Die diesjährige Ernte ist eingebracht, das meiste Geld liegt auf dem Konto, und viele Rechnungen sind schon bezahlt. Bald schon wird wieder Bilanz gezogen zur finanziellen Situation der Bauernbetriebe im Jahr 2023. Einen Blick in die Vergangenheit, aber auch Schlüsse für die wirtschaftliche Zukunft bietet die letzte Woche veröffentlichte Auswertung von rund 220 Luzerner und einigen Zuger Buchhaltungsergebnissen des Jahres 2022 durch die Agro Treuhand (AT) Sursee.

Einkommen recht konstant

Zwar sei das landwirtschaftliche Einkommen (LE) der im Schnitt 23 ha grossen und 50 GVE umfassenden Betriebe mit knapp 76'000 Franken ähnlich wie im Dreijahresschnitt und nur geringfügig tiefer als im Vorjahr, hat Joel Häfliger von AT festgestellt, welcher die Statistik erstellte. Die Unterschiede sind aber wiederum beträchtlich. In den Bergzonen (54 000 Franken) lag das Ergebnis im Schnitt 30 000 Franken tiefer als in der Talzone (85 000 Franken).

Die einkommensmässig stärksten Betriebe seien die über 30 ha grossen und tierintensiven «kombinierten Betriebe» im Talgebiet. Allerdings seien in dieser Kategorie auch einige Betriebs- und Generationengemeinschaften, sodass die Gewinne auf mehrere Personen aufzuteilen seien, heisst es in der Beurteilung. Und überhaupt sei diese Zahl zum Einkommen eigentlich nicht sehr aussagekräftig, da stark abhängig von der Höhe der Abschreibungen oder vom ausgewiesenen Aufwand für Unterhalt, sagt Häfliger.

Raps brillierte

Die Erträge haben über alle Betriebe sowohl im Pflanzenbau, der Tierhaltung wie bei den Direktzahlungen pro Hektare zugenommen, und auch in absoluten Zahlen um 23'000 Franken. Beim Ackerbau werden die rekordverdächtigen vergleichbaren Deckungsbeiträge (vDB) von über 4500 Franken pro ha beim Raps erwähnt. Hohe Erträge und hohe Preise waren dafür ausschlaggebend. Gewarnt wird allerdings, sich davon nicht blenden zu lassen und keine falschen Schlüsse für die künftige Rendite dieser Ölsaat zu ziehen, zumal die Preise im laufenden Jahr schon wieder deutlich tiefer liegen. Bei Wintergerste und Futterweizen lagen die vDB im Mehrjahresschnitt, während Brotweizen letztes Jahr deutlich höhere vDB brachte.

Auch bei der Milch lagen die Erträge über dem Dreijahresschnitt. Trotz höheren Produktionskosten, so bei Futtermitteln, konnte der vDB Milch vor allem wegen den besseren Milchpreisen um 400 Franken pro GVE gesteigert werden.

Schweine katastrophal

Klar darunter lagen die Erlöse aber in der Schweinehaltung, teils seien die Mindereinnahmen aber in der Statistik durch andere Betriebszweige kompensiert worden. «Es war aber ein katastrophales Jahr vor allem für die Schweinezüchter», sagt AT-Leiter Peter Estermann. Tiefe Erlöse bei den Tierverkäufen, die hielten bis Mitte des laufenden Jahres an, und höhere Kosten bei den Futtermitteln waren zu verkraften. Noch nie seien mit 925 Franken pro Sau so tiefe Deckungsbeiträge ausgewiesen worden, seit Auswertungen gemacht würden. Anderseits stiegen sämtliche Strukturkosten. Erstaunlich sei gerade in der Schweinezucht die sehr grosse Streuung bei den Deckungsbeiträgen. Von sehr tiefen bis über 1600 Franken pro Sauenplatz zog sich die Spannbreite. «In guten Jahren geht diese Schere sogar noch weiter auf.»

Kosten steigen weiter

Schon 2022 war auf den Luzerner Bauernhöfen der Direktaufwand pro Hektare 500 Franken höher und sogar 1000 Franken über dem Fünfjahresschnitt. Dafür ausschlaggebend waren – nicht verwunderlich in diesen Krisenjahren – die Teuerung bei den Produktionsmitteln Dünger, Futter, Saatgut und Energie. Auch die Personalkosten seien weiter gestiegen und lagen über dem Dreijahresschnitt. Angezogen haben auch die Maschinenkosten, nach einem leichten Rückgang im Jahr 2021. Allerdings würden die Abschreibungen je nach Betriebstyp und Steueroptimierung unterschiedlich verlaufen, erklärt Estermann. Zur Vorsicht mahnt er wegen den steigenden Zinsen. 2022 sei der Zinsaufwand zwar noch sinkend gewesen. «Die Kosten für Schuldzinsen werden in den kommenden Jahren aber deutlich ansteigen.» Und er weist auf den hohen Fremdfinanzierungsgrad von 55 Prozent hin. Die Teuerung werde die Bauernbetriebe weiter beschäftigen. «Das Kostenbewusstsein bleibt entscheidend.»

Konstanz für 2023 erwartet

Für das laufende Jahr hat Estermann bezüglich Einkommen ähnliche Erwartungen wie für 2022. Die Rendite werde bei Schweinen tief bleiben, zumal sich seit Mitte Jahr nur eine leichte Besserung bei den Preisen abzeichnete. Bei der Milch würden konstant gute vDB erwartet, da die Milch- und Viehpreise nicht schlechter sind. Keine grossen Veränderungen gebe es wohl aufgrund der durchschnittlichen Erträge auch im Ackerbau. Und bei den Kosten sei die Steigerung dieses Jahr weniger ausgeprägt als im Vorjahr. «Die bleiben aber auf hohem Niveau.»