Am Hauptsitz in Basel präsentierte Marco Tschanz, CEO der Bell Food Group AG, das Halbjahresergebnis 2025. Detailliert ging der CEO auf das positive Ergebnis im ersten Halbjahr ein (siehe Kasten). Abgesehen von den Finanzzahlen umriss Tschanz mit drei Kernbotschaften den aktuellen Geschäftsgang.
Die Rohstoffbeschaffung wird immer mehr zur Herausforderung. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch europa- und weltweit sei die Versorgungslage knapp, sagte Marco Tschanz.
Die Bell Food Group investiert dort, wo die Profitabilität am höchsten ist. Grössere Projekte sollen künftig aus dem eigenen Cashflow finanziert werden.
Die Produktgruppen Fleisch und Geflügel sind überproportional gewachsen. Die Bell Food Group sucht weiterhin Geflügelmäster.
Wachsender Fleischmarkt
Finanzergebnis
Kerngeschäft der Bell Food Group AG ist die Verarbeitung und der Verkauf von Fleisch. Mehrheitsaktionärin der Bell-Gruppe ist die Coop-Gruppe-Genossenschaft. Bell erhöhte im ersten Halbjahr den Absatz um 2,8 % auf 293,6 Millionen Tonnen. Dank des Mengenwachstums in der gesamten Gruppe stieg der Nettoerlös um 4,4 % auf Fr. 2,4 Milliarden. Der EBITDA konnte um 5,4 % auf Fr. 159,7 Millionen gesteigert werden. Der EBIT mit Fr. 66,2 Millionen (+ 3,6 %) und der Halbjahresgewinn mit Fr. 45,7 Millionen (+ 0,7 %) übertrafen beide den Vorjahreswert. Die Bilanz weist per 30. Juni 2025 eine Eigenkapitalquote von 49 % auf.
Punkto Geschäftsbereiche sind Bell Schweiz (+ 5.2 %) und der Geschäftsbereich Hubers/Sütag (+ 12.1 %) die stärksten Wachstumstreiber.
Bell Schweiz konnte den Absatz mit einem Plus von 2400 t deutlich steigern. Die höheren Rohstoffpreise hätten grösstenteils im Markt realisiert werden können. Die Margen würden aber durch die Intensivierung des Preiswettbewerbs im Detailhandel weiter unter Druck gesetzt, insbesondere durch die Sortimentsverschiebung hin zu günstigeren Preislagen.
Hubers/Sütag umfasst das Geflügelgeschäft in Österreich und Deutschland. «Die Nachfrage nach Geflügelprodukten aus höheren Tierwohlprogrammen führte zu einem Volumenwachstum», sagte CEO Marco Tschanz und fügte an, dass die Verfügbarkeit von Rohstoffen dank eigener Wertschöpfungsketten sichergestellt sei.
Zudem hätte Bell die Baubewilligung für den Ausbau der Schlacht- und Zerlegekapazitäten in Pfaffstätt (AT) erhalten.
Im Geschäftsbereich Bell International heisst die Devise «gezielte Volumensteuerung auf profitable Produkt- und Absatzsegmente». Ein grosser Volumen- und Wertschöpfungssprung gelang der Bell Group in Polen mit geschnittener Salami.
Der Geschäftsbereich Eisberg ist auf die Herstellung von Convenience-Salaten, -Früchten und -Gemüsen spezialisiert. «In Zukunft fokussieren wir uns auf den Dachraum Schweiz, Österreich und Deutschland», sagte Tschanz. Auf September 2025 werden die Produktionsstandorte in Polen, Ungarn und Rumänien an das osteuropäische Unternehmen «Green Factory» verkauft.
Der Frisch-Convenience-Bereich Hilcona kann vor allem in den Produktgruppen Tofu und Hummus sowie «Mahlzeiten» punkten. Auch hier sind die Preissensibilität der Konsumenten und die Verschiebung zu günstigeren Produkten spürbar. Das Standbein «Convenience» will Bell weiter ausbauen und die Marktbearbeitung in Europa intensivieren.
Neue Infrastruktur
Der neue Rinderschlachthof in Oesingen SO werde in der zweiten Jahreshälfte 2025 schrittweise in Betrieb genommen; das neue Logistik-Center wird ab dem 1. Quartal 2026 schrittweise hochgefahren. Im Frühling 2026 gehe das neue Slicing Center (Zerteilen und Zerlegen) ans Netz. Für die Inbetriebnahme der Infrastruktur in Oensingen rechnet Bell für den Zeitraum 2026–2027 mit Fr. 20 Mio Anlaufkosten.
Nachgefragt: «Wir haben Marktanteile gewonnen»
Bell ist im Geflügelbereich als Integrator von der Aufzucht bis zur Verarbeitung unterwegs. Wie viele Pouletställe konnten Sie im ersten Halbjahr in Betrieb nehmen und wie viele weitere sind in naher Zukunft geplant?
Marco Tschanz: Wir geben keine Detailzahlen bekannt. Aber ich kann Ihnen versichern: Unser «Appetit» ist grösser, als das, was im Bereich des Möglichen realisiert werden kann. Meistens scheitern Projekte an baulichen Auflagen. Zusammen mit Erzeugergemeinschaften, Futtermittelhändlern und Verbänden, aber auch mit Gemeindebehörden ziehen wir am gleichen Strick, um den steigenden Bedarf an Schweizer Geflügelfleisch zu decken. Wir sind auch bereit, gewisse Hilfe im Rahmen unseres Programms Bio- oder BTS-Geflügelproduktion zu leisten. Schweizer Geflügel ist gesucht. Das wollen die Schweizer Konsument(innen). Wir sind froh über jeden Landwirtschaftsbetrieb, der in die Geflügelmast einsteigt.[IMG 2]
Das Absatzvolumen von Bell Schweiz ist im ersten Halbjahr gestiegen, was Sie auf Marktanteilsgewinne zurückführten. Ist es nicht eher so, dass das Bevölkerungswachstum zu Volumenwachstum führt?
Das Bevölkerungswachstum hat sicherlich einen Einfluss. Aber auch der Pro-Kopf-Konsum ist gestiegen und liegt sicherlich noch höher, da der Einkaufstourismus in diesen Zahlen nicht abgebildet ist. Aber in einzelnen Segmenten sind wir über dem Markt gewachsen und haben deswegen Marktanteile gewonnen.
Aufgrund des Wettbewerbsdrucks im Detailhandel lässt sich immer weniger Marge bei Importprodukten realisieren. Wie sieht es bei den Margen von Schweizer Produkten aus?
Unsere Margen kommen sowohl für Import- als auch für Inlandprodukte zunehmend unter Druck. Die Konsument(innen) greifen immer mehr zu Preiseinstiegsprodukten, was meistens ein Importprodukt ist. Die Marge ist abhängig von den Rohstoffkosten und in der Schweiz sind diese sehr hoch. Inzwischen haben sie ein Level erreicht, wo es schwierig wird, die Mehrkosten an die Konsumenten weiterzugeben. Auch wenn die Mehrheit der Schweizer Konsumenten Swissness bevorzugt, gibt es auch in diesem Segment Preisobergrenzen.
Was unternehmen Sie, um die Rohstoffverfügbarkeit sicherzustellen?
Wir sind für die Schweizer Produzenten ein verlässlicher und fairer Partner. Alleine im ersten Halbjahr 2025 haben wir Schlachttiere in der Grössenordnung von rund 400 Millionen Franken abgenommen. Zudem investieren wir stark in unsere Infrastruktur zur Veredelung und zum Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten. Damit stellen wir sicher, dass auch in Zukunft die Erzeugnisse der Schweizer Landwirt(innen) den Weg zu den Konsument(innen) finden.