Die Milchpreise waren in den letzten Monaten meistens eher ein Schönwetterthema. Zwar spüren die Produzenten an allen Ecken und Enden die höheren Produktionskosten, aber immerhin hielten sich die Produzentenpreise auf ansprechendem Niveau, zumindest was die A-Milch angeht. Der B-Milch-Preis spürt dagegen schon länger eine Baisse, was allerdings nicht zu einem Preissturz führte. Dies auch deshalb, weil die B-Milch-Anteile tiefer sind als auch schon, 2021 waren es laut Agrarbericht 16,5 Prozent, seither ist er kaum stark gestiegen.

Überraschende Mitteilung von SMP und SBV

Deshalb kam die Mitteilung der Schweizer Milchproduzenten (SMP) und des Schweizer Bauernverbands (SBV) kürzlich etwas unerwartet. Darin warnten die beiden Organisationen die Verarbeiter und den Handel eindringlich davor, die Preise zu senken. «Wir fordern die Branchenpartner auf, die Preise nicht zu senken», heisst es im Communiqué. Der Druck von Seiten Detailhandel/Verarbeitung – bei einem strukturellen Rückgang der Produktion und saisonaler Reduktion – sei ungerechtfertigt. 

Elsa hat tiefen B-Milch-Anteil

Offensichtlich waren die Bedenken aber begründet, wie das Beispiel Elsa zeigt. Der B-Milch-Anteil bei der Tochter der Migros ist tiefer als bei anderen Verarbeitern, erwirtschaftet sie ihren Umsatz doch hauptsächlich auf dem wertschöpfungsstarken Inlandmarkt. Trotzdem senkt die Firma laut einem Artikel des Westschweizer Landwirtschaftsblatts «Agri» ab Juli ihre Preise.

Neuerfindung «Marktabzug»

Die Rede ist von 1,5 bis 2 Rp./kg «Marktabzug» bis Ende Jahr. Dies wird im erwähnten Artikel mit den «grossen Preisunterschieden zwischen Europa und der Schweiz» begründet. Deshalb seien die «Deckungslücken, beispielsweise für das Magermilchpulver, sehr gross. Dies trotz Beiträgen aus dem Fonds Rohstoffverbilligung», schreibt die Migros-Medienstelle. Und weiter: «Durch die Mechanismen zur Sicherstellung des Koppelprodukts Rahm, von welchem Elsa stark abhängig ist, ist auch Elsa mit diesen Deckungslücken konfrontiert».

B-Milch-Zusammenhänge gelten für Elsa offenbar nicht

Zwar werden auf dem Milchmarkt die internationalen Preisschwankungen mit dem B-Preis eingerechnet, für Elsa scheint dies aber nicht zu gelten: «Die B-Milch wird benötigt für die Produktion von B-Milch-Produkten, z. B. Quark und Milchmischgetränke. Deckungslücken, z. B. beim Magermilchpulver, mit welchen Elsa durch das Koppelprodukt Rahm konfrontiert ist, haben damit nichts zu tun», so die Migros.

Milchfettmarkt ist stabil

Bei Marktkennern löst diese Argumentation Stirnrunzeln aus. Aus seiner Sicht gebe es keine Gründe für einen solchen Marktabzug, sagt Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch. «Der Milchfettmarkt in der Schweiz ist stabil», so Kohler, «und die internationalen Preise für Magermilchpulver sind seit rund vier Monaten praktisch unverändert».

Fazit: Der Eindruck entsteht, dass Elsa die Preise einfach mal senkt, weil sie kann. Man kann nur hoffen, dass dieses Beispiel nicht Schule macht.