Am 21. Februar waren im Strickhof-Forum in Lindau für einmal Traktoren zu bestaunen. Anlass dazu war die Vorstellung der neuen Flotte. Der Hintergrund: Neuerdings setzt der Ausbildungs- und Versuchsbetrieb Strickhof auf seinen insgesamt 570 bewirtschafteten Hektaren an vier Standorten nicht nur eigene Traktoren ein, sondern auch drei aktuelle Modelle der Marken Fendt, New Holland und Valtra. Die drei Neuzuzüge sind mit modernster Lenktechnik ausgerüstet und werden im Rahmen von dreijährigen Verträgen gemietet.
Punkto Landtechnik am Ball bleiben
«Als landwirtschaftliche Bildungsinstitution gehört es zum Auftrag, punkto Landtechnik am Ball zu bleiben», stellte Direktor Ueli Voegeli fest. «Der Vorteil einer Mischflotte ist es, dass wir den Lernenden in neutraler Art einen Bezug zu verschiedenen Anbietern bieten können.» Ein weiterer Pluspunkt sei, so Marco Landis von der Strickhof-Fachstelle Agrartechnik und Digitalisierung, dass Gemischtflotten neutral sind, das erlaube es, mit verschiedenen Herstellern und Werkstätten zusammenzuarbeiten. «Dass wir die Traktoren mieten und nicht kaufen, erlaubt es uns, sehr flexibel zu sein», so Landis weiter. «Das ist wichtig, da sich die Technik extrem schnell weiterentwickelt.»
Eine grosse Herausforderung einer Mischflotte ist das Datenmanagement über die verschiedenen Marken hinaus: «Es gilt, mit allen Systemen klarzukommen», stellte Marco Landis fest. Das bedeute auch, dass es möglich sein muss, mit allen Traktoren auf der gleichen Spur zu fahren. Dabei sollten die Modelle austauschbar sein. Erfolgt beispielsweise das Eggen eines Ackers mit Traktor A, sollte demnach beim Säen auch Traktor B zum Einsatz kommen können. «Um dies zu ermöglichen, mussten wir zunächst die Grundlage dafür schaffen», so Landis. Das heisst konkret: Die Felder wurden mittels Drohnenbilder und unter Einbezug von amtlichen Vermessungsdaten sauber erfasst und anschliessend optimiert. Dies sei erfolgt, indem beispielsweise die Feldbreite als ein Vielfaches der Arbeitsbreite definiert und Randstreifen abgetrennt wurden. Für alle Felder wurde zudem die Hauptfahrspur auf die erste Fahrgasse festgelegt. Dadurch muss die Fahrspur bei einer Änderung der Arbeitsbreite nicht verschoben werden. «Entscheidend ist letztlich, dass alle Fahrzeuge die gleichen Spuren haben», so Landis.
Künftig neue Möglichkeiten nutzen
Die drei neuen Traktoren sind mit RTK-Lenksystemen ausgerüstet. Bei RTK (Real Time Kinematic) handelt es sich um ein Verfahren, das die Position via Satellitennavigation mit einer Genauigkeit von 2-3 cm berechnen kann. «Dies ermöglicht nicht nur exakte Versuche, sondern auch neue Anbauverfahren wie etwa Relay Intercropping, bei welchem zwei verschiedene Kulturen zeitversetzt ineinander angebaut werden», sagte Marco Landis. Digitalisierte Lenksysteme seien zudem die Grundlage für alle anderen Precision-Farming-Technologien. So sei damit auch eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung und Dokumentation möglich. So können etwa detaillierte Karten erstellt werden, die angeben, wo auf dem Feld welche Menge Dünger ausgebracht werden soll.
An der Präsentation der neuen Flotte kam auch der Trend zu immer schwereren Maschinen zur Sprache. «Das war bereits bei der Ausschreibung ein Thema. Der Strickhof hat sich für möglichst leichte Traktoren entschieden, die dennoch über ausreichende Nutzlast verfügen», so Landis. Auch lasse sich der Bodendruck reduzieren, indem die Traktoren mit grossvolumigen Reifen ausgestattet werden. Als Pflegebereifung kommen zudem Distanzdoppelräder zum Einsatz.
Die alten Modelle wurden mit GPS nachgerüstet
Der Zuwachs der Flotte bedeutet keineswegs, dass die bisherigen Traktoren am Strickhof nun arbeitslos werden: «Auch die älteren Modelle sind weiterhin sehr nützlich. Sie kommen beispielsweise an den Überbetrieblichen Kursen (ÜK) zum Einsatz, um grundlegendes Traktorenwissen zu vermitteln», sagte Raphael Bernet, Bereichsleiter Pflanzenbau am Strickhof. Ausserdem werden einige der älteren Modelle mit GPS ausgerüstet, wodurch eine automatische Spurführung ermöglicht wird.
Die neue Traktorenflotte
Fendt 211 Vario: Das erfolgreiche Modell des Marktführers hierzulande ist mit dem Bediensystem Fendt-One ausgerüstet, welches Maschine und Büro miteinander verbindet.
New Holland T5.130 Auto Command: Der FPT 4,5-l-Vierzylinder-Motor wurde von der konzerneigenen FPT-Motorenforschung der CNH Industrial im thurgauischen Arbon entwickelt.
Valtra N174 D: Die finnische Marke Valtra ist bei uns nicht so bekannt. Einzug gehalten hat sie zunächst durch die Forsttechnik. Eine Besonderheit ist die Rückfahreinrichtung.