Mit rund zwei Wochen Verspätung gegenüber anderen Jahren ist die Spargelsaison heuer gestartet. Durch das kalte Wetter fiel die Ernte im April nur zaghaft aus. Dies erzählt der Seeländer Produzent Matthias Moser aus Worben BE, der auf zwei Hektaren weisse und auf drei Hektaren grüne Spargeln anbaut. Konkret konnte er nur rund 50 Prozent seiner normalen Tagesmenge von ca. 400 Kilo anbieten. Trotz gefühlt kalter Aussentemperaturen erwärmten sich die Spargelböden unter der Folie. Seit vergangenem Samstag kann nun der gewünschte Tagesbedarf geerntet werden.

Beim Grillen «nur» Beilage

Matthias Moser erklärt, dass die Saisonerntemengen jedes Jahr etwa gleich hoch sei, sofern nicht Wetterkapriolen dazwischenfunken. Startet die Saison später, gebe die Pflanze halt im Juni noch mehr Stangen her. Zu dem Zeitpunkt würden erfahrungsgemäss jedoch weniger Spargeln gekauft. «Sobald die Grillsaison startet, verkommt die Spargel von der Hauptspeise zur Beilage», bedauert Matthias Moser. Um möglichst früh Spargeln ernten zu können und damit die Nachfrage der Kunden zu stillen, müssen die Dämme daher doppelt gedeckt werden. «Mir ist bewusst, dass wir mit dem Plastikeinsatz eigentlich gegen die Natur arbeiten», resümiert der Landwirt. Der mit dem Doppelplastik verbundene hohe Aufwand muss denn auch über einen höheren Preis abgegolten werden. Die Frühware kostet 22 Franken pro Kilo.

In Zahlen
3000 Portionen Spargeln werden durchschnittlich am Spargelfest verkauft.
5–8 TonnenSpargeln wachsen pro Jahr auf einer Hektare (weiss eher 8, grün eher 5).
Ca. 7 % beträgt der Inlandanteil an Spargeln.
95 % des Grünspargels, den die Seeländer Spargel GmbH verkauft, wächst bei Matthias Moser in Worben BE.

Kein Preisunterschied

Die GmbH macht dabei keinen Unterschied zwischen Grün- und Weissspargel. Seit Mitte Woche liegt der Kilopreis nun bei 18 Franken. Die grünen schlagen zwar gegenüber den weissen mit weniger Ernteaufwand zu Buche, geben aber auch weniger Ertrag auf gleich grosser Fläche ab. Daher wird kein Preisunterschied gemacht.

Matthias Moser bildet mit Christian Hurni, Fräschels FR, sowie mit Christian Dick, Gurbrü BE, die Seeländer Spargel GmbH. Über diese Firma werden die jeweils produzierten Spargeln gemeinsam aufbereitet und vermarktet.

Krümeliger Boden hilft

Der Spargelanbau ist sehr zeitintensiv. Der Produzent erklärt, dass seine Saison bereits lange vor dem Verkaufsstart beginnt. Sobald das Feld befahren werden kann, beginnen die Vorbereitungsarbeiten. Der Boden wird gefräst, die Dämme werden hochgezogen und doppelt mit Folie bedeckt. Feinkrümelige Erde für die Dämme bildet den Grundstein für eine qualitativ gute Ernte. Denn nur so können die Spargeln gerade nach oben wachsen, erklärt Moser. Und das ist wichtig, denn: «Wir stellen hohe Ansprüche an unsere Qualität.» Trotz einer langen, rund dreimonatigen Saison mit durchwegs Siebentagewochen ist für ihn der Spargelanbau eine interessante Sache. «Es ist mega, die Wertschätzung für dieses Produkt zu erfahren, auf das die Kundschaft im Frühjahr so sehnlichst wartet», schwärmt der Landwirt, der auch Milchproduzent ist.

[IMG 2]

Das Fest beginnt

Anfang der Woche (vom 1. Mai 2023) nahm sich Matthias Moser Zeit für das Gespräch mit der BauernZeitung. Heute (Freitag, 5. Mai) hätte er keine Zeit mehr dafür, da um 16 Uhr das dreitägige Spargelfest der Seeländer Spargel GmbH beim Aufbereitungsstandort in Fräschels FR startet. «Noch letzte Woche habe ich gebibbert, ob wir die nötigen 3000 Portionen Spargeln zusammenbekommen», gesteht Matthias Moser am Dienstag. Doch diese Sorgen seien mittlerweile weggeblasen. Der Vollertrag könne seit vergangenem Samstag geerntet werden. Ab nächster Woche werde dann, nebst anderen Hofläden, Gastronomen und Marktfahrern, auch der Grosshandel beliefert. Gerade im Bezug mit den Grossverteilern sei wichtig, dass die Bauern zusammenhalten, sich an die Richtpreise halten und nicht unterpreisige Angebote machen. «Bei den Spargelproduzenten funktioniert dies in der Regel gut», freut sich Matthias Moser.

Weitere Informationen: www.seelandhof.ch / www.seelaenderspargel.ch 

Betriebsspiegel Seelandhof
Betriebsleiter Matthias Moser
Familie Partnerin Manuela, Kinder Jael, Lian, Lou, Joa
Mitarbeiter 6 Mitarbeiter, davon 4 zu 100 % bei Spargelernte, 1 Lehrling
Ort Worben BE
Ackerfläche 96 ha
Produkte Milchproduktion mit Aufzucht, Grossviehmast, Spargeln, Süsskartoffeln, Futterbau, Saatgerste, Weizen, Raps und Zuckerrüben
Viehbestand 70 Milchkühe, 35 Jungvieh, 100 Munimast