Eigentlich gab es in diesem Jahr beim Schlachtvieh kaum Anlass zur Klage. Die Konsumenten besannen sich auf die einheimische Produktion und durch die Reisebeschränkungen ging der Einkaufstourismus deutlich zurück. So konnten die Produzenten von einer freundlichen Nachfrage und guten Preisen profitieren. Mit einer Ausnahme: Den Schweinen. Zwar war auch hier die Nachfrage sehr gut, was wohl einen noch ruinöseren Preiszerfall verhindert hat, es verhinderte aber auch, dass die Produktion auf die Bremse trat. So werden, trotz Rückstau bei den Jagern und Mastschweinen, zu viele Sauen belegt. Was in den vergangenen Jahren erwirtschaftet wurde, wird nun draufgelegt, denn die Preise sind nicht mehr kostendeckend.
[IMG 3]
Defizitäre Produktion
Im März 2020 erreichten die Jager mit Fr. 9.50/kg LG ein Rekordpreis. Bis zum Dezember vor einem Jahr sank dann der Preis auf 7 Franken je kg LG, ein 25 kg schwerer Jager kostete dann also 175 Franken. Heute kostet dieser Jager nur noch 97.50. Ebenfalls ist der Preis für Schlachtschweine seit März 2020 um einen Franken gesunken. Kosteten sie damals noch Fr. 4.60/kg SG, sind es heute nur noch Fr. 3.60 je kg SG. Damit haben sie fast einen Viertel ihres Preises eingebüsst. Die Züchter und Mäster haben also mehr Arbeit, eine höhere Produktion, aber ein tieferes Einkommen.
[IMG 4]
Produktivere Genetik
Im Sommer diesen Jahres publizierte das Bundesamt für Landwirtschaft die nebenstehende Infografik mit den Strukturen des Schweinemarktes. Gerechnet wurde mit den Zahlen von 2020 mit geschätzt 110'097 Zuchtsauen. Bereits damals war die Produktion im Inland eigentlich zu gross, doch der Lockdown sorgte für einen freundlichen Verbrauch, wodurch sich die Preise im Sommer noch halten konnten.
Seither ist die Anzahl Zuchtsauen nicht reduziert worden und ihre Produktivität ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. So setzen die besten Betriebe mittlerweile 30 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Hinzu kommen allgemein mehr lebende Ferkel pro Wurf, weniger Umrauschen, weniger Saugferkelverluste, so dass jede Sau Jahr für Jahr mehr Fleisch produziert. Konsequenterweise müsste die Anzahl Sauen reduziert werden.
[IMG 6]
Sinkender Konsum
2'455'594 Schweine wurden im laufenden Jahr geschlachtet, rund 40 000 mehr als im Vorjahr, was eine Produktionssteigerung von 1,6 Prozent ausmacht. Zu viel für den Markt. Mit dem Wiederaufleben des Einkaufstourismus’ und den Auslandreisen quoll der Markt über. Die Grossverteiler lancierten zahlreiche Aktionen um der Schweineflut Herr zu werden, doch der Preiszerfall und der Rückstau in den Ställen liess sich nicht verhindern.
[IMG 5]
Der Konsum von Schweinefleisch ist rückläufig. 2011 ass jeder Schweizer noch knapp 25 kg Schwein, heute sind es noch 21 kg. Insgesamt 28'346 t Schweinefleisch wurden im laufenden Jahr bis Oktober importiert, knapp 1000 t oder 2,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
[IMG 2]