Die Ei- und Schalenqualität lässt häufig auf den Gesundheitszustand der Legehennen schliessen. Neben dem Alter der Hennen führen auch Mängel in der Fütterung, Infektionen, Stress, Giftstoffe oder Parasiten zu einer veränderten Ei- und Schalenqualität. Madeleine Herrli vom Aviforum in Zollikofen BE, erklärt, welche Erkrankungen anhand der Ei- und Schalenqualität erkannt werden können.

Häufig bei älteren Hennen

Hauptsymptome einer gestörten Ei- und Schalenbildung sind eine veränderte Schalenfarbe, Dünnwandigkeit und Verformungen. «Im Inneren des Eis sehen wir etwa hellere Eidotter oder flüssigeres Eiklar», schildert die Tierärztin. Eine Veränderung der Ei- und Schalenqualität könne dabei vermehrt bei älteren Hennen beobachtet werden. Häufig nehme dabei die Schalenfarbe, die Schalendicke und die Einheitlichkeit der Schalenqualität ab. «Mit zunehmendem Alter der Hennen kommt es zu Veränderungen im Stoffwechsel, in der Organgesundheit und im Aufnahmevermögen des Darms», erklärt Herrli. Entsprechend müsse das Futter an das Alter und die Leistung der Tiere angepasst werden.

Auch eine Mangelernährung – zum Beispiel eine Unterversorgung mit Kalzium – oder Missverhältnisse im Nährstoffangebot durch beispielsweise eine zu hohe Menge an Körnern zum Alleinfutter statt zu einem Ergänzungsfutter beeinflussen laut der Tierärztin die Ei- und Schalenqualität. Ebenso können Stoffe im Futter wie Mykotoxine oder aus der Umgebung wie Oxalsäure aus Wildreben eine Rolle spielen.

«Fehlerquellen dieser Art bewirken nicht nur eine ungenügende Bedarfsdeckung, sondern beeinträchtigen unter Umständen auch die Lebergesundheit. Eine verfettete oder geschädigte Leber wiederum kann ihre Aufgaben in der Bereitstellung von Bausteinen für die Ei- und Schalenherstellung unzureichend wahrnehmen», so die Expertin.

Helle Eier wegen Stress

Auch Stress kann laut Madeleine Herrli Störungen bei der Eiablage und somit der Schalenqualität verursachen. Dies sei beispielsweise bei nervösen Herden zu beobachten, die häufig Eier mit schlechter Schalenqualität aufweisen. Ebenfalls gestört werden könne die Eiablage durch Schreckmomente wie Raubvogelangriffe oder Lärmeinträge. «Störungen beim Ausstossen des Eis – sei es zu früh oder zu spät – wirken sich generell negativ auf die Schalenfarbe und -struktur aus», so Herrli. So werden aufgehellte braune Eier möglicherweise vor der vollständigen Ausbildung der Schale ausgestossen. «Die Einfärbung der Schale findet in der äussersten Schicht der Schale statt, das heisst, der Farbstoff wird im letzten Teil der 20-stündigen Schalenbildung eingelagert. Das bedeutet, dass Eier, die vor der vollständigen Ausbildung der Schale ausgestossen werden, immer heller sind», erklärt Herrli. Umgekehrt erhalten braune Eier, die bei einer verzögerten Eiablage zu lange im schalenbildenden Teil des Legeapparats bleiben, teils eine zusätzliche Kalkschicht, was der Schale einen lila Farbstich geben könne.

Ringe und Furchen

Auch Infektionen können die Ursache für eine schlechte Ei- oder Schalenqualität sein. «Aus viraler Sicht entstehen solche Veränderungen vor allem im Laufe einer infektiösen Bronchitis (IB), seltener als Folge des Egg-Drop-Syndroms», so Madeleine Herrli. Verursacht werden die Qualitätsmängel durch entzündliche Veränderungen in den Legeorganen. Auch bakterielle Erreger wie Mykoplasmen, E. coli oder Pseudomonaden können laut der Tierärztin mitschuldig sein. Ein Parasitenbefall kann sich insofern auf die Schalenqualität auswirken, als dass die Resorption im Darm gestört und das Immunsystem geschwächt wird. «Chronische Eileiterentzündungen können zur Schichteibildung und zu Legenot führen», ergänzt sie.

«Ringe, Furchen, sandähnliche Auflagerungen oder asymmetrische Eiformen treten insbesondere nach einer IB-Infektion auf», sagt sie. Auch helle und schwache Schalen sowie sogenannte Windeier (Eier ohne Kalkschale, nur mit Schalenhaut) können ein Anzeichen für eine IB-Infektion sein.

Im schlimmsten Fall, aber glücklicherweise äusserst selten, treten solche Veränderungen laut Herrli auch bei der Vogelgrippe und der Newcastle-Krankheit, beides hochansteckende Seuchen, auf. «Eier mit rauer und dünner Spitze sprechen eher für eine Mykoplasmen-Infektion», erklärt sie.

Tier und Ei beobachten

Bei unspezifischen Symptomen helfe es, zusätzliche Anzeichen an den Tieren und im Inneren des frischen Eis zu beachten. So deute vermehrt wässriges Eiklar ebenfalls auf eine IB-Infektion hin. Allerdings verflüssige sich das gallertige Eiklar auch während der Lagerung der Eier, vor allem, wenn sie nicht kühl gelagert werden. Ein helles Eidotter hingegen spreche für eine geringere Aufnahme von gelben und roten Farbpigmenten – entweder aufgrund tiefer Pigmentgehalte im Futter oder nicht selten infolge eines Wurmbefalls, der die Pigmentaufnahme im Darm beeinträchtigt.

«Auch sogenannte Blut- oder Fleischflecken, die beim Ablösen des Dotters am Eierstock entstehen, können im Ei-Innern sichtbar sein. Sie sind hauptsächlich genetisch bedingt», erklärt Herrli weiter. Weisse Hühner seien davon weniger betroffen als braune – bei Letzteren trete dies bei 20 bis 30 Prozent der Eier auf. «Sehr grosse Blutflecken oder blutiges Eiweiss können aber auch auf einen Vitamin-K-Mangel hindeuten», ergänzt sie.

Stimmt die Fütterung?

Und wie lässt sich eine Erkrankung behandeln? Vor einer allfälligen Behandlung muss laut Madeleine Herrli zunächst die Ursache geklärt werden. «Die Fütterung, allfällige Stressfaktoren und den Infektionsdruck sind zu prüfen», betont sie. Im Bezug auf die Fütterung seien ein Überangebot an Körnern, qualitativ schlechtes Futter aufgrund von Mykotoxinen oder einer zu langen Lagerung, bei der die darin enthaltenen Vitamine abgebaut werden, zu vermeiden. Gegebenenfalls könnten zusätzlicher Kalk in Form von Muschelschalen sowie Vitamine, pflanzliche Produkte oder Probiotika, welche die Darmgesundheit fördern, zugegeben werden.

Bei Anzeichen einer Verwurmung (Würmer im Kot, Abmagerung, blasse Kämme, blasse Eidotter, Nachweis von Parasiteneiern im Kot) gelte es, eine Entwurmung in Betracht zu ziehen. «Bei nervösen Herden muss auch immer an einen Befall mit der Roten Vogelmilbe gedacht werden», so Herrli. So trage die Behandlung der Stalleinrichtung mit Silikatstaub zur vorbeugenden Milbenkontrolle gleichzeitig zu einer guten Eiqualität bei.

Im Zweifelsfall Tierarzt holen

Virale Infektionen wie IB hingegen können laut Madeleine Herrli nicht therapiert werden. Das IB-Virus sei sehr leicht übertragbar und in den Geflügelbeständen weit verbreitet. «Tritt es einmal in einer Gruppe auf, breitet es sich innert zwei Tagen im ganzen Bestand aus», erklärt sie. Aus diesem Grund seien in der Wirtschaftsgeflügelhaltung mehrmalige Impfungen gegen IB üblich. «Auch für kleinere Legehennen-Bestände zur Eier-Direktvermarktung werden in der Regel geimpfte Junghennen zugekauft. Die Nachimpfung dieser Tiere gestaltet sich jedoch schwieriger, da die Impfstoffmengen auf grosse Betriebe zugeschnitten sind», erklärt sie.

Zur Einordnung der Symptome gilt es laut Herrli, einen allfälligen Rückgang der Legeleistung und den Anteil betroffener Tiere mitzuberücksichtigen. «Im Zweifelsfall sollte tierärztlicher Rat eingeholt werden.»