Die Zeiten sind vorbei, in denen man auf die Selbstversorgung aus dem eigenen Garten ange­ wiesen war. Heute kann man überall und jederzeit Gemüse und Salat in gu­ ter Qualität und zu erschwinglichen Preisen kaufen. Wer selbst Gemüse anbaut, tut das in der Regel aus Freu­ de an der Gartenarbeit.

 

 

Mitunter artet das Gärtnern aber in Stress aus, weil Bohnen einzu­ kochen, Zucchetti zu verwerten und Tomaten zu konservieren sind, wäh­ rend gleichzeitig die Heuernte ist oder die Badi lockt. Um diesem Stress zu entgehen lohnt es sich schon jetzt, solange die Erinnerungen noch frisch sind, das neue Gartenjahr zu planen. Dabei geht es nicht um eine Beetein­teilung, sondern vor allem um die Fragen, was und wie viel angebaut werden soll.

 

 

 

Im Sommer frei, im Winter satt

Wer den Sommer nicht nur im Gar­ ten verbringen möchte, baut am bes­ ten nur pflegeleichtes Gemüse an. Dazu gehören mehrjährige Kulturen wie Grünspargel und Artischocken. Spargel wird im Frühling zu einer Zeit geerntet, wo sonst noch nicht viel Arbeit anfällt. Danach muss man ihn bis zum Herbst höchstens noch ein wenig jäten. Artischocken können im Idealfall fünf Jahre hin­ tereinander geerntet werden. Sie machen wenig Mühe, liefern aber auch nicht viel Ertrag und sind des­ halb ideal für Leute die einen gros­ sen Garten, aber ein kleines Zeit­ budget haben.

 

Viele Kulturen werden erst im Herbst geerntet und machen im Sommer nicht viel Arbeit. Da muss man vielleicht mal giessen und ein wenig jäten, ist aber sonst zeitlich flexibel. Dazu gehören Kabis, Kar­toffeln, Knoblauch, Knollensellerie, Kürbis, Lauch, Melonen, Pastinaken, Randen, Schwarzwurzeln, Süsskar­ toffeln, Treibchicorée und ab Juni Federkohl, Rosenkohl, alle Winter­ kohlarten sowie Herbstsalate wie Zuckerhut, Chinakohl, Endivie.

 

 

Herzlos hat Vorteile

Kopfsalat muss genau im richtigen Moment geerntet werden, was mit­ unter Stress verursacht. Wer statt­ dessen herzlose Salate wie Lollo, Eichblattsalat oder Pflücksalat an­ baut, hat ein grösseres Erntezeit­ fenster. Federkohl ist zwar ein Win­ tergemüse, er darf aber auch schon ab Frühsommer angebaut werden. Solange man ihm mindestens acht Blätter lässt, kann man laufend so viel ernten, wie man gerade braucht. Wer mehrheitlich Lagergemüse wie Kartoffeln, Kabis, Zwiebeln und La­ gerrüebli anbaut, muss nur je eine Aussaat im Frühling machen und kann dann (fast) alles gleichzeitig ernten.

 

 

Dieses Gärtnern ist arbeitsexten­ siv, eher stressarm und am Ende des Jahres ist der Keller trotzdem voll. Man kann den «Ertragswert» die­ser Gemüsearten noch stei­gern, indem man spezielle Sorten anbaut. Zum Beispiel rote Zwiebeln, Metzgerzwie­beln oder Schalotten statt der gewöhnlichen Speisezwiebel, die überall im Handel günstig
zu haben ist. Blaue Kartoffeln oder rare Gourmetkartoffeln wie «Ratte» sind auch nicht überall erhältlich, was den Wert des eigenen Anbaus steigert. Auch mit violetten Rüebli oder blauem Wirz lässt sich die Ex­ klusivität des selbst angebauten Ge­ müses betonen und sein Marktwert erhöhen.

Viel Ertrag auf kleiner Fläche

Sie haben nur einen kleinen Garten und möchten möglichst viel aus ihm herausholen? Dann sollten Sie auf Lagergemüse verzichten und vor al­ lem jene Gemüsearten anbauen, die laufend beerntet werden können. Dazu gehören Asiasalate, Buschboh­ nen, Broccoli, Erbsen, Fenchel, Gur­ ken, Kefen, Kohlrabi, Krautstiel, Kresse, Lauchzwiebeln, Mairüben, Räben, Radiesli, Rettiche, Stangen­ bohnen, Schnitt­Mangold, Schnitt­ und Pflücksalate, Tomaten, Zucchet­ ti. Bei diesen Gemüsearten besteht eine latente Gefahr von Ernteüber­ schüssen.

 

 

Versuchen Sie deshalb die Anbau­ menge nach Bedarf zu planen. Das ist nicht nur für Anfängerinnen eine grosse Herausforderung, sondern fällt auch erfahrenen Gärtnerinnen und Gärtnern nicht leicht. Wie viel Fläche man von welchem Gemüse benötigt, hängt auch von den kulina­ rischen Vorlieben ab. Fenchel mögen zum Beispiel nicht alle, entspre­ chend braucht es mal mehr, mal weniger Anbaufläche.

Weniger Setzlinge, weniger Stress

Nutzen Sie die Winterzeit, um sich die gewünschten Mengen zu notie­ ren. So lassen Sie sich im nächsten Jahr nicht dazu verleiten, viel zu viele Setzlinge zu kaufen oder deutlich zu grosse Flächen einzu­ säen. Damit lässt sich Ernte­Stress vermeiden und das Gärtnern – hoffentlich – wieder in vollen Zügen geniessen.

In der Tabelle zu die­sem Artikel finden Sie einige Anhaltspunkte für Ihren Anbauplan. Sie dienen nur zur Orientierung und kön­ nen selbstverständlich den tatsächlichen Bedürf­ nissen angepasst werden. Der Ertrag hängt zudem von der Witterung, dem Standort, der Sorte und vielen weiteren Faktoren ab. Manche Kulturen sind sehr schnell­ wüchsig, wie zum Beispiel Radiesli, sie werden mehrmals im Jahr ange­baut. Man spricht dann von Sätzen. Andere brauchen so lange für ihre Entwicklung, dass sie nur einmal angebaut werden können, wie etwa Rosenkohl.

 

 

Flächenbedarf von Lagergemüse

Beim Lagergemüse kann man den individuellen Flächenbedarf relativ einfach ausrechnen. Ein Beispiel: Verzehrt jemand pro Woche drei durchschnittlich grosse Randen, werden von Oktober bis Ende April (= 28 Wochen) 84 Randen benötigt. Bei einem Abstand in der Reihe von 10 cm und vier Reihen auf einem 1,20 m breiten Beet, kann man 40 Randen pro Laufmeter ernten. Zwei Laufmeter Beet reichen also fast für die 28 Wochen. Rechnet man noch einen Laufmeter für den Frisch­Verzehr dazu, ist man den ganzen Winter mit Randen versorgt.

Eveline Dudda

Die Nutzgartenfachfrau vermittelt abwechselnd im FrauenLand und in der BauernZeitung Gartenwissen.

 

 

Versorgung mit Frischgemüse

In der folgenden Tabelle finden Sie einige Anhaltspunkte für Ihren Anbauplan, sie dienen nur zur Orientierung und können von Ihren Wünschen erheblich abweichen. Der Ertrag hängt zudem von der Witterung, dem Standort, der Sorte und vielen weiteren Faktoren ab. Manche Kulturen sind sehr schnellwüchsig, wie z.B. Radiesli, sie werden mehrmals im Jahr angebaut, man spricht dann von Sätzen. Andere brauchen so lange für ihre Entwicklung, dass sie nur einmal angebaut werden können, wie z.B Rosenkohl.

 

Kultur ca. Ertrag pro qm Anbauempfehlung für die Frischgemüseversorgung eines Vierpersonen-Haushalts

Artischocke

6 bis 10 Stk

2 Stk

Aubergine

3 bis 4 kg

2 Stk

Blaukabis

2,5 bis 4 kg

4 Stk

Blumenkohl

1,5 bis 2 kg

4 Stk

Broccoli

0,5 bis 1 kg

2 Sätze mit 4 Stk

Buschbohne

1 bis 1,5 kg

2 Sätze mit 2 qm

Chinakohl

5 bis 6 kg

4 Stk

Endivie

2 bis 3 kg

6 bis 8 Stk

Erbse, Hülsen

0,8 bis 1 kg

2 qm

Federkohl

2 bis 2,5 kg

2 Stk

Fenchel

1,5 bis 2,5 kg

2 bis 3 Sätze a 8 Stk

Feuerbohne

1,5 bis 2 kg

2 Stk

Grünspargel

0,2 bis 0,3 kg

4 bis 8 qm

Gurke, Freiland

3 bis 8 kg

2 Stk

Kefen

0,6 bis 0,8 kg

2 qm

Knackerbsen

1 bis 1,6 kg

2 qm

Knoblauch

1 bis 1,5 kg

beliebig

Kohlrabi

8 bis 12 Stk

3 bis 4 Sätze a 8 Stk

Kopfsalat

6 bis 12 Stk

4 bis 5 Sätze a 4 Stk

Krautstiel

7 bis 12 kg

4 Stk

Kresse

0,5 bis 1,2 kg

2 Sätze a 0,5 qm

Kürbis

5 bis 10 kg

1 Stk

Lauch

2 bis 4 kg

2 qm

Mairüben

6 bis 12 Stk

4 Sätze a 8 Stk

Nüsslisalat

0,5 bis 1 kg

2 bis 4 qm

Pastinake

3 bis 5 kg

1 bis 2 qm

Peperoni

1 bis 3 kg

4 bis 8 Stk

Räben

2 bis 4 Stk

8 Stk

Radicchio

1,2 bis 1,5 kg

8 Stk

Radiesli

100 bis 200 Stk

Alle vier Wochen zwei Laufmeter

Rande

4 bis 6 kg

2 qm

Rettich

8 bis 15 Stk

3 Sätze a 1 Laufmeter

Röslichöl

0,6 bis 1,5 kg

4 Stk

Rüebli

4 bis 8 kg

2 bis 4 qm

Schnittmangold

8 bis 15 kg

1 qm

Schnittsalat

1 bis 1,5 kg

2 Sätze a 1 bis 2 qm

Schwarzwurzel

1,5 bis 2,5 kg

2 qm

Sellerie

2,5 bis 3,5 kg

1 bis 2 qm

Spinat

0,8 bis 1,5 kg

2 Sätze a 2 qm

Stangenbohne

1,5 bis 2,5 kg

2 Stk

Steckrüben

3 bis 4 kg

8 Stk

Tomate

5 bis 10 kg

4 bis 8 Stk

Topinambur

2 bis 6 kg

1 bis 2 qm

Weisskabis

1 bis 8 kg

4 bis 8 Stk

Wirz

2 bis 4 kg

2 bis 4 Stk

Zucchetti

3 bis 4 kg

1 bis 2 Stk

Zuckerhut

2 bis 3,5 kg

4 bis 8 Stk

Zuckermais

1 bis 2 kg

8 bis 16 Stk