Die Anforderungen an die Landwirtschaft steigen stetig: Extremwetter, neue Vorschriften, sinkende Margen und wachsende Erwartungen von Konsumentinnen und Konsumenten stellen die Betriebe laufend vor neue Herausforderungen. Wer heute einen Hof führt, muss nicht nur produzieren, sondern auch rechnen, planen, kommunizieren – und vor allem flexibel bleiben, um Herausforderungen konstruktiv zu meistern und Chancen erfolgreich packen zu können.

Sechs neue Handlungsfelder

Vor diesem Hintergrund hat die landwirtschaftliche Beratungszentrale Agridea an ihrer Delegiertenversammlung Ende Juni in Bern sechs neue Handlungsfelder für die Jahre 2026 bis 2029 beschlossen. Ziel sei es, die Beratung und Praxis in den Kantonen gezielt zu stärken – mit Wissen, Werkzeugen und Austausch, damit Bäuerinnen und Bauern mit den laufenden Veränderungen Schritt halten können.

«Die Landwirtschaft ist stetig im Wandel – und wir wollen ihn aktiv mitgestalten», sagte Agridea-Direktor Lukas Kilcher an der Delegiertenversammlung. Zu den Anwesenden gehörten neben Vertretungen der kantonalen Landwirtschaftsämter auch Regierungsräte und Mitglieder der Landwirtschaftsdirektorenkonferenz.

Forschung, Beratung und Praxis

Die Agridea sieht sich als Drehscheibe für landwirtschaftliches Wissen: Sie will Erkenntnisse aus Forschung, Beratung und Praxis zusammenbringen und sie für die landwirtschaftlichen Betriebe nutzbar machen – sei es über die Plattform Agripedia, über Kurse, Videos oder Softwarelösungen für das Betriebsmanagement.

Die neuen Handlungsfelder greifen aktuelle Themen auf, die viele Betriebe unmittelbar betreffen:

  • Wandel begleiten: Ob neue Vorschriften, Marktveränderungen oder technologische Entwicklungen – die Agridea unterstützt die Beratung mit Frühindikatoren und Methoden, um Betriebe für die Zukunft fit zu machen.
  • Innovation und Unternehmertum fördern: Mit betriebswirtschaftlichen Werkzeugen, Marktanalysen und Coaching stärkt Agridea die unternehmerischen Fähigkeiten auf den Höfen – gerade auch in Randregionen und im Berggebiet.
  • Ressourcenschonung und Biodiversität: Boden, Wasser, Luft – die natürlichen Grundlagen der Landwirtschaft geraten unter Druck. Agridea unterstützt mit Know-how zu schonender Bewirtschaftung und zur Förderung der Artenvielfalt.
  • Umgang mit dem Klimawandel: Die steigenden Temperaturen und häufigeren Extremwetterereignisse fordern Anpassungen in allen Produktionszweigen. Agridea sammelt und vermittelt praxistaugliches Wissen u.a. zu Wassermanagement, klimaangepassten Kulturen und Emissionsreduktion im Pflanzenbau und in der Tierhaltung.
  • Landtechnik und Digitalisierung: Der technologische Fortschritt soll nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig sein. Agridea bietet Werkzeuge und Beratung zu Smart Farming, nachhaltigem Bauen und Energieoptimierung.
  • Nachhaltige Produktion und Ernährung: Landwirtschaft und Ernährungssystem hängen eng zusammen. Agridea bringt Fachpersonen entlang der Wertschöpfungskette zusammen – vom Acker bis zur Gemeinschaftsverpflegung – und vermittelt Wissen für eine zukunftsfähige Lebensmittelproduktion.

Ein besonderes Augenmerk will Agridea auf die Rolle der Landwirtschaft im gesamten Ernährungssystem legen. Die Botschaft: «Landwirtinnen und Landwirte können die Zukunft nicht allein stemmen. Es braucht Kooperation mit Verarbeitern, Konsumierenden und auch mit Gesundheits- und Ernährungsfachleuten». Agridea sieht sich hier als Plattform, nicht als Beratungsstelle für Ernährung – aber als Vermittlerin zwischen den Wissensbereichen und Akteuren.

[IMG 2]

Wie viel Fleisch ist sinnvoll?

«Wir wollen einen Beitrag leisten, dass die Landwirtschaft nicht nur Teil des Problems, sondern vor allem Teil der Lösung ist», sagt Lukas Kilcher. Es gehe dabei auch um Fragen wie: Wie viel und welches Fleisch ist sinnvoll? Wie lassen sich regionale Kreisläufe stärken? Was bedeutet eine klimaverantwortliche Ernährung für die Produktion?

Im Jahresbericht 2024 präsentierte Agridea konkrete Ergebnisse: 106 Kurse mit über 3100 Teilnehmenden, mehr als 42 000 verkaufte Publikationen und fast 20 000 Softwarelizenzen.

Finanziell lag der Umsatz mit 15,4 Mio. Franken leicht unter dem Vorjahr. Ein Minus bei IT-Projekten konnte durch neue externe Aufträge teilweise aufgefangen werden.

Auch im Vorstand gab es Veränderungen: Daniel Nyfeler, Prorektor am Berufsbildungszentrum Hohenrain, wurde neu gewählt. Nadine Degen und Markus Höltschi wurden verabschiedet. Die Nachfolge für Degen ist noch offen.