Herr Flückiger, was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der neuen Studie?
Stefan Flückiger: Die wissenschaftliche Studie von Agroscope hat aufgezeigt, wie sensibel die KonsumentInnen auf eine Preisänderung reagieren und wie gross die Wirkung einer Annäherung der Verkaufspreise zwischen konventionellem Fleisch bzw. Label- und Bioprodukten wäre. Fazit ist, dass die KonsumentInnen erstaunlich auf Preisveränderungen reagieren und dass das Tierwohl ebenfalls enorm davon profitieren könnte. Zusätzlich haben wir mit unserem STS-Bericht erstmals transparent machen können, wie hoch die Labelanteile gemessen in Tieren und Stück Eier sind und wie sich die Unternehmungen im Labelabsatz engagieren – dies heute und in Zukunft.
Sie möchten die Detailhändler mit einem neuen Branchenansatz verpflichten, bei den Margen an gewisse maximale Bandbreiten zu halten. Kämpfen Sie hier nicht gegen Windmühlen?
Es ist eher ein Vorschlag. Wir haben Signale aus der Branche erhalten, dass dies ein konstruktiver Weg sein könnte, weil sich die maximalen Bandbreiten nach dem Preisaufschlag bei den Produzentenpreisen richten. Es muss nun etwas passieren, es muss ein Ruck durch die Branche gehen, die Tierwohlbewegung droht zu scheitern. Wie sollen wir bei abnehmenden Labelmärkten in der AP22+ den Politikern klar machen, dass die Tierwohlprogramme ausgebaut werden sollen.
Wie geht Ihre Kampagne zu der Thematik weiter?
Anfangs November wird eine zweite Agroscope Studie aufzeigen, wie gut die Tierwohl-Zusatzkosten der Produzenten von den Marktbeiträgen und von den Direktzahlungen abgegolten werden. Zudem wollen wir den Milchmarkt auch untersuchen. Wichtig scheint mir, dass nun ein «Miteinander-Effekt» in Gang kommt. Denn wenn innerhalb der Branche nicht alle mitziehen, wird keine Wachstumsdynamik im Labelsegment ausgelöst und werden letztlich die Tiere nicht davon profitieren können.
Interview (schriftlich) jw