Es ist eine besondere Leistung, wenn eine Kuh die 100 000er-Marke knackt. Es braucht eine gute Genetik, das Futter muss stimmen und die Haltungsbedingungen müssen es dem Tier ermöglichen, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Sonne im Planetensystem

Damit das geschehen kann, steht die Milchkuh wie die Sonne im Zentrum des Landwirtschaftsbetriebs – eines Planetensystems, das perfekt auf sie und ihre Bedürfnisse abgestimmt ist, damit sie Milch geben und Kälber zur Welt bringen kann.

«Es braucht viele Manager und oft steht die ganze Familie hinter einem erfolgreichen Betrieb», sagte Andreas Walser, Vizepräsident von Braunvieh Schweiz. Er würdigte am Mittwoch jene Züchter und Halter, deren Kühe 2024 die 100 000er-Marke knackten. 29 Kühe mit Namen wie

Piggy, Bella oder Havanna bekamen eine Auszeichnung. «Eine ausserordentliche Leistung», meinte Walser und verwies bei einigen Einzeltieren auf die hohen durchschnittlichen Fett- und Eiweissgehalte. Es sei beachtlich, was diese über Jahre hinweg geleistet hätten.

1891 gegründet

Die Auszeichnung der Züchter und Halter war eindeutig einer der Höhepunkt der diesjährigen Delegiertenversammlung der Zürcher Braunviehzüchter.

Diese fand heuer in Hinwil, im Saal des Gasthofs Hirschen, statt. Heinz Anderegg, Präsident des Braunviehzuchtvereins Hinwil, begrüsste die Anwesenden und stellte die Geschichte des örtlichen Zuchtvereins, der 1891 gegründet wurde, vor.

68 Landwirte waren es damals, die den Verein gründeten und auf 12 Seiten die Vereinsstatuten niederschrieben. Das Ziel, das sie verfolgten, sei im Grundsatz immer noch das gleiche, nämlich «den Stand der Zucht anzuheben».

Schwieriger Stierkauf

Früher erfolgte dies mehrheitlich über den gemeinsamen Zukauf von Vereinsstieren, was nicht immer einfach gewesen sei. So sei zum Beispiel in den alten Protokollen die Rede von «grösster Unzufriedenheit». Dem Stierkauf gingen offensichtlich längere Diskussionen voraus, man suchte Kompromisse, war jedoch wenig begeistert vom gekauftem Resultat. Laut Heinz Anderegg bewahrheitet sich so die Redeweise: «Wer es allen recht machen will, macht es am Ende niemandem recht.»

Anfang der 1970er-Jahre sei schliesslich immer mehr die Künstliche Besamung (KB) aufgekommen, später schlachtete man den letzten Vereinsstier mit dem Namen «Athlet», nachdem er seine Leistung nicht mehr vollbracht hatte.

Dies habe der Züchtung oder dem Vereinsleben aber kein Ende bereitet. Heute setzen die Landwirte vor allem auf KB oder halten privat Stiere. Der Braunviehzuchtverein Hinwil bereichert immer noch mit Viehschauen und anderen Aktionen das Leben in der 12 500-Seelen-Gemeinde.

Dass dieses Leben auch musikalisch ist, zeigte eine Schulklasse aus der Hinwiler Aussenwacht Girenbad. Mit Gitarren-Begleitung ihrer Lehrer sangen die Primarschüler drei Lieder, darunter auch eines über einen Landwirt, der zu viel arbeitet.

Diskussion um Beitrag

Es folgte die ordentliche Versammlung. Protokoll, Jahresbericht und Jahresrechnung wurden von den Anwesenden einstimmig angenommen. Einzig der Jahresbeitrag regte zur Diskussion an. Bei voller Kasse verzichten die Zürcher Braunviehzüchter nämlich in der Regel auf einen Jahresbeitrag. Braucht der Verband Geld, erhebt er einen Jahresbeitrag von einem Franken pro Herdebuchtier. Zuletzt nahm man so im Jahr 2017 15 000 Franken ein. Heute wären es, aufgrund der Abnahme der Bestände, 10 500 Franken. Gegen den Jahresbeitrag wehrte sich Bernhard Schuler vom Braunviehzuchtverein Zimmerberg. Laut Schuler wanderten wegen des Beitrags Zürcher Braunviehzüchter zu Zuger Vereinen ab. Schuler forderte erfolglos, den Beitrag auf 50 Rappen zu senken. Die Delegiertenversammlung beschloss, den Franken einzuziehen.

Einsatz in Siebenbürgen

«Die Tierärzte in Rumänien kann man nicht brauchen. Bei Problemen sagen die nur ein Wort und das ist ‹schlachten›», sagte Köbi Sturzenegger, Fachexperte beim Mythen-Fonds der Stiftung Lebensqualität.

Der Fonds hat sich zum Ziel gesetzt, die Landwirte in der strukturschwachen rumänischen Region Siebenbürgen auszubilden, damit diese mit der Bewirtschaftung ein Einkommen finden. Dazu werden Investitionen getätigt und Fachkurse organisiert, in denen die Landwirte praxisnahes, modernes Landwirtschaftswissen erlernen. Sturzenegger berichtete von seinen Erfahrungen als Fachexperte, seine Spezialität sind Klauenschnittkurse.

Ein Käse mit Auszeichnung

Die erreichten Resultate lassen sich sehen und schmecken. Einer der grössten Erfolge des Mythen-Fonds sei eine neu umgebaute Käserei. Laut Köbi Sturzenegger war es mit der Infrastruktur allein jedoch nicht getan, vielmehr habe man auch die Hygienemassnahmen verbessert. Als Resultat stieg die Qualität des Käses und man gewann an den World Cheese Award 2024 die Goldmedaille.