«Noch nie konnten wir über Pfingsten so viele Erdbeeren direkt verkaufen», freuen sich Koni und Nicole Jund aus Römerswil. Auch die Preise würden stimmen. Und dank der kühlen Nächte reifen nicht alle Früchte miteinander. Seit über 40 Jahren baut Koni Junds Familie diese Sommerfrucht an, schon sein Grossvater. Seit der Betriebsübernahme vom Vater 2013 setzt der Landwirt auf Dämme und Wandertunnels, was eine frühe Ernte ermöglicht. Inzwischen sind es gegen 30 Aren der Sorten Alba, Asia und Joly. Während sieben Wochen wird geerntet, bis zu den Sommerferien. Rund die Hälfte der Beeren wird direkt ab Hof vermarktet, der Rest geht an Wiederverkäufer(innen). In den Grosshandel liefert Jund nicht.
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Pflückfeld zeitweise zu
«Wir wurden schon in den ersten Tagen fast überrannt», berichtet Albert Karli aus Zufikon bei Bremgarten. Grund war die Eröffnung des Erdbeerfeldes zum Selberpflücken am Donnerstag vor einer Woche. Es gelte aber wegen der Corona-Regeln Abstand zu halten, auf dem Feld und an der Kasse, und die Anzahl Personen auf dem Feld werde reguliert, erklärt Karli. Gleichwohl habe er über Pfingsten wegen des Andrangs vorher das Feld wieder schliessen müssen, damit die Beeren nachreifen konnten. Erstaunlicherweise sei der Verkauf im Hofladen oder auch Lieferungen an Läden nicht zurückgegangen, was sonst eher der Fall sei, sobald selber gepflückt werden könne. «Die Nachfrage ist derzeit weit überdurchschnittlich», sagt Karli. Offenbar seien viele Leute Corona-bedingt zu Hause und würden weniger verreisen, zudem sei dank des Wetters die Qualität sehr gut, vermutet er als Gründe für den Andrang.
«Ich hoffe, dass diese Treue der Kunden anhält.»
Kilian Diethelm vom Früchtehof in Siebnen.
Preise gehalten
Der grösste Teil der Erdbeeren auf einer Hektare wird von Karli direkt vermarktet. Dies sei übrigens die 55. Saison, damit gestartet habe schon sein Vater. Er produziere ausschliesslich im Freiland auf Dammkulturen, nicht unter Folientunnels. Die Erntesaison für die zehn Sorten startet jeweils anfangs Mai und dauert bis zu den Sommerferien. «Dann bricht die Nachfrage zusammen.» Aufs Pflückfeld lasse er die Kunden erst, wenn ein Teil abgeerntet ist. «Das Risiko wäre mir zu gross», sagt Beerenbauer Karli, der zudem auf zwei Hektaren Obst anbaut und ebenfalls das meiste davon direkt vermarktet.
Von einer anhaltend überdurchschnittlichen Nachfrage berichtet auch Kilian Diethelm vom Früchtehof in Siebnen. Der Betrieb ist spezialisiert auf Obst und Beeren. Im Hofladen sei der Umsatz seit März um ein Mehrfaches höher als sonst. «Und die Leute sind auch bereit, höhere Preise zu zahlen.» Das spüre man derzeit auch bei den Erdbeeren, wo trotz Vollernte in diesen Wochen die Preise im Laden noch nicht gesenkt werden mussten.
Ernten während sechs Monaten
Diethelm baut die Erdbeeren auf einer halben Hektare im geschützten Anbau auf Substrat an, so kann seit Mitte April während sechs Monaten geerntet werden. Er freut sich, dass Schweizer Produkte derzeit so gefragt sind, und hofft, dass die Kundentreue auch anhält.
Nur mehr Hobby seien bei ihm die Erdbeeren, sagt Alois Umbricht aus Untersiggenthal. Wegen fehlender Hofnachfolge hat er den Betrieb 2018 verpachtet und ist seither pensioniert. 65 Aren Erdbeeren hat er aber behalten, mit dieser Kultur, jeweils alles direkt vermarktet, hat er 30 Jahre Erfahrung. Die meisten Beeren pflücken die Kunden selber, wenig erntet er selbst zum Abholen. Dieses Jahr sei die Erntemenge eher durchschnittlich. Die einjährigen Beeren hätten einen schwachen Behang, er habe letzten Herbst wohl zu wenig bewässert, sagt Umbricht.
Viele neue Kunden
Alois Umbricht setzt nur auf eine Sorte, die hocharomatische Darselect, die auch von Grossverteilern im Premiumsegment angeboten wird. Deren Fruchtfleisch sei zwar etwas empfindlich, die voll ausgereiften und geschmacksintensiven Beeren kämen aber bei den Selbstpflück-Kunden sehr gut an. Sehr viele neue und sehr gute Kunden habe er dieses Jahr gewinnen können. Das Interesse, wieder direkt ab Hof und ab Feld einzukaufen, sei spürbar gestiegen, bestätigt Umbricht. Gerade beim Selberpflücken müsse das Kundenverhalten etwas kontrolliert werden. Wer sich nicht an die Regeln halte und nicht aufs Feld passe, werde weggeschickt. Das spreche sich schnell herum, mit positiver Wirkung, erzählt Umbricht.
Kein Selberpflücken
Auf das Selberpflücken wird dieses Jahr im Buuregarte von Familie Boog in Hünenberg verzichtet. Die Umsetzung der Massnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus hätten sich als zu schwierig erwiesen. Nun wird mehr im Hofladen und im Online-Gemüseladen verkauft. Es sei spürbar gewesen, dass vor allem in den Wochen, als der Wochenmarkt in Luzern geschlossen war, mehr ihrer Kunden direkt nach Hünenberg gekommen seien, sagt Jonas Boog. Sehr zufrieden ist er mit der Qualität dieses Jahr. Die Erntemengen seien hingegen durchschnittlich. Boogs legen Wert auf hochqualitative Sorten. «Die letzten Früchte der frühen Sorten sind die geschmackvollsten», meint Boog. Geerntet wird aufgrund der grossen Sortenvielfalt noch bis Ende Oktober. Derzeit werden im Freiland die mittleren Sorten gepflückt, später folgen die remontierenden aus geschütztem Anbau.