Anfang Winter blicken die beiden Landwirte Matthias und Samuel Schwarz auf die Ernte ihrer zweieinhalb Hektaren Reben auf ihrem 30-Hektaren-Hof zurück. «Wir hatten heuer eindeutig viel Glück mit unseren Reben», zieht Matthias sein Fazit. Sein Bruder Samuel präzisiert: «2024 blieben unsere Reben vom Hagel fast vollständig verschont und wir hatten nur geringe Frostschäden.»
Falscher Mehltau
«Heuer war der Falsche Mehltau das Problem in unseren Rebbergen», erinnert sich Samuel. Aus drei Gründen bekamen sie ihn in den Griff. Erstens habe ihre Querstromspritze den Spritznebel fein verteilt, sodass er überall hin, auch unterhalb die Blätter, gelangte. Zweitens hätte man dank sehr guter Prognosemodelle von Agrometeo die Reben rechtzeitig behandeln können, bevor Schaden entstand. Drittens hätte es sich im nassen Jahr bewährt, lieber einmal zu viel als zu wenig beim Pflanzenbauberater Rat einzuholen.
Robuste Sorten bewähren sich
Die Piwi-(pilzwiderstandsfähige) Sorte Solaris habe sich im nassen Jahr bewährt, ergänzt Matthias Schwarz. Allerdings litt die Sorte Solaris unter der Schafskälte Mitte Juni, haben die Gebrüder Schwarz beobachtet. «Trauben verrieselten, was die Ernte reduzierte», hat man auf dem Zelglihof festgestellt. Verrieselung bedeutet, dass kleine Beeren vom Stielgerüst abgestossen werden. Auch Riesling-Silvaner verrieselte, diese Sorte kompensierte jedoch mit grösseren Beeren. Bei der Sorte Pinot Noir lag die Erntemenge nahezu im Durchschnitt der letzten Jahre.[IMG 2]
Bei der Sorte Pinot Gris lag die Erntemenge unter dem Durchschnitt mit guten 100 °Oechsle (Oe). «Die Sorte Pinot Noir erreichte gute 95 °Oe, gehofft hatten wir auf mehr, aber dazu fehlte die Sonne», zieht Matthias Schwarz sein Fazit. Dort, wo die Messungen unter 95 °Oe lagen, wurden die Trauben zum Schaumwein «Bödeler Grand Vin Mousseux Brut AOC Aargau» verarbeitet. Der Kälteeinbruch im September verzögerte zwar die Traubenlese, habe aber die Kirschessigfliege gestoppt, ergänzt Matthias Schwarz.
Auf dem Zelglihof werden 27 Mutterkühe und deren Nachwuchs gehalten und Ackerbau betrieben. Am meisten Arbeitsstunden fallen aber im Rebberg an. Das fängt mit dem Schnitt an. Zuerst wird ein Teil der Reben maschinell vorgeschnitten, dann wird von Hand der Winterschnitt gemacht, die Drahtgerüste werden kontrolliert und wenn nötig repariert und die Rebbögen werden am Drahtgestell angebunden.
Diese Arbeiten sind bis Ende März erledigt. Dann folgt das Ausbrechen der überschüssigen grünen Triebe, die Traubenzone wird ausgelaubt und der nötige Pflanzenschutz durchgeführt. Im Sommer erfolgt die Ertragsregulierung und im Herbst die Traubenlese. Familie Schwarz kann für Arbeiten im Rebberg auf eine grosse Helferschaft zählen. Sie schätzt die Arbeit in der Natur, die Geselligkeit in den Pausen, beim Mittagessen und bei einem Glas Wein.
Auszeichnung bringt Kunden
Heuer hat der Zelglihof neben Wein auch 3000 Flaschen roten und weissen Traubensaft hergestellt. «Damit können wir unserer Kundschaft auch ein alkoholfreies Getränk anbieten», erklärt Matthias Schwarz. Dieser werde über die Festtage rege im Hofladen gekauft, welcher kürzlich zu einem der zehn schönsten Hofläden der Schweiz erkoren wurde. Die Auszeichnung habe spürbar den Verkauf angekurbelt. «Unser Hofladen ist noch bekannter in der Region und wir erhielten Aufträge für Geschenkkörbe mit Hofprodukten», schildert Samuel Schwarz.
Weniger Aargauer Wein
Der Aargau ist ein bedeutender Deutschschweizer Weinbaukanton, jedoch wird fast der gesamte Wein im Kanton selbst getrunken. Heuer wurden im Aargau 381 Hektaren Reben kultiviert, heisst es im Weinlesebericht 2024 des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg. Die Gesamternte betrage insgesamt 1591 t Trauben, dies entspreche 11 457 Hektoliter Wein. Die Menge liege 31 % unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre oder 37 % unter der letztjährigen Ernte. 98 % des Traubenguts hat AOC-Qualität. Das mittlere Mostgewicht von Pinot Noir wurde bei 91,4 °Oe und beim Riesling-Sylvaner bei 78,3 °Oe gemessen.