«Wir mahnen seit zwei Jahren, dass die Schweineproduktion zu hoch ist, reagiert haben die Produzenten nicht», betont Adrian Schütz, Stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs. Die beschlossene Marktentlastungsmassnahme werde von allen Marktpartnern mitgetragen, denn man wisse schlicht nicht mehr wohin mit den angestauten Schlachtschweinen. Der Weg zurück zur Normalität auf dem Schweinemarkt soll mit dem raschen Export von rund 50'000 Schweinen geebnet werden.
Für die Finanzierung dieses befristeten Geschäftes wird ein Fonds gebildet, welcher von Proviande verwaltet wird. Vorgesehen ist, dass die grössten Schlachtauftraggeber einen Beitrag von 20 Rappen/kg SG einbezahlen. Handel und Produzenten teilen den Abzug unter sich auf, es ist geplant, dass der Produzent 15 Rappen übernimmt und der Handel 5 Rappen. Es handelt sich allerdings um eine privatrechtliche Regelung, so dass die Aufteilung schlussendlich zwischen Produzent und Handel ausgehandelt werden muss.
Schmerzhaft und teuer
In der Branche ist jedoch klar, es handelt sich um eine Feuerwehrübung, die für alle Beteiligten schmerzhaft und teuer ist. Produzenten, Handel und Verwerter seien daran interessiert, die angespannte Situation im Schweinemarkt zum Wohle der Tiere schnell zu entspannen, schreibt Proviande in ihrer Mitteilung. Neben den Exporten hat auch eine kurzfristige Einfrieraktion zu einer ersten Entspannung geführt. Der Grossteil der Exporte wird im Januar stattfinden, bis etwa Mitte Januar erwarten Branchenkenner, dass sich die Situation in den Mastställen entspannen dürfte.
Bis sich auch die Jagerställe auf den Zuchtbetrieben leeren, dürfte es deutlich länger dauern. Und bis die Jagerpreise dann auch wieder steigen, wird es noch lange dauern. Dazu trägt wohl auch der Unmut einiger Mäster bei, die nicht damit einverstanden sind, dass der Marktentlastungsfonds alleine von den Mästern und vom Handel getragen wird. Der Handel stellt denn auch deutlich tiefere Einstallungen fest, was jedoch ebenfalls mit den anstehenden Feiertagen zusammenhängen dürfte.
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Angebot deutlich zu hoch
Langfristig wird die Schweinebranche jedoch um eine deutliche Produktionsminderung nicht herumkommen. Mindestens 5 oder wohl eher 7 Prozent zu viele Schweine kommen im Moment auf den Markt. Schuld sind die verbesserte Zuchtgenetik und tiefere Verluste in der Mast. Ausserdem hatte die Coronakrise zu einer künstlich erhöhten Nachfrage gesorgt. Dies alles hat dazu geführt, dass deutlich mehr einheimische Schweine auf den Markt kommen und der Schweinezyklus durch falsche Marktsignale verfälscht wurde.
Proviande weist in ihrer Statistik vom Oktober beim Schweinefleisch einen Inlandanteil von 96,6 Prozent aus. Das sind erneut 3 Prozent mehr als im Vorjahr und bereits da war das Angebot zu hoch und die Preise entsprechend tief. Gesunde Produzentenpreise sind bei rund 90 Prozent Inlandanteil zu erwarten. Seit Jahren ist der Schweinefleischkonsum jedoch tendenziell eher sinkend, so dass der Branche wohl weitere schmerzhafte Einschnitte bevorstehen.
Branche ist solidarisch
Dass sich die Branche weitgehend solidarisch verhält und versucht, das gestiegene Inlandangebot zu verwerten, zeigen die deutlich gesunkenen Importe, die von Januar bis Oktober nochmals rund 20 Prozent tiefer waren als in der gleichen Vorjahresperiode. Gegenüber einem normalen Inlandangebot sind die Importe heuer rund ein Drittel tiefer.
Auch eine kurze Telefonumfrage der BauernZeitung zeigt, dass die Handelspartner alle gewillt sind, die Krise zu entschärfen und somit zurück zu gesunden Marktverhältnissen zu finden. Und auch aus den Schweineställen kommen ermutigende Signale. Der Handel stellt fest, dass die Züchter nun die Produktion drosseln oder gar aussteigen. Doch bis das Angebot in den Schlachthöfen ebenfalls sinkt, wird es noch Wochen dauern.