Die Genossenschaft für ländliches Bauen Aargau (GLB) hat wie viele andere auch ein sehr bewegtes Jahr hinter sich. Im Frühjahr 2021 war mit den schlechten Witterungsbedingungen auf dem Bau zu kämpfen, im März sei man fast überrannt worden mit Aufträgen. Und dann machten die Preisaufschläge und Lieferengpässe für viele Baumaterialien zu schaffen, und das derzeit noch viel mehr. Ein Milchviehstall mit Roboter kostete schon letztes Jahr 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auf vielen Baustellen habe es auch Terminverschiebungen gegeben, weil die Holzbauer wegen der Engpässe nicht liefern konnten, erklärt Geschäftsführer Adrian Käser.
Stahlpreise explodieren
Und aktuell würden die Stahlpreise explodieren, schon in den vergangenen zwei Jahren haben sich diese verdoppelt. 40 Prozent des Baustahls kämen aus Russland, Belarus und der Ukraine, das sei nun spürbar, sagt Adrian Käser und macht ein Beispiel. Anfang März lag der Preis für eine Tonne Stahl noch bei 1140 Franken, letzte Woche waren es bereits 1460 Franken. «Und wir wissen nicht, wie es weitergeht.» Auch Beton sei deutlich teurer geworden, nicht zuletzt wegen der CO2-Abgaben. Und auch Isolationsmaterial habe im März noch einmal sprunghaft angezogen.
«Bis zum Herbst sind wir ausgelastet.»
Adrian Käser berichtet von einer guten Auftragslage bei der GLB Aargau.
Reserven bei Finanzierung
Die deutlich höheren Preise hätten auch Auswirkungen auf die Finanzierung. Projekte, welche vor zwei Jahren mit knapper Tragbarkeit bewilligt wurden, hätten nun ernsthafte Schwierigkeiten, wenn die Realisierung bereits begonnen habe. Wer heute mit Bauen beginne, müsse deutlich anders kalkulieren. Und da sei es sehr empfehlenswert, einige Reserven einzubauen, betont Adrian Käser.
Er weist aber auch darauf hin, dass Bauen in der Landwirtschaft eher langfristig ausgelegt sei und die Bauherren weniger auf Preisschwankungen reagieren würden oder könnten. Die Auslastung der GLB bleibe denn auch sehr gut. «Wir sind bis zum Herbst ausgebucht», sagt Bauleiter Martin Küng.
Fokus auf Landwirtschaft
Die Preisaufschläge und die Ungewissheit, ob wegen des Krieges in der Ukraine überhaupt genügend Material geliefert werden könne, bereite ihm derzeit aber grosse Sorgen.
Die GLB Aargau ist eine der wenigen Baugenossenschaften, die noch sehr stark auf die Landwirtschaft fokussieren, 90 Prozent werden in diesem Bereich erwirtschaftet, davon gegen 90 Prozent für Ökonomiebauten. Wohnbauten würden nur wenige erstellt, sagt Adrian Käser. So wurden im Vorjahr beispielsweise 14 Milchviehställe, zehn Melkroboter, fünf Rinder-, je vier Mutterkuh- und Pferdeställe, 28 Remisen, 15 Jauchegruben und 15 Wohnbauten erstellt. Die GLB zählt über 950 Mitglieder, erwirtschaftete einen Umsatz von rund 13,1 Millionen Franken und einen Jahresgewinn von rund 253 000 Franken.[IMG 2]
Die Generalversammlung unter dem Vorsitz von Josef Villiger verlief speditiv. Dank guter finanzieller Ausgangslage und einem motivierten Team könnten die aktuellen Herausforderungen gemeistert werden.
Neu in den Vorstand gewählt wurde Nik Peterhans für Godi Trachsler. Geehrt wurden mehrere Mitarbeiter für ihre langjährige Tätigkeit.
Landwirtschaftliche Baugenossenschaft Sursee spürt Nachholbedarf beim Bauen
Trotz Corona-bedingt erschwerten Rahmenbedingungen sei die Landwirtschaftliche Baugenossenschaft Sursee (LBG) wie schon im Vorjahr erfolgreich unterwegs und der Betrieb gut ausgelastet. Dies schreibt Geschäftsführer Markus Häfliger im Geschäftsbericht 2021. Die Generalversammlung fand am Montag unter Leitung von Präsident Toni Buck statt. Sowohl Umsatz wie Jahresgewinn konnten weiter gesteigert werden. Dies ermögliche die nötigen Abschreibungen für die grosse Investition in die Gewerbegebäude bei der Schwyzermatte in Sursee. Diese Liegenschaften seien nun gut mit Mietern besetzt und für die noch freien Flächen gebe es bereits Interessenten.
Früh bestellen
Nach wie vor sei das Bauen sehr gefragt, auch wegen des Nachholbedarfs für Sanierungen oder Ersatzneubauten im Wohnbereich und den anhaltend tiefen Zinsen. «Immobilien sind gesucht», betont Markus Häfliger. Sorge bereitet auch ihm die Situation bei den Baumaterialien. Die Preise seien deutlich gestiegen und die Wartefristen je nach Produkt viel länger. «Der Beton, weil im Inland hergestellt, ist zwar nicht knapp, aber viel teurer.» Grundsätzlich sei es sinnvoll, frühzeitig zu bestellen, rät Häfliger. Feststellbar sei auch der Trend zum Bauen mit Holz, zumindest für Fassaden und auch im Innenausbau.
Planung als grosse Stärke
Sowohl die Dienstleistungen für Planung wie für den Bau seien sehr gefragt, erklärt Markus Häfliger. Die grosse Stärke der LBG sei die Planung, aufgrund grosser Erfahrung im Bauen ausserhalb Bauzone. Die wertschöpfungsstarke Planungsabteilung beschäftigt rund 20 Personen, 25 weitere Mitarbeitende sind im Bereich Baumeisterarbeiten tätig. Eine Herausforderung sei die Rekrutierung von genügend Fachleuten, es mangle an solchen für Planung, aber auch im Handwerk. Geehrt wurden zahlreiche Mitarbeiter, allen voran Franz Gassmann, Egolzwil, für 40-jährige Tätigkeit bei der LBG.
Auflagen machen zu schaffen
Zu schaffen machen den Planern und Bauherren die Auflagen und Bestimmungen für das Bauen ausserhalb der Bauzone. So nicht nur Umweltauflagen wie zur Ammoniakreduktion bei Bauten für die Tierhaltung, sondern im Wohnbereich auch Vorschriften der Denkmalpflege oder aufgrund der Luzerner Auslegung der Raumplanungsgesetzgebung. Die LBG erwirtschaftet den Grossteil des Umsatzes mit Wohngebäuden, rund ein Drittel machen landwirtschaftliche Ökonomiegebäude aus. Geplant würden viele Wohnbauten aufgrund der Erfahrung auch innerhalb der Bauzone.
