Nur gerade von 6 bis 10 Uhr dauerte es am Mittwochvormittag, bis die 9 Tonnen Äpfel weg waren. Der Schweizer Bauernverband (SBV) hatte gemeinsam mit Partnerorganisationen zu einer Verteilaktion in der Zürcher Bahnhofhalle eingeladen.

Äpfel aus dem Aargau

Die Äpfel von einem Aargauer Betrieb fanden reissenden Absatz, wie Sandra Helfenstein vom SBV am 3. November 2021 zufrieden bilanzierte. Verteilt wurden laut einer Mitteilung von SBV, «Too good to go» («Zu gut, um zu verderben») und der Initiative «Save Food, fight waste» («Rette Essen, bekämpfe Abfall») zu kleine, zu grosse und zu schorfige Äpfel. Mitnehmen durften die Passanten pro Person so viele Äpfel, wie in einen Rucksack oder eine Tasche passen.

So harmonisch, wie die Aktion ablief, war die Stimmung in der Branche im Vorfeld aber nicht. In einem Brief, welcher der BauernZeitung vorliegt, beschwerten sich der Schweizer Obstverband (SOV) und die Branchenorganisation Swisscofel Ende Oktober beim SBV.

«Kein Food-Waste-Problem»

Man unterstütze Massnahmen gegen Food Waste, heisst es im Schreiben. Von der Rettungsaktion im Zürcher Hauptbahnhof distanziere man sich aber nachdrücklich, und man bitte den SBV, auf weitere unabgesprochene Aktionen zu verzichten. Es sind drei Hauptpunkte, welche der Fruchtbranche saurer aufstossen als ein unreifer Apfel:

  • Bei der Vermarktung von Schweizer Äpfeln gebe es kein Food-Waste-Problem, so SOV und Swisscofel. Es gebe zwei Klassen von Tafeläpfeln, und was da nicht reinpasse, werde der Verarbeitung oder Verfütterung zugeführt.
  • Der Apfelmarkt sei gesättigt. Mit der Förderung von Äpfeln zweiter Klasse werde kein Apfel zusätzlich verkauft, eine Qualitätsminderung würde sich dagegen nachteilig auf die Vermarktungschancen von SchweizerÄpfeln im hart umkämpften Fruchtmarkt auswirken.
  • Die Handelsnormen würden zwischen Produktion und Handel partnerschaftlich vereinbart, sie entsprächen unabhängig vom Verkaufskanal den Kundenbedürfnissen.

Sensibilisierung der Kunden

SBV-Sprecherin Sandra Helfenstein erklärt, gerade vom Handel werde immer wieder betont, dass die Konsumenten wenig Toleranz hätten und immer nur das Schönste kaufen würden. Weniger Food Waste sei zudem einrelevanter Beitrag für mehr Ressourceneffizienz und weniger Hilfsmitteleinsatz.

[IMG 1] Das Ziel von Verteilaktionen wie derjenigen in Zürich sei die Sensibilisierung der Kunden für die natürlichen Unterschiede und kleinen Makel von Landwirtschaftsprodukten. Selbst Hofläden sind laut Helfenstein nicht davor gefeit, dass die Käufer-(innen) zuerst die schönsten Früchte und Gemüse auslesen. «Wenn man sie aber darauf aufmerksam macht, dass ein Teil der Ernte trotz Makeln geniessbar ist, dann kaufen sie diese Produkte auch.» Dafür wurden auch eigens Aufkleber kreiert, mit denen in Hofläden der Verkauf von Zweitklassware unterstützt wird.