Im Dezember forderte Proviande von der Fleischbranche einen freiwilligen Verzicht auf Pferdefleischimporte aus Argentinien und Uruguay. Dies weniger aufgrund der bisher stark kritisierten Haltungs-bedingungen, denn aufgrund fehlender Rückverfolgbarkeit. So könne durch den nicht nachvollziehbaren Einsatz von Medikamenten die Lebensmittelsicherheit gefährdet sein. Im Zuge dessen forderte Proviande vom Bund auch ein Importverbot. Die BauernZeitung hat beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) nachgefragt, wie die aktuelle Situation ist und wie es um die Forderung nach einem Importverbot steht.

Situation verbessern

Das BLV verfolge die Bedingungen bei der Pferdefleisch-produktion in Argentinien und Uruguay, insbesondere in Bezug auf den Tierschutz und die Rückverfolgbarkeit der Tiere genau. In den letzten Jahren habe es die Bedingungen mehrfach beanstandet und die beiden Länder wurden aufgefordert, die Situation zu verbessern. In gewissen Bereichen seien zwar Massnahmen umgesetzt worden, eine Überprüfung der EU-Kommission im vergangenen Oktober zeige jedoch weiterhin deutliche Mängel. Das BLV ist im Austausch mit Argentinien und Uruguay sowie der EU-Kommission. Ausserdem gab es im November und Dezember des letzten Jahres an den Grenzen verstärkte Kontrollen von Pferdefleischimporten aus den beiden Ländern. Ins-gesamt wurden 54 Proben analysiert.

Auf die Frage, wie die Situation in anderen Regionen aussehe, schreibt das BLV, dass Pferdefleischimporte aus Übersee generell ein Thema seien. So bemängeln Nichtregierungsorganisationen den Tierschutz in Kanada und Australien.

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Kein einseitiges Verbot

Die Forderung nach einem Importverbot für Pferdefleisch aus Südamerika wird das BLV nicht im Alleingang umsetzen können. Die Schweiz bildet mit der EU einen gemeinsamen Veterinärraum. Aufgrund des Landwirtschaftsabkommens mit der EU könne die Eidgenossenschaft keine einseitigen Importrestriktionen erlassen, betont das BLV. Man werde entsprechende Massnahmen, wie etwa Importbeschränkungen, in Absprache mit der EU verfügen. Eine Ausnahme gibt es: Würden bei Kontrollen verbotene Substanzen im Fleisch gefunden, hätte die Schweiz einen Hebel für einseitige Importrestriktionen.

Man habe Proviande Anfang November aufgefordert, Massnahmen vorzusehen, die auch einen freiwilligen Importstopp umfassen können. Die Politik sei gefordert, aber dieser Prozess nehme Zeit in Anspruch, teilt das BLV mit.

Mängel beim Tierschutz

Die verstärkten Kontrollen an der Schweizer Grenze untersuchten das Importfleisch auf Phenylbutazon. Dieses Schmerzmittel ist in der Schweiz als Medikament für Lebensmittel liefernde Tiere verboten. Die Kontrollen hätten keine Rückstände zutage gebracht. Der grösste Teil der Pferdefleischimporte komme allerdings via EU in die Schweiz und werde dort entsprechend geprüft. Man habe keine Meldungen, dass es dabei zu nicht konformen Resultaten gekommen sei, so das BLV.

Fast alles ist Importware

Grundsätzlich wird in der Schweiz immer weniger Pferdefleisch gegessen. Der Blick in die Statistik von Proviande zeigt, der Import von Pferdefleisch betrug im vergangenen Jahr 1862 t, gut 100 t weniger als noch im Jahr 2022. Auch die Pferdeschlachtungen im Inland nehmen laufend ab. So kamen im vergangenen Jahr noch 1108 Pferde in einheimische Schlachthöfe. Das sind 2,8 % oder 32 Tiere weniger als im Vorjahr. Damals betrug die Inlandproduktion gerade noch 154 t. Pro Kopf wurden 2022 lediglich 240 g Pferdefleisch gegessen. Davon stammen jedoch nur noch 7,3 % aus dem Inland. Der grosse Rest wird immer öfter aus dermassen zweifelhafter Herkunft importiert, dass Proviande den Verzicht empfiehlt.