Leitet man den Herstellungsprozess von der Kuh bis zum Käse gedanklich her, realisiert man schon beim Schritt von der Kuh zum Kessi, dass diese 26 Franken nicht einmal die Arbeit der Melkerin decken, geschweige denn das Heu, das Wasser, die unzähligen Reinigungsmittel für das Milchgeschirr und die Käserei, den Strom, das Holz zum Feuern des Dampfkessels, die Arbeit der Hirtin und der Käserin.
Und dennoch ziehen einige Gäste beim Entgegennehmen ihres Käsestückes die Augenbrauen hoch. Jetzt, wo ich jeden Tag in der Käserei und im Käsekeller stehe, wirkt der niedrige Preis dieses eigentlich hochwertigen Produktes beinahe lächerlich.
Zwölfmal pro Käse
Kürzlich habe ich gezählt, wie oft ich einen Käselaib in den ersten 18 Stunden nach der Produktion in den Händen habe. Grob geschätzt sind das zwölfmal pro Käse.
Diese Zahl ergibt sich aus dem Anrichten des frischen Käses im Järb und dem anschliessenden, mehrmaligen Wenden des Käses auf dem Presstisch. Danach folgt der Gang zum Käsekeller, wo sich die Handarbeit intensiviert: Bis der Alpkäse eine gewisse Schmiere erreicht hat, wenden und schmieren wir jeden Alpkäse jeden Tag. Das heisst, nach diesen zwölf Mal in den Händen halten in den ersten 18 Stunden folgen in den nächsten rund 45 Tagen ab Produktion ein tägliches Hantieren jedes einzelnen Alpkäses.
26 Franken pro Kilogramm Alpkäse
Jedes Mal, wenn ich auf die Zehenspitzen stehe, um den obersten (und somit den ältesten Alpkäse) vom Gestell zu ziehen und den ungefähr zehn Kilogramm mit meinem vollen Körpergewicht entgegen halte, schwirrt mir die Zahl 26 durch den Kopf: 26 Franken pro Kilogramm Alpkäse. Wie müsste der Preis gesetzt werden, damit jeder Arbeitsschritt, vom Melken über das Käsen bis hin zur Käsepflege vollständig abgegolten und die Handarbeit dahinter wertgeschätzt wäre?
Zur Person
Sera Hostettler ist Redaktorin bei der BauernZeitung und verbringt diesen Sommerauf der Alp Langenegg.Sie verkäst dort die Milch von rund 60 Kühen zu Berner Alpkäse AOP. Die Gebäude der Alpkorporation liegen auf 1300 bis 1500 m ü. M. auf der Nordseite des Stockhorns. Dort wird das Vieh von etwa 18 Besitzer(innen) gesömmert.