Vor zwei Jahren wollte die Migros ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm für Kernobst auf die Beine stellen. Es gab damals Kritik, da der Schweizer Obstverband (SOV) nicht miteinbezogen worden war. Nach der Lancierung von «Nachhaltigkeit Früchte» (NHF) des SOV und von Swisscofel schwenkte die Migros um und bekannte sich zur Branchenlösung. Coop schliesst sich dem nicht an.

«Grünere Äpfel»

Änderungen im Kernobst-Sortiment Ab sofort gibt es IP-Suisse-Äpfel und -Birnen bei Coop – Preisbonus von 10 Rappen Tuesday, 6. September 2022 Diesen Herbst stellt Coop das ganze Kernobst-Sortiment auf IP-Suisse um, war in der «Coopzeitung» zu lesen. Man habe sich bewusst für den Käfer entschieden, da die Anforderungen bei IP-Suisse (IPS) über jene der Branchenlösung hinausgehen, schreibt Coop-Sprecher Caspar Frey auf Anfrage der BauernZeitung. NHF umfasst insgesamt 92 Massnahmen in neun Handlungsfeldern, aus denen zur Erreichung der Mindestpunktzahl ausgewählt werden kann. Coop betont aber den stärkeren Fokus auf Biodiversität und Klima bei IPS und kündigt in der «Coopzeitung» künftig «grünere Äpfel» an.

Produzenten gesucht

Zu den genauen Mengen an IP-Suisse-Kernobst macht Coop keine Angaben, man beziehe aber derzeit Ware von rund 150 Landwirten. «Wir sind weiterhin auf der Suche nach Produzenten», gibt Caspar Frey Auskunft. Dabei gehe es aber um die Sicherstellung der Sortimentsvielfalt und weniger um die erforderlichen Mengen.

Beim SOV sieht man die Vorteile der Umstellung des Coop-Sortiments: «Damit kann ein Obstbaubetrieb öffentlich seine gesamte Kernobstmenge und sein ganzes Sortiment unter IP-Suisse vermarkten», sagt SOV-Direktor Jimmy Mariéthoz. Das sei ein echter Fortschritt. Auch habe Coop die Umstellung früh und offen kommuniziert.

Erfolg für die Branchenlösung Die Migros wird Teil von «Nachhaltigkeit Früchte» – ein «Meilenstein» Monday, 4. July 2022 Man habe bereits zuvor kleinere Mengen Äpfel und Birnen mit dem Käfer bei Denner und Volg verkauft, erläutert Noémie Schaad, Obstbau-Verantwortliche bei IP-Suisse. «Aktuell ist Coop für uns mengenmässig der wichtigste Partner.» Vom Käfer im Obstregal von Coop verspricht sich Schaad eine bessere Sichtbarkeit in diesem Bereich. Auch würden sich die Verkaufsmengen positiv entwickeln.

Käfer oder Branchenlösung

«Auf dem Markt zeigen sich deutlich zwei Fronten: die Detailhändler, die auf IP-Suisse-Früchte setzen, und jene, die eine Teilnahme am NHF voraussetzen», fährt Noémie Schaad fort. «Das Ziel des IP-Suisse-Labels ist es, einen Mehrwert für Schweizer Bauernhöfe zu schaffen, indem nachhaltige Produktionstechniken und die Biodiversität gefördert werden», stellt sie klar. Um dies zu erreichen, hofft die Labelorganisation auf weitere Verkaufsstellen für ihre Produkte – konkrete Aussichten für künftige Partnerschaften nennt Noémie Schaad allerdings nicht.

6 oder 10 Rappen Prämie

Gemäss Jimmy Mariéthoz beträgt der Anteil der Kernobstfläche im Programm NHF derzeit 86 Prozent. «Der Anteil ist leicht höher als letztes Jahr», so der SOV-Direktor. Heuer habe die Prämie von 6 Rappen pro Kilo Äpfel und Birnen erfreulicherweise ausbezahlt werden können. «Das zeigt das Engagement der gesamten Wertschöpfungskette für mehr Nachhaltigkeit.»

Bei IPS beträgt die Prämie 10 Rappen pro Kilo vermarktetes Kernobst, die zusätzlich zum Basispreis von Suisse Garantie ausbezahlt wird. «Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Suisse-Garantie-Preis nicht mehr definiert ist», bemerkt Noémie Schaad. Denn die Branche veröffentliche künftig nur noch Kernobstpreise, in denen die 6 Rappen pro Kilo für das Nachhaltigkeitsprogramm enthalten sind.