Eine bekannte Situation: Es ist ein verregneter Bürotag. Die letzten Tage waren lang, es wurde gepflügt, gesät, geerntet und für andere Arbeiten gab es auch genug Zeit. Nun möchte man das alles in den Feldkalender eintragen und es graust einen bei dem Gedanken daran. Einträge müssen erstellt und Tabellen gefüllt werden. Für manchen ist das eine blosse Pflichtarbeit ohne wesentlichen Mehrwert, ausser dass man der Pflicht nachgekommen ist.
Vereinfachung und Mehrwert
Ja, ginge das nicht einfacher und könnte man die Daten, die man eingegeben hat, nicht mit anderen Landwirten vergleichen?
Ähnliche Überlegungen hat sich die IP-Suisse gestellt. Die BauernZeitung hat sich mit Lukas Barth, verantwortlich für Nachhaltigkeit, Agrarpolitik sowie IT, und seinem Nachfolger Peter Althaus getroffen und mit ihnen über den weiterentwickelten Feldkalender gesprochen.
Dieser verfolge nämlich zwei Hauptziele: die Vereinfachung und das Anbieten eines Mehrwerts für die Landwirte. «Unser Ziel ist, dass der Landwirt vor der Kontrolle ruhig schläft», erzählt Lukas Barth schmunzelnd und fährt fort: «Ab Juli 2024 werden wir den weiterentwickelten Feldkalender für die Aufzeichnungen anbieten. Zielgruppe ist der wenig digitalisierte Betrieb.»
Der Feldkalender wird die minimalen Anforderungen an die gesetzliche Aufzeichnungspflicht erfüllen. Möglichst schlank und intuitiv soll er sein. Als Vergleich zieht Barth das iPhone von Apple heran. «Ein hochkomplexes Gerät, das vom Anwender bedient wird, ohne dass er vorher eine Anleitung lesen musste», sagt Barth. Möchte man als Anwender mehr Daten eingeben, als der Gesetzgeber vorschreibt, solle dies aber dennoch in einer erweiterbaren Version möglich sein.
Anstoss gab Digiflux
Auch ein Grund, den bestehenden Feldkalender der IP-Suisse zu überarbeiten, war gemäss Peter Althaus die Webanwendung Digiflux. Diese wird zurzeit vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) entwickelt. Auf Digiflux muss der Handel ab dem 1. Januar 2025 den Verkauf und die Weitergabe von Pflanzenschutzmitteln erfassen. Ab 2026 werden ebenfalls Dünger und Kraftfutterverkäufe erfasst. Dann müssen auch die Landwirtschaft und Unternehmen, die Pflanzenschutzmittel beruflich einsetzen, dies auf Digiflux erfassen. Zu den weiteren Unternehmen zählen zum Beispiel Gartenbaufirmen, Golfplätze oder Firmen, die für den Strassenunterhalt zuständig sind. Gemeinden, Kantone und der Bund unterliegen ebenfalls der Erfassungspflicht auf Digiflux.
Dieser Mehraufwand könne auch ein Anstoss respektive eine Chance zu einer Automation von Betriebsabläufen sein. Gemäss Althaus beinhalte der neue Feldkalender darum digitale Schnittstellen, die eine Kopplung an Digiflux ermöglichen.
Vom Labor direkt in den PC
Mit solchen digitalen Schnittstellen könne der Feldkalender bei Bedarf auch mit anderen Anwendungen oder Unternehmen vernetzt werden. Dazu erwähnt Peter Althaus das Beispiel einer Bodenprobe. «Analysiert das Bodenlabor die Probe und liegen die Daten vor, kann das Bodenlabor in Zukunft die Daten direkt in der betreffenden Parzelle des Betriebs einfügen. Dadurch habe ich als Landwirt weniger Büroaufwand.»
Der überarbeitete Feldkalender soll zudem nicht nur die Feldarbeiten abdecken, sondern auch gewisse Aufzeichnungen für den Tierhalter erleichtern. So ist geplant, ein Auslauf- und Weidejournal auf der App zur Verfügung zu stellen. Auch Labelvignetten könnten demnächst mittels App bei der Geschäftsstelle bestellt werden.
Ein weiterer Mehrwert ist gemäss Lukas Barth und Peter Althaus die grafische Oberfläche des Kalenders. Sie zeigt übersichtlich die eingegebenen Daten.
Vergleich mit Betrieben
Sie geht aber noch weiter, da sie dem Betrieb neu erlaubt, seine Daten mit anderen Betrieben in seiner Region oder seinem Kanton zu vergleichen. Für diesen Vergleich werden die Daten anonymisiert und der Betrieb muss dieser Nutzung durch IP-Suisse separat zustimmen. Hat er das gemacht, können Effizienzindikatoren wie zum Beispiel Aufwand/Ertrag, Ertrag pro eingesetztes kg N oder P miteinander verglichen werden. Gemäss Althaus und Barth hilft dieser Vergleich dem Betrieb, den Ist-Zustand besser kennenzulernen.
Dieses Wissen kann der Betrieb nutzen, um die Effizienz zu steigern. Konkret könne ein Betriebsleiter anhand eines Vergleichs pro eingesetztes kg N sich überlegen, in welcher Kultur er den Stickstoff effizienter einsetzen könnte.
Aktuell sammelt die IP-Suisse mit einem Prototyp und einer Gruppe von Landwirten erste Erfahrungen. Bis nächsten Sommer wird damit ein praxiserprobtes Tool zur Verfügung stehen. Die Ambitionen sind hoch. Der Feldkalender steht sämtlichen 18'000 Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.
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Personelle Veränderungen bei IP-Suisse
IP-Suisse mit Sitz im bernischen Zollikofen wurde vorüber 30 Jahren gegründet und gehört heute zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten- und Vertriebsorganisationen in der Schweiz. Drei Arbeitsbereiche erfahren laut der Organisation Änderungen.
Folgende Bereiche sind ab Januar 2024 neu besetzt:
Bereich Nachhaltigkeit
Nicole Ramsebner übernimmt die Verantwortlichkeit für den Bereich Nachhaltigkeit von Lukas Barth. Barth verlässt die IP-Suisse nach drei Jahren und geht zum Bundesamt für Landwirtschaft (wir berichteten). Ramsebner ist seit Februar 2022 für IP-Suisse tätig. Sie ist Agronomin und lebt mit ihrem Partner auf einem Landwirtschaftsbetrieb in Kehrsatz BE.
Bereich Tierhaltung
Tamara Roos übernimmt die Verantwortung für den Bereich Tierhaltung von Niklaus Hofer. Sie ist seit Mai 2022 in diesem Fachbereich der IP-Suisse tätig. Tamara Roos ist ausgebildete Landwirtin und bringe durch ihre frühere Tätigkeit im Bereich Rindvieh und Schweinehaltung beim Schweizer Tierschutz viel Erfahrung für die neue Rolle mit, so IP-Suisse. Roos lebt mit ihrem Partner auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb.
Bereich Software-Projekte
Mit Peter Althaus kehrt ein bekanntes Gesicht «zum Käfer» zurück. Er war bereits von 2008 bis 2017 als Projektleiter für IP-Suisse tätig. Zwischenzeitlich war er Geschäftsführer von TSM Treuhand. Althaus bringe nun seinen Erfahrungsschatz für die Umsetzung wichtiger Software-Projekte mit ein, heisst es bei IP-Suisse. Die Software-Projekte wurden bislang ebenfalls von Lukas Barth betreut. Peter Althaus ist Agronom, lebt in Bätterkinden BE auf einem Hof, ist verheiratet und hat drei Kinder.
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