Eigentlich hätte das Bauernpferderennen Schwarzenburg 2020 ein Jubiläum gefeiert. Nämlich seine 50. Durchführung. Corona machte aber dem OK einen Strich durch die Rechnung, was sich heuer noch einmal wiederholt. Das Rennen wurde auch für diesen Herbst abgesagt. Nun wurde die 50. Austragung auf das kommende Jahr verschoben – und zwar auf den 2. Oktober 2022. Man wolle etwas Spezielles machen, erklärt Armin Glaus, OK-Präsident. Und dazu würden Covid-Zertifikate nicht passen. Zudem könne das Gelände, das sich über mehrere Hektaren erstreckt, nicht vollständig abgeschrankt werden. Der Anlass sei also unter den bestehenden Voraussetzungen derzeit einfach nicht durchführbar.

Neues OK wird gesucht

Das Bauernpferderennen kämpft aber noch mit weiteren Baustellen. «Mehrere Personen im OK sind schon längere Zeit dabei und haben beschlossen, den Jubiläumsanlass noch mitzutragen, danach aber zurückzutreten», erklärt Armin Glaus. Es sei schier unmöglich, Nachfolger aus den jüngeren Reihen zu finden, die bereit seien, sich im OK zu engagieren. «Sie helfen zwar mit, aber am Karren ziehen, wollen sie nicht», so Glaus. Mit dieser Entwicklung hätten auch andere Vereine und Institutionen zu kämpfen, da bilde das Bauernpferderennen keine Ausnahme.

Kritische Stimmen werden lauter

Eine weitere Schwierigkeit, mit welcher der Grossanlass konfrontiert ist, hat gesellschaftliche Hintergründe. Zunehmend wird Kritik laut, die Rennen seien tierschutzwidrig. «Das Schlimme am Ganzen ist, hier diskutieren oft Leute mit, die selbst nicht einmal vor Ort waren», erzählt Glaus und weist auf die Sozialen Medien hin. Nächtelang würden Ahnungslose, die sich selbst als Kenner(innen) verstehen, über den Anlass herziehen. «Das muss man sich einfach nicht antun», ist Armin Glaus sicher. Die Wahrnehmung hätte sich grundsätzlich verändert und auch hier müsse man von einer Zeiterscheinung ausgehen.

Kommentar: Diese wenig fundierte Kritik nicht einfach hinnehmen
Wir müssen lernen, zu akzeptieren, dass die Jungen sich ehrenamtlich nicht mehr derart engagieren wollen, wie unsere Generation das noch tut. Dass alles und jedes, das aus der Tradition des Bauernstandes herausgewachsen ist, ewig torpediert wird, müssen wir aber nicht einfach hinnehmen. Nutztiere, zu denen auch Hauspferde gehören, haben nun einfach mal keine Aufgabe und damit auch keine Bedeutung mehr, wenn wir ihnen keine geben. Es braucht keine solchen Tiere in freier Wildbahn. Sie sind ein Konstrukt unserer Zivilisation. So schwer es uns fällt und so unsinnig uns diese Diskussionen erscheinen, wir müssen lernen, diese Anfeindung nicht einfach hinzunehmen. Wenn das Bauernpferderennen stirbt, weil der Nachwuchs aus den eigenen Reihen fehlt, darf es so sein. Wenn es aber aufgegeben wird, weil die Leute das Gefühl haben, Traditionen aus Prinzip terrorisieren zu müssen, dann geben wir zu schnell auf.

Anmeldungen rückläufig

Die Anmeldungen an die einzelnen Rennen haben in den letzten Jahren ebenfalls nicht zugenommen. «Wir hatten auch vereinzelt Felder, die wir mangels Teilnehmer absagen mussten, so zum Beispiel das Maultierrennen», erinnert sich der OK-Präsident. Bei vielen Rennen würden die Anmeldungen stagnieren oder schwinden, aber auf jeden Fall nicht zunehmen.

Es scheint klar, unter diesen Voraussetzungen dürfte das Schwarzenburger Bauerpferderennen bald einmal der Geschichte angehören. Im November wird es zu einer ausserordentlichen Versammlung kommen. Dann kommen diese Fakten auf den Tisch und es wird intern beraten, wie es weitergeht. Erst einmal blickt das OK aber auf den in einem Jahr hoffentlich stattfindenden Jubiläumsanlass – ein halbes Jahrhundert Schwarzenburger Bauernpferderennen. Noch einmal sollen die Pferde dann unter der Kirche Wahlern in ihrem Tempo über die Naturarena galoppieren dürfen, bevor sich das Buch einer geliebten Berner Tradition, die Tausende in ihren Bann zog, vielleicht für immer schliesst.