«Die IG öffentliche Märkte ist ein wichtiger Partner von Proviande», betonte Heinrich Bucher, der Geschäftsführer von Proviande. An der Hauptversammlung der IG öffentliche Märkte (IGöM) am vergangenen Freitag war der Nutzen der öffentlichen Märkte unbestritten. Die IG habe stark an Akzeptanz gewonnen und trage bei zu konstruktiven Lösungsfindungen, betonte Bucher.
Auch der Präsident der IGöM, Ernst Wandfluh, hob die wichtige Rolle der öffentlichen Märkte bei der Preisbildung hervor. Der Vertreter des Schweizer Bauernverbandes, Michel Darbellay, erklärte, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Inlandleistung sei. Diese wird im Rahmen der Sparmassnahmen des Bundes derzeit infrage gestellt. Bereits getroffen vom Sparhammer des Bundes wurde Proviande. Infolgedessen stehen auch die öffentlichen Märkte mit derzeit unklaren Finanzen da.
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Aus der Krise geboren
Im Verlauf der HV wurde jedoch deutlich: Es sind nicht nur die Sparmassnahmen des Bundes, die ein Überdenken der Finanzen nötig machen. Die IGöM wurde während der BSE-Krise als Selbsthilfeorganisation mit schlanken Strukturen gegründet. Die Bauernverbände halfen seither kräftig mit, am Karren zu ziehen, und so lebte die IG auch davon, dass nicht überall jede Stunde, die zugunsten der Märkte aufgewendet wird, aufgeschrieben wird.
Allerdings habe sich im Laufe der Zeit die Aufgabe der IGöM gewandelt, betonte Ernst Wandfluh. Auch die Aufwände seien grösser geworden, was auch am politischen Wind gegen die Fleischbranche liege. Deutlich positiver hat sich die Marktlage entwickelt: Seit der BSE-Krise, als die Kühe auf den Plätzen reihenweise zur Schatzung zugeteilt werden mussten, bis heute, wo Kühe fehlen und entsprechend grosszügig überboten werden. So konnte die HV davon Kenntnis nehmen, dass der Wochenpreis erneut um 10 Rappen gestiegen ist und nun bei historisch hohen neun Franken je kg SG für A3-Kühe liegt.
Die Gunst der Stunde
Vor diesem Hintergrund setzte sich Ernst Wandfluh dafür ein, die Gunst der Stunde zu nutzen und die IGöM auf solide finanzielle Beine zu stellen. Damit sollen auch die Leistungen der Bauernverbände und Marktorganisatoren sauber abgerechnet werden. «Derzeit sind die Herausforderungen auf den Märkten gross. Um diese anzugehen, braucht es solide Finanzen», betonte der Berner Nationalrat. Dafür benötige es pro Jahr rund 120 000 Franken – so lautet die derzeitige Schätzung des Vorstands der IGöM.
Auffuhren steigen
Da die Kürzung der Bundesbeiträge an Proviande erst im Februar rückwirkend verkündet wurde, bleiben heuer die Finanzen der IGöM ungeregelt. Unter Zeitdruck soll nun für das kommende Jahr ein Konzept aufgestellt werden. Dieses wird sich auf eine Beteiligung der Verkäufer stützen: «Die Verkäufer profitieren derzeit an den öffentlichen Märkten von guten Preisen», betonte Michel Darbellay. Das dürfe etwas kosten.
Im vergangenen Jahr fanden 629 öffentliche Märkte für Rindvieh und 279 für Schafe statt. Vermarktet wurden dabei 55 729 Rinder und 59 251 Schafe. T3-Kühe konnten im Schnitt für 9.38 Fr/kg SG gehandelt werden, das sind 15 Rappen mehr als im Vorjahr. Trotz sinkender Milchviehbestände sind die Auffuhren auf den öffentlichen Märkten um 0,8 % gestiegen. Dazu haben auch die deutlichen Überbietungen beigetragen. «Es ist wichtig, die Märkte für alle Beteiligten, Verkäufer, Händler und Verarbeiter attraktiv zu halten», betonte Ernst Wandfluh.