«Die Landwirtschaft übernimmt in der Schweiz eine Schlüsselrolle», betonte Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher an der DV der Schwyzer Bauernvereinigung. In Zeiten von Unsicherheiten leisteten die Landwirtinnen und Landwirte einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der Schweiz und sicherten mit der regionalen Lebensmittel-Versorgung einen ganz wesentlichen Beitrag zur Gemeinschaft.
Tiefe Einkommen im Berggebiet
Leider zeigten die aktuellen Auswertungen der Buchhaltungsdaten aber einmal mehr, dass die Einkommen in der Landwirtschaft, insbesondere im Berggebiet, deutlich tiefer seien als bei der übrigen Bevölkerung. Verbesserungen könnten erreicht werden, indem regionale Produkte am Markt besser positioniert würden und damit mehr Wertschöpfung für die lokale Landwirtschaft erreicht werde. Das sei ein Ziel des Konzepts zur zukünftigen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik des Kantons Schwyz, so Petra Steimen-Rickenbacher weiter. Darum beteilige sich der Kanton auch aktiv an der Marke Ächt Schwyz.
Viehwirtschaft betroffen
Auf die prekäre Einkommenssituation der Bergbauern ging auch Franz Philipp, der Geschäftsführer der Schwyzer Bauernvereinigung, ein. «Es ist nicht akzeptabel, dass vom geplanten Bundes-Entlastungsprogramm ausgerechnet die einkommensschwache Berglandwirtschaft und die Viehwirtschaft am stärksten betroffen sein sollen.» So würde die vorgeschlagene Kürzung der Mittel für Einlagerungsaktionen die Schwyzer Kälbermäster betreffen, welche als Folge der Alpung naturgemäss viel Schlachttiere im Nachwinter liefern müssten. Ganz unschön sei auch die geplante Erhöhung des Versteigerungsanteils der Zollkontingente.
Korrekturen dringend nötig
Ehrungen
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Bachelor in Agronomie: Fabienne Saglion, Küssnacht.
Agro-Techniker: Marius Düggelin, Siebnen; Charly Wattenhofer, Wilen b. Wollerau.
Meisterlandwirte: Dominik Amgwerd, Schwyz; Michael Appert, Alpthal; Thomas Appert; Schwyz; Michael Beeler, Feusisberg; Pascal Betschart, Feusisberg; Adrian Kälin, Egg; Michael Ruhstaller, Einsiedeln; Lorenz Schönbächler, Einsiedeln; Zeno Schuler, Sattel; Lukas Styger, Steinerberg; Markus Tschümperlin, Feusisberg.
Auch dass der Bund nur noch 50 statt 90 Prozent der LQP-Beiträge übernehmen möchte, betreffe das Berggebiet überproportional. «Ich bezweifle, dass alle Kantone einen höheren Anteil der Finanzierung übernehmen werden», so Franz Philipp. Er kritisierte, dass die Landwirtschaft erneut von den Sparmassnahmen betroffen sei, obwohl die Bundes-Ausgaben für die Landwirtschaft seit 20 Jahren stabil seien und anteilsmässig sogar abgenommen hätten. «Die Vernehmlassung zum Bundes-Entlastungsprogramm läuft noch bis am 5. Mai. Wir werden die Zeit nutzen, Kontakt mit den Parlamentariern aufzunehmen und mittels Allianzen versuchen, die nötigen Korrekturen herbeizuführen.»
Viel Politprominenz
In die gleiche Kerbe schlug auch Bauern-Präsident Albin Fuchs. «Die Bauernvereinigung ist auch in Zukunft gefordert und wird sich bei Bund und Kanton für die Anliegen der Bauernfamilien einsetzen.» Dass die Schwyzer einen guten Draht zur Politik haben, zeigte sich an der grossen Zahl an nationalen Parlamentariern, die Albin Fuchs in der Markthalle Rothenthurm begrüssen durfte.
58 Lehrlinge ausgebildet
Besondere Aufmerksamkeit bekamen an der DV aber für einmal weniger die Politiker, sondern Sepp und Emma Häcki vom Schlossgut Pfäffikon. In den letzten 35 Jahren bildete das Bauernpaar nicht weniger als 58 Lehrlinge aus. «Bis heute hat davon keiner die Lehre abgebrochen und jeder bestand die Ausbildung Landwirt EFZ», rühmte Benno Dillier, der Präsident Arbeitsgruppe Bildung. Eine solche Leistung verlange viel Geduld. Benno Dillier durfte dazu noch elf Meisterlandwirte, zwei Agrotechniker und eine Agronomin auszeichnen (Kasten). Die aktuelle Situation in der Berufsbildung präsentiere sich erfreulich: Mit total 94 Lernverträgen erlerne im Kanton Schwyz eine Rekordzahl von jungen Menschen den Beruf Landwirt. «Wir haben kein Nachwuchsproblem. Es ist aber wichtig, dass diesen jungen Menschen eine Perspektive geboten wird.»
Ächt Schwyz
Die Trägerschaft von Ächt Schwyz besteht aus dem Kanton Schwyz, der Bauernvereinigung des Kantons Schwyz, der Schwyzer Bäuerinnenvereinigung, Gastro Schwyz und Schwyz Tourismus. Der Perimeter umfasst den Kanton Schwyz und die angrenzenden Gemeinden. Ächt Schwyz war bisher als Label für die Schwyzer Gastronomie bekannt. Auf dieses Jahr sind die Anforderungen für die Auszeichnung mit dem Label gestiegen. So sind Gastro-Betriebe nun verpflichtet, rund 20 Prozent regionale Lebensmittel sowie rund 10 Prozent der Getränke aus dem Ächt-Schwyz-Gebiet zu beziehen.
Unter den rund 50 Vereins-Mitgliedern von Ächt Schwyz befinden sich bisher zehn Schwyzer Landwirtschaftsbetriebe. Diese waren mehrheitlich bereits Mitglied in der Vorgänger-Organisation Ländlicher Marktplatz Urschwyz, der im vergangenen Jahr aufgelöst wurde. Ächt Schwyz ist eine von fünfzehn Regionalmarken der Organisation «Das Beste der Region». Weitere Regio-Labels von «Das Beste der Region» sind beispielsweise Echt Entlebuch, Gärn Lozärn, Obwaldner Alpchäs und Jurapark Aargau. reb
«Der Austausch mit der Gastronomie konnte intensiviert werden»
Wie verliefen die ersten Wochen von Ächt Schwyz?
Kilian Diethelm: Nach rund drei Jahren intensiver Vorbereitungszeit fand Anfang Jahr der offizielle Startanlass von Ächt Schwyz statt und der Geschäftsführer Marcel Stgier nahm seine Arbeit auf. Das Markenhandbuch wurde finalisiert und die Kommunikation laufend optimiert. Dazu kam der intensive Austausch der Vertreter aus Tourismus, Gastronomie, Lebensmittelverarbeitung und Landwirtschaft.[IMG 3]
Welches sind die Herausforderungen in der Zusammenarbeit der vier erwähnten Interessengruppen?
Eine grosse Herausforderung sehe ich in der Distribution. Der Aufwand für die Gastronomie bei der Beschaffung von regionalen Lebensmitteln muss überschaubar sein. Ächt Schwyz selber wird nicht in die Logistik investieren. Ich erhoffe mir, dass Lebensmittel-Verarbeiter und Logistikdienstleister durch die hoffentlich steigende Nachfrage aus dem Gastro-Bereich vermehrt Regio-Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. Das müssen nicht grosse Dienstleister sein, auch bei landwirtschaftlichen Direktvermarktern mit eigenem Vertriebsnetz sehe ich Potenzial. Dafür ist aber eine starke lokale Vernetzung der verschiedenen Player entscheidend. Eine weitere Herausforderung ist sicher auch, dass genügend Regional-Produkte unter der Marke Ächt Schwyz zertifiziert werden.
Vor knapp 15 Jahren wurde mit dem «Ländlichen Marktplatz Urschwyz» eine ähnliche Organisation gegründet, welche letztes Jahr aber aufgelöst und in Ächt Schwyz überführt wurde. Warum wird Ächt Schwyz erfolgreicher sein?
Im Mittelpunkt des PRE-Projekts Ländlicher Marktplatz Urschwyz (LMU) stand unter anderem die Verbesserung der regionalen Milchverarbeitung, was sicher auch gelang. Ein weiteres Ziel des LMU war schon damals die Steigerung von Regio-Produkten in der Gastronomie. Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Gastro konnte aber nicht erreicht werden. Das ist bei Ächt Schwyz nun anders. Damit sich ein Gastronomie-Betrieb als Ächt Schwyz Partner auszeichnen darf, muss auf seiner Speiskarte ein Anteil von Regio-Produkten zu finden sein. Dazu kommt, dass sich bei diesem Projekt der Kanton ebenfalls stark engagiert. Schwyz hat sich im Rahmen seines Konzepts zur zukünftigen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik dazu bekannt, die regionale Wertschöpfung auch bei Landwirtschaftsprodukten zu verbessern. Dank seiner Vorbildfunktion und dem grossen Netzwerk verspreche ich mir dadurch vom Kanton positive Impulse für den Absatz von regionalen Lebensmitteln.
Wo sehen Sie bei Ächt Schwyz konkrete Chancen für den einzelnen Landwirtschaftsbetrieb?
Ächt-Schwyz-Mitglieder profitieren einerseits vom beliebten Gutscheinsystem, welches in der Gastronomie schon seit mehreren Jahren gut funktioniert. Mit Ächt Schwyz Gutscheinen wurden bisher schon 6-stellige Umsätze erreicht. Zukünftig können diese auch in Hofläden von Ächt Schwyz Mitgliedern eingelöst werden. Grosses Potenzial sehe ich auch bei Geschenkkörben mit Regio Produkten, welche sich vor allem gegen Ende Jahr grosser Beliebtheit erfreuen. Wertvoll ist für Ächt Schwyz Mitglieder sicher auch die professionelle Kommunikation des Vereins wie die Website, die Social-Media-Kanäle und weitere Kommunikationsmittel. Dazu kommt, dass Hofprodukte mit dem Ächt Schwyz Logo im Endverkauf höhere Beachtung erhalten, was den Verkauf stärken kann.