«Klar ist, der Obstanbau ist in der heutigen Zeit sicher nicht der falsche Betriebszweig», so Samuel Wyssenbach, der Leiter Beschaffung Früchte bei Inoverde an der Zentralschweizer Pflanzenschutz- und Obstbautagung der Arbeitsgemeinschaft Zentralschweizer Obstproduzenten in Hünenberg ZG. Alle liebten Früchte und der Trend zur vegetarischen und veganen Ernährung biete ebenfalls Chancen. Der Anteil an Vegetariern habe sich seit 2015 fast verdoppelt. Der Apfel sei nach der Gruppe der Zitrusfrüchte die am stärksten konsumierte Frucht, noch vor der Banane.
Chancen für resistente Äpfel
Das Thema resistente Apfelsorten beschäftigt natürlich auch Wyssenbach. Dieser Markt sei noch in der Pionierphase. Allerdings könnten ertragsreiche und robuste Sorten die Produktivität steigern, die Kosten senken und dadurch zukünftig bestehende Hauptsorten ablösen. Die Züchtung sei also gefordert. Damit sich robuste Sorten am Markt durchsetzten, müssten alle Marktpartner mitziehen. Erste Detailhändler hätten zwar resistente Sorten bereits gelistet, allerdings sei die Platzierung in den Läden noch zu defensiv. [IMG 2]
Späte Zwetschgen gesucht
Potenzial sieht der Marktkenner bei späten Zwetschgen an späten Lagen. Während bei den Frühsorten eher eine Marktüberversorgung bestehe, sieht er für Zwetschgen, die im September und Oktober auf den Markt kämen, noch Möglichkeiten. Diese Lücke sei bisher mit Importen gefüllt worden. Während sich der Kilopreis für Schweizer Zwetschgen in den vergangenen Jahren auf rund 2 Franken stabilisiert habe, seien die Preise im Ausland tendenziell am Steigen, was die Schweizer Zwetschgen noch attraktiver mache. Leider würden momentan gute, grossfruchtige und späte Sorten aber noch fehlen. Zudem sei bei Kleinmengen die Logistik teuer, darum sei es empfehlenswert, dass eine Gruppe Produzenten gemeinsam ein Projekt lanciere.
Sicherer Absatz von Birnen
Auch bei den Lagerbirnen gebe es noch Marktchancen. «Seit Ende Dezember werden bereits Birnen importiert, da das Angebot deutlich kleiner ist als die Nachfrage.» SamuelWyssenbach wies aber auch bei dieser Kultur auf mögliche Risiken betreffs Schädlingen wie Birnenblattsauger hin. Dazu kämen eher späte und tiefere Erträge. Der Absatz sei aber gesichert.
Genug Biokirschen auf dem Markt
Während Covid sei zwar die Nachfrage nach Biofrüchten in die Höhe geschossen, mittlerweile habe sich auf dem Biomarkt jedoch etwas Ernüchterung eingestellt. Bio sei teurer und habe es in wirtschaftlich angespannten Phasen wie aktuell schwierig. Potenziale seien aber weiterhin vorhanden. Inoverde suche aktiv Produzenten von Biokernobst und Biozwetschgen. Hingegen ist der Biokirschenmarkt gemäss Samuel Wyssenbach übersättigt. «In den letzten Jahren gab es immer irgendwo grössere Ausfälle im Biokirschenanbau. Ich bin überzeugt, dass bei einem Vollertragsjahr die Preise für Biokirschen stark unter Druck kommen.»
