Stolz präsentiert Daniel Ulrich, aufgewachsen im Sattel, beim Besuch der Etzlialp die 30-jährigen, aber noch immer topmodern eingerichteten Alpgebäude. Den Wohnraum mit genügend Zimmern, gleich daneben die sehr gut ausgestattete Käserei, den Käsekeller, die Energiezentrale mit grossen Warmwasserspeichern, etwas entfernt das Wasserkraftwerk für die Stromproduktion, und weiter oben den kürzlich erweiterten Stall für die Alpschweine.

Immer lernfreudig

Hier, in einem Seitental des Maderanertals ob Bristen verbringt er, inzwischen mit seiner Familie, als Personalchef und mit eigenem Mietrecht auf der Genossenschaftsalp den Sommer. Den Winter über bewirtschaftet Daniel Ulrich einen Betrieb ob Schwyz. Es ist nicht der elterliche, sondern jener der Schwiegereltern, den sie kaufen konnten.

Vor 14 Jahren hat Ulrich als Klassenbester die Landwirtschaftsschule in Pfäffikon abgeschlossen. Danach folge die Bewährungsphase, wurde den Jungen vom Schuldirektor damals im März 2006 mitgegeben (siehe Zeitungsausschnitt). Ulrichs Weg hat sich gewährt, wenn auch einiges anders lief als ursprünglich geplant.

«Das Lernen ist mir schon immer sehr leicht gefallen, und ich bin wissbegierig», sagt Daniel Ulrich, rückblickend auf die Ausbildung. Er habe von der Schule wirklich viel lernen wollen, und deshalb auch die Freifächer Hühnerhaltung und Schweinehaltung belegt. Davon könne er heute profitieren.

Wissensmix bekommen

Schon während der Lehrzeit arbeitete er auf Betrieben mit Schweinehaltung, so bei Baptist Reichmuth in Schwyz. «Dort habe ich auch gelernt, sehr effizient zu arbeiten», denn auf dem Grossbetrieb mit damals 70 Kühen und 150 Zuchtsauen und 2000 Mastsauen gab es viel zu tun bei eher knappem Personal. Auch die ganze Entwicklung von dessen Agro Energie Schwyz habe er hautnah miterlebt.

Dem Betrieb Reichmuth ist er auch nach der Lehre treu geblieben, arbeitete dort während vielen Jahren weiter. Aber auch vom zweiten kleineren Lehrbetrieb in Trachslau mit Agrotourismus habe er sehr viel gelernt. Vom Wissensmix beider Betriebe könne er nun sehr profitieren.

Kritische Fragen zur Bildung

Das frühere Bildungssystem mit zwei Winterkursen und zwei Lehrjahren findet er noch heute sehr gut. Keineswegs überzeugt ist er, wenn von der drei- gar auf eine vierjährige Lehre gewechselt würde. «Den Bauern fällt es leichter, im Winter die Schulbank zu drücken, als wenn es draussen spriesst.» Auch von der Nachholbildung hält er wenig, «die Qualität ist einfach nicht gleichwertig».

Bauern sei immer sein Kindertraum gewesen. Obwohl ihn seine Lehrer wegen den guten Schulnoten zum Gymnasium drängten, war für ihn der Beruf Landwirt klar. «Auch in der Landwirtschaft braucht es gescheite Leute», argumentierte Daniel Ulrich.

«Mit schönen Kühen sind noch keine Rechnungen bezahlt.»

Daniel Ulrich mahnt die jungen Bauern, sich nicht blenden zu lassen.

Es kam anders im Leben

Eigentlich wäre er auf dem elterlichen Betrieb in Sattel als Hofnachfolger vorgesehen gewesen. Als er aber seine spätere Frau Margrit kennenlernte, änderte sich die Situation. Daniel konnte beim Kälbermast-Betrieb der Schwiegereltern einsteigen. So übernahm sein Bruder den elterlichen Betrieb in Sattel.

Erstmals den Sommer über auf der Etzlialp war er 2011, «das war schon immer ein Bubentraum». Den Winter über arbeitete er weiterhin auf dem Betrieb Reichmuth. Im gleichen Jahr absolvierte er im Alter von 25 Jahren die Meisterprüfung. In dieser Zeit lernte er seine künftige Frau Margrit kennen, zog nach dem Alpsommer gleich auf deren gepachteten Betrieb hoch über Schwyz. 2013 konnten sie den Betrieb der Schwiegereltern kaufen.

Älplern ist Leidenschaft

Den Sommer über verbrachten sie auch künftig auf der Etzlialp, «das ist unsere Leidenschaft». Den auswärtigen Nebenerwerb über den Winter, teils auch auf dem Bau, reduzierte Daniel kontinuierlich. Zumal auch der Betrieb Binzenberg vergrössert werden konnte und der Viehbestand von 12 auf 20 Kühe zunahm. «Wir haben das klare Ziel, vom Nebenerwerb zum Vollerwerb zu wechseln», betont Ulrich. Mit der Intensivierung sowohl des Heim- wie des Alpbetriebes ist das ab diesem Jahr nun gelungen. Auf der 140 ha grossen Etzlialp sind Ulrichs von der Genossenschaft, bestehend aus zehn Bauern, angestellt und schauen zu deren 80 Kühe, inklusive der 13 eigenen.

Die Alp gehört der Korporation Uri, die Gebäude den Genossenschaftern. Sämtliche Alpmilch, rund 100 000 kg, wird selber verarbeitet und vermarktet, zu Käse, Joghurt, Butter, Ziger. Und auch Molke in vielen Geschmacksrichtungen wird auf der Alp an Wanderer ausgeschenkt. Zweimal wöchentlich liefert Ulrich Alpjoghurt an Läden im Tal.

Ohne Hilfe auf der Alp ginge es nicht

Das gibt viel zu tun, Ulrichs haben auf der Etzlialp einen Zusenn und einen Käser selber angestellt, Ferienkinder kommen dazu. «Ohne gute Helfer hier auf der Alp wie auf dem Heimbetrieb könnten wir die grosse Belastung nicht bewältigen», ergänzt Margrit Ulrich.

Die Corona-Krise spürte Daniel Ulrich vor allem bei der Kälbermast, zumal gerade in der Tiefpreisphase im April viele Kälber schlachtreif waren. Da habe er sich schon kurz Gedanken gemacht, damit aufzuhören. Mit der Preiserholung in den letzten Wochen verwarf er dies aber wieder.

Alpsommer ist perfekt

Als fantastisch wie noch selten bezeichnet Ulrich den bisherigen Alpsommer. Nicht zu heiss, die Weiden sehr wüchsig. Die Milchleistungen, täglich immerhin rund 1600 Liter, würden nur langsam sinken, schwärmt Ulrich.

Die Wertschöpfung steigern, ständig Innovationen wagen liegt dem ehrgeizigen Daniel Ulrich im Blut. Stolz berichtet er von selber erstellten Bauten, ein Weidestall auf dem Heimbetrieb oder der erweiterte Stall für neu 58 statt 25 Alpschweine, welche sehr gut vermarktet werden könnten. Auch für die Zukunft hat Ulrich noch einige Pläne, «ich will die Katze aber noch nicht aus dem Sack lassen».

Auf dem Boden bleiben

Einer der weitreichendsten Entscheide in seinem Leben sei sicher gewesen, vom elterlichen Betrieb wegzuziehen, obwohl dieser doppelt so gross sei wie der jetzige, erwähnt Ulrich.

Die Herausforderung im Leben sei doch, aus der Ist-Situation das Beste herauszuholen, vorwärts zu schauen und nicht der Vergangenheit nachzuträumen. Und man sollte auf dem Boden bleiben, statt Illusionen nachzurennen. Auch den jungen Bauern gibt er den Rat, sich nicht blenden zu lassen. «Von schönen Kühen und grossen Traktoren sind noch keine Rechnungen bezahlt.»

 

damals

heute

Beruf

 jahrelang angestellt

 Nebenerwerb war bedeutsam

 selbstständig mit mehreren Standbeinen

 hingearbeitet auf das Ziel Vollerwerbsbetrieb

Familie

 Junggeselle

 seit sieben Jahren verheiratet, Sohn Remo (3)

Betrieb

 Elternbetrieb  im Sattel, mit 9 Kühen und
12 Rindern (Jungviehaufzucht)

 Eigener Betrieb von Schwiegereltern übernommen, ob Schwyz mit 20 Kühen und 35 Mast-
kälbern, Mietrecht und Führung der Etzlialp

Freizeit

 wenig, die Arbeit stand im Vordergrund, Hobby Feldmusik Sattel

 sehr wenig, Arbeit ist Leidenschaft, nur gelegentliche Ausflüge, keine Ferien seit der Hochzeitsreise. «Auf der Alp sind für uns Ferien.»

Pläne

 Neuseeland, «Ich hatte mit 20 ein Angebot als Melker dort und wäre wohl wegen der Weite geblieben, wenn ich gegangen wäre.»

 Eigener Betrieb und Familie, Ziel erreicht

 Noch viele Ideen. «Ich will jetzt  die Katze noch nicht aus dem Sack lassen.»

 

Betrieb Binzenberg

Betriebsleiter: Daniel und Margrit Ulrich, mit Remo (3)

Lage: Binzenberg, Haggen ob Schwyz;

LN: 16 ha in Bergzone 2, davon 3 ha Pacht. Flächen verteilt auf drei Standorte von 1000 bis 1400 m ü. M.

Tierbestand: 20 Kühe und 35 Mastkälber

Alpung: Etzlialp im Maderanertal UR auf 1335 m ü. M.; 140 ha.