Kurze Transportwege für die Tiere, Regionalität und weniger Zwischenhandel sind wichtige Pluspunkte der Direktvermarktung von Fleisch. Dazu kommt, dass es dem verantwortungsbewussten Konsumenten so möglich ist, einen persönlichen Einblick in den Herkunftsbetrieb zu erhalten. Für die Landwirtschaft kann die Direktvermarktung ein Weg sein, um mehr Wertschöpfung auf dem eigenen Betrieb zu erzielen.

Mehrere Schlachtbetriebe in Schwyz

Um Fleisch direkt zu vermarkten, benötigt es aber nicht nur Tierhalter und entsprechende Verkaufskanäle. Entscheidend ist auch die Möglichkeit, Tiere lokal zu schlachten und das Fleisch zerlegen und abpacken zu können. Den Schwyzer Bauern stehen aktuell über den ganzen Kanton verteilt noch mehrere Metzgereien mit eigenen Schlachtbetrieben zu Verfügung, welche Lohnschlachtungen anbieten und wo das Fleisch bei Bedarf auch portioniert und abgepackt werden kann.

Eigenständiges Unternehmen in Uri

Anders ist die Situation im Kanton Uri, wo es nur noch einen Schlachtbetrieb gibt. Fast alle Tiere, deren Fleisch direkt vom Bauern zum Konsumenten geht, werden in der Ürmetzg AG geschlachtet. Das Unternehmen mit gegen 20 Mitarbeitenden wird schon seit Jahren erfolgreich von Walter und Luzia Herger geführt.

Die Ürmetzg AG, welche 2011 eröffnete wurde, hat in ihrem Leitbild explizit aufgeführt, Notschlachtungen auszuführen und Lohnschlachtungen anzubieten. Die Gebäulichkeiten in Altdorf haben sie von der Ürner Fleisch AG gepachtet. Die Aktionäre der Ürner Fleisch AG sind hauptsächlich die Urner Bauern, die kantonale Viehversicherung sowie einzelne weitere Privatpersonen.

Jährlich 2600 Schlachttiere in Uri

«Die Zusammenarbeit mit der Ürmetzg AG läuft hervorragend, für uns stimmt das System, dass diese als eigenständiges Unternehmen arbeitet», so Raphael Bissig, der Sekretär der Ürner Fleisch AG. Einen Teil der jährlich rund 2600 im Betrieb geschlachteten Tiere verarbeitet und vermarktet die Ürmetzg AG mittlerweile erfolgreich selber. Das Angebot der Lohnschlachtungen ist aber für viele Urner Bauernbetriebe und ihre Direktvermarktung sehr bedeutend und wird stark nachgefragt. «In den Räumlichkeiten wird es teilweise eng, vor allem im Herbst, wenn Alplämmer, Wild und viele Alpschweine zur Schlachtung kommen», so Raphael Bissig.

Betriebsleiter in Obwalden

Auch in Obwalden wird der grösste Teil der über die Direktvermarktung abgesetzten Tiere an einem Standort geschlachtet. Bisher geschah das im Schlachthaus Ei in Sarnen, zukünftig in einem imposanten Neubau in Kerns. Die noch im Bau stehenden Gebäulichkeiten sind im Besitz der Genossenschaft Fleischhuis, welche mittlerweile knapp 400 Mitglieder zählt.

Grosses Einzugsgebiet der Fleischhhuis Obwalden AG

«Der grösste Teil unserer Genossenschafter sind Bauern aus den Kantonen Obwalden, Nidwalden, Luzern und vom Hasliberg im Kanton Bern», erklärt Vorstandsmitglied Daniel Blättler. Für den operativen Betrieb wurde 2021 die Fleischhhuis Obwalden AG gegründet. Am noch aktuellen Standort in Sarnen werden jährlich um die 600 Stück Grossvieh, 700 Kälber und rund 2300 Schweine geschlachtet. Künftig soll die Schlachtleistung je nach Angebot und Nachfrage und den Möglichkeiten der Ressourcen tendenziell gesteigert werden. Im Neubau sei ein kleiner Verkaufspunkt vorgesehen, um die Produktepalette auch gegenüber der privaten Bevölkerung bekannter zu machen, so Daniel Blättler. Der Hauptfokus werde aber auch in Zukunft bei den Lohnschlachtungen liegen.

Ideenaustausch Wertschöpfung im Kanton Schwyz
Mit der neuen Landwirtschaftsstrategie will der Kanton Schwyz günstige Rahmenbedingungen für die Bauernsame schaffen und eine wettbewerbsfähige, standortgerechte und ökologische Landwirtschaft unterstützen. Dabei sollen auch insbesondere die regionale Zusammenarbeit gestärkt und die Wertschöpfung gefördert werden. Neben klassischen Investitionsvorhaben könnten zu diesem Zweck auch innovative Projekte in der Vermarktung oder die regionale Verarbeitung unterstützt werden.

Online-Veranstaltung
Um den Hebel zukünftig an der richtigen Stelle anzusetzen, haben das Amt für Landwirtschaft des Kantons Schwyz und der Verein «Ländlicher Marktplatz Urschwyz» die Branche Ende Mai und Anfang Juni anlässlich zweier Online-Veranstaltungen zum Ideenaustausch «Wertschöpfungssteigerung» eingeladen.

Bescheidenes Interesse
Ziel der Veranstalter war, herauszuspüren, welche aktuellen Probleme in der kantonalen Wertschöpfungskette bestehen und mit welchen Lösungsansätzen diese zu beheben wären. Trotz der Möglichkeit, an dem Anlass online teilzunehmen, war die Teilnehmerzahl sehr bescheiden, entsprechend wenig neue Erkenntnisse konnten gewonnen werden.