«Zum ersten Mal z Bärg und schon hat ihn das Alpvirus gepackt: «Ich weiss nicht wieso, aber wenn du am Morgen aufstehst, die Kühe bei Sonnenaufgang von der Weide holst, kommen da Glücksgefühle auf, die kannst du gar nicht beschreiben, die muss man einfach erlebt haben», sagt Frank Amstutz. Aber schon bald ist dieses Alp-Feeling wieder vorbei, nächste Woche ist Alpabzug und es geht für den dreifachen Familienvater und seine 56 Kühe wieder nach Hause in den Berner Jura nach Mont-Tramelan.
Ein Traum ging in Erfüllung
Einmal z Bärg, davon träumte Frank Amstutz seit jeher. Als er letztes Jahr den Zuschlag für die Wengernalp bekam, schlug sein Herz ein paar Schläge höher. «Ich habe mich mächtig auf die Herausforderung gefreut», sagt der begeisterte Züchter. Es wurden aber auch Stimmen laut wie: Deine grossrahmigen Holstein- und Red Holsteinkühen seien nicht gemacht für die Alp oder: Dass wirst du nie schaffen, war der Tenor einiger Kritiker. Nichtsdestotrotz: Am 4. Juni war Alpaufzug, zu Fuss ging es von Lauterbrunnen über Wengen auf die Wengernalp auf 1800 m ü. M. (die BauernZeitung berichtete).
Nie den Tierarzt rufen
Nach fast 90 Tagen hat es Frank Amstutz allen gezeigt, dass er und seine Kühe wie gemacht sind für die Alp. Die BauernZeitung hat ihn diese Woche noch einmal besucht. Ihm, seinem Käser Ernst und den 56 Kühen geht es prächtig. Gut, vielleicht hat Frank Amstutz ein wenig abgenommen? «Es ist schon streng», sagt er lachend «aber das gefällt mir.» Nicht nur der Käse sei gut geraten auch betreffend Tiergesundheit kann sich der Landwirt nicht beklagen. «Ich musste den Tierarzt den ganzen Sommer nie rufen» hält er fest. Dabei haben immerhin sieben Kühe auf der Alp abgekalbt, die jeweils ein gesundes Kalb auf die Welt brachten. «Zwei, drei Kühe hatten ein wenig Klauenprobleme, das wars», sagt der Züchter. «Es freut mich natürlich, dass meine Holsteinkühe alptauglich sind», so Amstutz. Natürlich brauche es enorm viel Glück, ohne Tierarztkosten quasi über den Sommer zu kommen. Und noch eines viel dem Züchter auf: «Vom ersten Tag an gingen die Kühe fast von selber in den Stall, wie sie es schon mehrere Sommer getan hätten», beobachtete er. «Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies ein Zusammenhang mit dem Kriechstrom haben könnte, der in vielen neuen Ställen ein grosses Problem ist.» Die Alpställe seien halt noch aus Holz, wenig mit Eisen und Stromkabeln versehen.
Je länger der Sommer auf der Wengernalp dauerte, desto mehr Muskeln waren nötig: Wenn die Käserei getan und alles blank geputzt ist, müssen nämlich im Käselager die Laibe aus den Regalen gehievt, gewendet und mit Salzwasser abgerieben werden.
Viel Arbeit
«Wenn der Käsekeller voll ist, wie jetzt und ich bin alleine, muss ich schon mit drei Stunden Arbeit rechnen», sagt Frank Amstutz. Zurzeit hat der Landwirt aber Glück: Seit ein paar Tagen verweilt sein vierzehnjähriger Sohn Jonas für ein paar Tage auf der Alp und hilft ihm tüchtig bei der Arbeit mit. Die Käsepflege und das saubere Arbeiten beim Käsen hat sich aber gelohnt: Ihr Berner Alpkäse AOP, die Mutschli, ihre Eigenkreation der Lauberhornkäse oder die Alpbutter finden bei den Touristen grossen Absatz. «Viele Wanderer kommen bei uns vorbei», sagt er. Auch ein Alpkiosk, der auf der Wanderroute für auf die Kleine Scheidegg stationiert ist, wird häufig aufgesucht. «Und unser Käser in Tramelan bietet meinen Käse unter dem Namen «Franks Mutschli» in seinem Laden» an, sagt der Landwirt anerkennend. Auch die Ladenkette Manor zeige grosses Interesse an seinem Käse. «Es wird sich zeigen, ob ich es in die Manor-Regale schaffe», sagt Amstutz lachend. Aber eines ist für ihn klar: Damit man seinen Käse verkaufen könne muss man sich bewegen, denn von nichts komme nichts. «Irgendwie muss ich ja meine fünf bis sechs Tonnen Käse an den Mann, beziehungsweise an die Frau bringen».
Gerne noch geblieben
Nächste Woche ist also Schluss mit dem ersten Alpsommer von Frank Amstutz. «Ich wäre gerne noch vierzehn Tage länger geblieben», hält der Züchter fest. Aber das Gras neige sich dem Ende zu und obwohl die ganze Alp 620 ha umfasse, fressen die zirka 200 Tiere der drei Senntums, doch recht viel. «Wir hatten im Allgemeinen gutes Wetter, etwas viel Niederschläge», sagt er rückblickend. Nicht nur das Älplerleben wird Frank Amstutz vermissen, auch die vielen Besuche und Kontakte werden ihm fehlen. «Ich hatte sicher gegen 200 Besucherinnen und Besucher auf der Alp», rechnet der Landwirt vor. «Ich bin halt ein geselliger Mensch», sagt er lachend. Manchmal habe er leider zu wenig Zeit für seine Gäste gehabt. Dies könne er ja nächstes Jahr nachholen, oder wird es etwa keinen weiterer Alpsommer mehr geben? «Die Zeichen stehen gut, dass ich nächstes Jahr wieder mit meinen Kühen auf der Wengernalp anzutreffen bin. Aber dann mit einer Person mehr, eine Köchin für drei Monate wäre schon nicht schlecht», sagt er lachend.