«Wenn nur ein oder zwei Zähne im Getriebe abgebrochen sind und sich nicht zwischen den Zahnrädern verkeilen, holpert es zwar etwas, der Motor kann aber trotzdem weiterlaufen. Wichtig ist, dass der Rest zusammenhält und die Lücken überbrückt.» Diese Meinung vertritt Andreas Vögtli, Noch-Präsident des Solothurner Bauernverbands (SOBV). Wegen Amtszeitbeschränkung gibt er sein Amt bald ab. Die BauernZeitung hat mit ihm einen Blick zurück, aber auch in die Zukunft geworfen. Bevor er das Amt des Präsidenten übernahm, war Andreas Vögtli von 1997 bis 2009 bereits 12 Jahre im Vorstand des SOBV. Seither hat sich die Agrarpolitik und dementsprechend auch die Landwirtschaft stark verändert. «Die Zeit war anspruchsvoll und motivierend zugleich», meint Vögtli.

Das war – das kommt

Vor dem Präsidium engagierte sich Andreas Vögtli während 12 Jahren im SOBV-Vorstand. Diesen verliess er wegen der statutarisch festgelegten Amtszeitbeschränkung. Nach drei Jahren kehrte er als Präsident wieder zum SOBV zurück.

DV am 26. Februar

Am 26. Februar 2024 findet die DV statt, an der Andreas Vögtli das Präsidium abgeben wird. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin wurde gemeinsam mit den Bezirksvereinen getätigt. ­Robert Dreier aus Metzerlen-Mariastein stellt sich nun zur Wahl. Andreas Vögtli bleibt noch bis zur DV im November 2024 als Vertreter des SOBV Mitglied im Vorstand des SBV.

Der geteilte Sitz

Darin haben der SOBV und der Bauernverband beider Basel (BVBB) gemeinsam einen Sitz. Dieser wird abwechselnd von einem der beiden Kantone besetzt. Jeweils bei einem Präsidentenwechsel beim Sitz haltenden Verband erfolgt an der nächsten SBV-Delegiertenversammlung ein Wechsel und der andere Verband nimmt Einsitz im Vorstand SBV. Aufgrund des Präsidentenwechsels beim SOBV nimmt der BVBB ab November 2024 Einsitz. 

Nachfolger von Andreas Vögtli Robert Dreier soll der neue Solothurner Bauernpräsident werden Thursday, 26. October 2023

Das Team zählt und nicht die Einzelperson

Wie das Zusammenspiel der Zahnräder beim Getriebe ist für Andreas Vögtli das gemeinsame Arbeiten als Team und das Zusammenhalten wichtig. Das zeigt sich im Gespräch immer wieder. So kann und will er nichts nennen, was er als seinen Erfolg als Präsident bezeichnen würde.

«Alles war immer eine Teamarbeit.»

Andreas Vögtli zur Frage nach dem grössten Erfolg seiner Amtszeit.

Und er habe hinter sich ein gutes Team. Seine eigene Stärke liegt darin, in unterschiedlichen Situationen unter den jeweils beteiligten Personen auf Augenhöhe zu diskutieren und zu vermitteln. Eine ­Eigenschaft, die ihm auch zugutekam, als das Getriebe in der SOBV-Geschäftsführung vor wenigen Jahren eine Zeit lang nicht ganz rund lief. Man schaffte es aber, dass der Verband und alle Beteiligten die Sache gut überstanden haben.

Die Einigkeit macht stark

Nicht nur der SOBV, sondern alle Dachverbände auf Kantons- und nationaler Ebene seien nur als kompakter Verband stark, betont Andreas Vögtli und zieht einen bildlichen Vergleich. Wenn ein Stein mit einem Kilogramm Gewicht gegen ein Auto tätscht, hat das nicht dieselbe Wirkung, wie ein Kilogramm loser Sand. So sei auch die Wirkung eines geschlossenen Verbands ungleich höher. «Einigkeit macht uns stark», betonte er etwa auch in seinem Rücktrittsschreiben.

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So funktioniert der SBV

Auf die Frage, was dem Bauernpräsidenten beim Zurückblicken auf die vergangenen 12 Jahre als Erstes in den Sinn kommt, muss er nicht lange überlegen. Andreas Vögtli kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von den zahlreichen Begegnungen mit vielen Menschen erzählt. Sie bedeuten für ihn eine grosse Bereicherung in diesem Lebensabschnitt. Ganz besonders beeindruckte ihn der Einblick in die Abläufe hinter den Kulissen, den er durch die Mitarbeit im Vorstand des Schweizer Bauernverbands (SBV) erhalten hat. Der SBV funktioniert wie das Zusammenspiel in einem perfekt geschmierten Getriebe. Er wird für seine politischen Erfolge oft bewundert, aber von den politischen Gegenspielern mehrheitlich benieden, ist Andreas Vögtli der Meinung. Und: «Den Neid muss man sich verdienen.» 

Vertretung in Kantonalpolitik ist wichtig

Aus seiner Mitarbeit beim SBV konnte er viele Hintergrundinfos in den Kantonalverband bringen. Anders als andere Kantonalpräsidenten ist Andreas Vögtli nicht im Kantonsrat vertreten. Er kandidierte zwar auch schon als Kantons- wie auch als Nationalrat. Mehr als für den ersten Ersatzplatz reichte es jedoch nicht. Dass jedoch der frühere Bauernsekretär Peter Brügger im Kantonsrat sass und der jetzige Stelleninhaber Edgar Kupper Kantonsrat ist, sei viel wert. Es wäre von Vorteil, wenn weitere SOBV-Vorstandsmitglieder in der Kantonalpolitik säs­sen, ist Vögtli der Meinung.

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Anliegen den Kantonsräten näherbringen

Der Verband hat nebst der Bezirksvereinspräsidenten-Konferenz ein zusätzliches Gefäss – die Konferenz der bäuerlichen Kantonsräte, um ihnen den SOBV-Standpunkt bei anstehenden Geschäften nahezubringen. Diese Konferenz wurde zum letzten Mal aufgerufen, als es um den Kredit für den Neubau des Wallierhof-Stalles und weiteren Gebäuden ging. Die grösste Herausforderung in seiner Amtszeit sei die Trennung der politischen Geschäftsstelle und des Dienstleistungsbereiches gewesen.

«Das war ein anspruchsvoller Prozess.»

Der Präsident zeigt sich zur Trennung der politischen Geschäftsstelle und des Dienstleistungsbereiches erleichtert.

Schwarzbuben sind weit weg vom «Gschütz»

Mit seiner Wahl zum Präsidenten nahm zum ersten Mal nach 100 Jahren wieder ein Schwarzbube im Präsidium Einsitz. Für etliche Kilometer gesorgt hat sein Wohnort in Büren im Schwarzbubenland. «Wir Schwarzbuben sind halt schon weit weg vom Gschütz», meint er und schmunzelt. Die Fahrzeit zur Geschäftsstelle in Solothurn betrage eine Stunde. Da könne er nicht einfach kurz vorbeigehen, um etwas persönlich zu besprechen. Das brauche schon etwas Planung. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern aus dem Schwarzbubenland sei für ihn aber mit der heutigen Technik die Kommunikation trotz Distanz viel einfacher gewesen. Auf die Frage, ob er rückblickend etwas in seiner Amtszeit anders machen würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte, scherzt Andreas Vögtli: «Eventuell den Wohnsitz näher zur Geschäftsstelle verlegen.»

Nicht aufgeben, auch wenn die Untertunnelung nicht zustande kommt

Trotz allem Positiven, in seiner Amtszeit gab es auch Geschäfte, die nicht nach dem Wunsch des SOBV ausgingen. So etwa wird die gewünschte Untertunnelung beim Autobahnausbau im Raum Neuendorf nicht realisiert. Aber auch hier suchten Andreas Vögtli und das Team des SOBV den Dialog mit diversen Akteuren, damit für die Betriebe die Nachteile durch den Autobahnausbau und den grossen Landverlust, mit geeigneten Ersatzmassnahmen minimiert werden können. 

Es bleibt genug Arbeit 

Auch nach dem Ende seiner Amtszeit wird es Andreas Vögtli nicht langweilig. Er arbeitet weiterhin in seinem Lohnunternehmen und hilft bei Bedarf seinem Sohn auf dem Bauernhof. Und dann ist da ja noch das Amt des Präsidiums des Schulzweckverbands Dorneckberg, das er seit 12 Jahren innehat. Ein Amt, das er zu einer Zeit übernommen hatte, als dessen Getriebe alles andere als rund lief und mehr als nur ein oder zwei Zähne im Getriebe fehlten. «Ein Schulzweckverband ist nicht so einfach zu führen, wie ein Bauernverband», erklärt er im Scherz. Die Arbeit wird Andreas Vögtli also auch weiterhin nicht so schnell ausgehen.