht werden mussten. Frost im Frühling, starke Niederschläge und gar Hagel liessen die Ernte 2021 teils zu einem Totalausfall werden. Es wurden in der Folge nur 61 Mio Liter Wein produziert, 36 Prozent weniger als die durchschnittliche Menge der letzten zehn Jahre von 95 Mio Liter. Gleichzeitig wurde in der Schweiz mehr Wein getrunken. 2021 nahm der Gesamtweinkonsum verglichen mit 2020 geringfügig um 4,9 Mio Liter auf 255 Millionen Liter zu. Dieser Anstieg ist vor allem auf den Weissweinkonsum zurückzuführen, der um 4 Mio Liter auf insgesamt 88,2 Mio Liter anstieg und damit die höchste Menge seit 2013 erreichte.