"Wiesenschweine" haben Auslauf und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Oliver Hess hatte einige Hindernisse zu überwinden, auf dem Weg zu einem würdevolleren Schweineleben. (Bild Falzprospekt "Wiesenschweine") Schweine Würde für Mastschweine Monday, 15. April 2019 «Ich spüre, dass es den Schweinen wohler ist», sagt Landwirt Marcel Schöpfer. Er bewirtschaftet im Entlebuch LU in der Bergzone III auf zwei benachbarten Liegenschaften 30 Hektaren, hält Mutterkühe, Milchkühe und 156 Mastsauen.

Wiesenschweine sind es seit 2021. Schöpfer ist einer von drei Betrieben, bisher ausschliesslich im Kanton Luzern, welche für das gleichnamige Label produzieren. 2019 wurde das Konzept vom Gründer Oliver Hess lanciert, für mehr Tierwohl.

Suhle und Auslauf

Die Tiere haben einen mit Stroh und Sägemehl eingestreuten Liegebereich im Stall, einen Wühlbereich, eine Schwimmsuhle und Auslauf auf eine Weide. Das Haltungssystem ist weitgehend automatisiert, von der Fütterung bis zum Weidezugang. Sensoren senden Ruftöne, um die Tiere durch elektronisch gesteuerte Tore ins Freie und später wieder in den Stall zu locken.

Auch Einstreu automatisiert

Er habe das tierfreundliche Haltungssystem bei Franz Studer in Schüpfheim besichtigt und sei begeistert gewesen, erzählt Marcel Schöpfer. Schon sein Vater hielt Label-Mastschweine für IP-Suisse.

2020 konnte Schöpfer den Betrieb übernehmen, liebäugelte damals schon mit Wiesenschweinen und startete die bauliche Umstellung im August 2020. Im Stall selber musste er wenig umbauen, da er bereits vorher eine Flüssigfütterung hatte. Schöpfer liess aber die Anlage für die Ablenkwürfel einbauen, die für Wiesenschweine benötigt wird und mit der er gleichzeitig automatisch einstreuen kann.

Weidekontrolle von extern

Nicht zu unterschätzen sei der Aufwand für die Weide. Die bedinge eine möglichst ebene Lage, möglichst angrenzend an den Stall. Und ideal sei, wenn die Weide ganztags möglichst viele Stunden besonnt sei, damit diese rasch abtrocknen kann. Bei nassem Wetter sollte auf den Weidezugang verzichtet werden. Der computergesteuerte Zugang könne auch von extern kontrolliert werden. Schöpfer schätzt die Automatisierung, bei Problemen könne so per Fernwartung eingegriffen werden. Früher hatten seine Schweine im Aussenbereich zu wenig Beschäftigung, plagten sich. Das komme jetzt auf der Weide viel weniger vor.

Fixe und konstante Preise

Die Abnahme und Abrechnung klappten gut, dank guter Nachfrage. Die Schweine werden bei Micarna in Courtepin geschlachtet und durch die Migros vermarktet.

Schöpfer schätzt auch die fixierten und konstanten Preise, die liegen je nach Betriebsgrösse bei durchschnittlich rund 5.20 Franken pro Kilo Schlachtgewicht. So lasse sich der Verdienst besser berechnen. In den vergangenen Monaten mit so tiefen Marktpreisen für Schweine habe er sicher mehr verdient. «Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Mehrarbeit und Mehrkosten dieser Haltung dank den besseren Fixerlösen sicher gedeckt sind.»

Seine Erfahrungen seit der erstmaligen Einstallung von Wiesenschweinen im Februar 2021 seien gut. «Ich bin sehr zufrieden.» Neueinsteigern gibt Schöpfer folgende Tipps: Zuerst müssten Standort und Stall auf Eignung geprüft werden, dass genügend Platz auch für die Weide zur Verfügung stehe.

Und es brauche Freude an der Mastschweinehaltung, denn die Mehrarbeit sei nicht zu unterschätzen. So für die Weidepflege und die Sauberhaltung der eingestreuten Bereiche.

Einsteiger gesucht

Aktuell würden weitere Betriebe gesucht, dies nachdem im Vorjahr die Migros als Vertragspartnerin eingestiegen sei und nun die Nachfrage steige, wie Label-Besitzer Oliver Hess gegenüber der BauernZeitung erklärt. 

Mehr Infos zum Wiesenschwein

Betrieb Schöpfer

Betriebsleiter: Marcel Schöpfer
Ort: Ried, Escholzmatt LU
Fläche: 30 ha LN auf zwei benachbarten Betrieben, Bergzone III
Tiere: 10 Mutterkühe in diversen Kreuzungen, 25 Milchkühe (Milch an ZMP) der Rassen Braunvieh und etwas Fleckvieh; 156 Mastschweineplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Eltern, Geschwister zur Mithilfe