Wie steht es um die Olma?
Urs Schneider: 2023 resultierte ein operativer Gewinn von 2,5 Mio Franken und 2024 ist laut Messeleitung sehr gut angelaufen. Die Auslastung, die Zahl der Aussteller und Besucher sind im Vergleich zum Vorjahr bei der Tier & Technik, der Gastia und der Offa gestiegen. Bisher sind von dem nötigen Aktienkapital von 40 Mio Franken schon über 31 Mio Franken beisammen. Alle, die Aktien übernehmen, helfen mit, die Zukunft der Olma und deren Messen zu sichern.
Wie will die Olma das fehlende Aktienkapital auftreiben?
Ich denke, dass auch die Aussteller der Messen und Olma-Anlässe, allen voran von der Tier & Technik und der Olma selbst, am erfolgreichen Fortbestand der Ausstellungen interessiert sind. Deshalb fragen wir sie an, ob sie Aktien zeichnen. Da ich eng mit der Land- und mit der ganzen Ernährungswirtschaft verbunden bin, habe ich als Olma-Beirat die Aufgabe übernommen, die Aussteller, derzeit sind es vor allem jene der Tier & Technik, zu kontaktieren und sie für Aktienkäufe anzufragen und zu motivieren.
«Die Tier & Technik ist für uns eine hervorragende Plattform zur Pflege der Kunden und Partner und um neue Kontakt zu knüpfen. [IMG 2] Damit es mit der Messe gut weitergeht, haben wir Olma-Aktien gezeichnet.»
Irma Schatt, Inhaber in Technik Grueb AG aus Oberwangen
Warum sollen Aussteller Aktien übernehmen, schliesslich bezahlen sie schon hohe Standgebühren?
Die Olma ist ein Unternehmen mit über 1350 Arbeitsplätzen und einem Umsatz von 177 Mio Franken. Davon fliesst ein grosser Teil in die Land- und Ernährungswirtschaft. Indem sie Mitbesitzer und Träger werden, wird die Identifikation mit der Olma gestärkt und sie sind mehr eingebunden. Die Tier & Technik ist für die ganze Landwirtschaft und die Unternehmen im Umfeld als Begegnungs- und Kundenplattform von grosser Bedeutung. Hier stehen die Maschinen, Technik und Tiere im Zentrum.
Jeder, der Aktien kauft, will über kurz oder lang eine Dividende sehen. Wie steht es damit?
Eine Dividende gibt es vorderhand nicht. Pro Aktie erhält jeder einen Gratiseintritt an die Olma und die Offa im Wert von Fr. 35.–. Die Aktionäre können an der Generalversammlung teilnehmen, ein Programm und gutes Essen geniessen. Ich schliesse nicht aus, dass später wieder einmal eine Dividende möglich sein wird. Wie gesagt, das operative Geschäft läuft gut, und vor Corona hatten wir Olma-Genossenschaftler immer eine gute Rendite.
«Die Publikumsmessen Offa und Olma bieten uns als Produzenten von hochwertigem Schweizer Geflügelfleisch die einmalige Gelegenheit, unsere Produkte direkt unseren Kunden und den Konsumenten zu präsentieren und den Kontakt zu ihnen zu pflegen. [IMG 3] Deshalb haben wir Olma-Aktien gezeichnet.»
Andi Schmal, Geschäftsleiter Frifag Märwil AG
Wenn es nicht gelingt, die Millionen aufzutreiben, wäre es das Aus für die Olma?
Ich bin Optimist und überzeugt, dass wir mit der Aktienzeichnung weit kommen, wenn sich alle Beteiligten voll einsetzen. Wenn nicht der ganze Betrag zusammenkommt, muss man sicher mit den wichtigsten Trägern, Banken usw. klären, wie die Zukunft gesichert wird. Ich bin überzeugt, die Olma wird nicht fallengelassen. Der Umstand, dass die Ostschweizer Kantone, Bauern-, Milch- und Genossenschaftsverbände, aber auch viele Unternehmen der vor- und nachgelagerten Bereiche namhaft Aktienpakete zeichneten, aber auch sehr viele Private Aktien mit einem Verkaufswert von Fr. 1100.– kaufen, stimmt mich zuversichtlich, dass es gut weitergeht.
Wie wichtig ist denn die Olma für die Landwirtschaft?
Der Erhalt der Olma-Anlässe ist meines Erachtens für die Landwirtschaft enorm wichtig. Die Olma ist ein wichtiger Brückenschlag zur nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung. Die Ausstellung «Erlebnis Nahrung», die Produktschauen und -präsentation, die Sonderschauen, die Begleit-Events und die Tierschauen begeistern die Leute und bringen eine emotionale Bindung zur Urproduktion, die in der heutigen Zeit unerlässlich ist.
Sie gelten als schweizweit bester Kampagnenführer, wenn es um politische Abstimmungen geht. Hilft Ihnen das beim Aktienverkauf?
Auf jeden Fall. Die Grundprinzipien sind dieselben: Es braucht ein gutes, systematisch aufgebautes Vorgehen, eine schlagkräftige Organisation, gute Argumente und Herzblut. Auch ist so etwas nie im Alleingang zu schaffen, sondern immer eine gemeinschaftliche Aufgabe, wo sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligt. Viele Leute der strategischen und operativen Ebene der Olma, Kolleginnen und Kollegen im Beirat und Regionenagenten setzen sich dafür ein.
Zurück zu den fehlenden Millionen. Sind Fehler in der Vergangenheit passiert?
Niemand, wirklich kein Mensch, hat mit einem Lockdown während Corona gerechnet. Verluste mussten alle Unternehmen hinnehmen. Für die Olma-Genossenschaft wirkte sich der Corona-Ausfall besonders negativ aus, weil gerade mit dem Bau der neuen Halle gestartet wurde. Auch konnte sie keine Staatshilfe beziehen, da Kantone und Stadt beteiligt sind. Unverschuldet entstand so eine Finanzierungslücke. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft war der richtige Entscheid.