«Ich bin optimistisch, dass der heutige Entscheid ein Gewinn für unsere Mitglieder ist und dadurch die Wertschöpfung von regionalen Produkten gesteigert werden kann», erklärte Susanne Hofstetter, Präsidentin des Vereins «Ländlicher Marktplatz Urschwyz» (LMU), kurz nachdem die Mitglieder der Vereinsauflösung zugestimmt hatten. 25 Stimmberechtigte waren an der letzten Mitgliederversammlung anwesend, 20 davon stimmten der Überführung in die neue Organisation «Ächt Schwyz» zu.
Mehr Wertschöpfung mit dem Label «Ächt Schwyz»
Der LMU soll noch bis zum Gründungstermin vom Verein «Ächt Schwyz» bestehen bleiben und dann aufgelöst werden. Unter dem Label «Ächt Schwyz» werden zukünftig die Schwyzer Landwirtschaft, Schwyz Tourismus, Gastro Schwyz und Verarbeiter gemeinsam auftreten. «Wir wollen regionale Wertschöpfung schaffen, damit Landwirtschaft, Tourismus, Verarbeiter und Gastro profitieren können», betonte Urs Durrer, Vorsteher Amt für Wirtschaft, Schwyz, in seinen Ausführungen an der LMU-Mitgliederversammlung. Viel verspricht er sich von den beliebten «Ächt Schwyz»-Gutscheinen, welche bisher nur in Gastronomiebetrieben eingelöst werden konnten. Zukünftig sollen diese auch andernorts, wie zum Beispiel in Hofläden oder Käsereien von Mitgliedern, gelten. «Es gibt Restaurants, die heute schon jährlich mehrere 10 000 Franken Umsatz mit diesen Gutscheinen generieren», so Durrer.
20 Prozent lokale Lebensmittel in Gastro Betrieben
«Ächt Schwyz» war bisher ein Label für die Gastronomie, dies soll nun ausgeweitet werden. Die Richtlinien würden deutlich anspruchsvoller. So sei vorgesehen, dass im Gastro-Bereich 20 Prozent des Umsatzes mit lokalen Lebensmitteln gemacht werden müssen. Zudem wird verlangt, dass zwei Weine, ein Bier und fünf Schnäpse aus dem «Ächt Schwyz»-Gebiet und mindestens fünf Schwyzer Gerichte im Angebot zu finden sind. Diese Anforderungen würden zukünftig auch für Angebote im Agrotourismus gelten, die mit dem Label werben. «Ich hoffe natürlich auch, dass möglichst alle aktuellen Mitglieder von LMU im neuen Verein mitmachen und wir Neumitglieder begrüssen könnten», so Durrer. Der Verein solle noch in diesem Herbst gegründet werden, allerdings gebe es noch viel zu tun: So müssten noch der Vorstand und die Geschäftsstelle besetzt werden. Die Administration wird bei der Schwyzer Bauernvereinigung angegliedert, das Marketing liegt bei Schwyz Tourismus.
Anschubfinanzierung durch den Kanton
Der «Ächt Schwyz»-Perimeter umfasst den Kanton Schwyz und die angrenzenden Gemeinden. Die Anschubfinanzierung erfolge aus dem Schwyzer Projekt «Neue Regionalpolitik». Nach erfolgtem Start werde sich der Kanton dann zurückziehen. «Es ist aber klar, dass es eine gewisse Grundfinanzierung durch den Kanton braucht», betonte Durrer.
Vereinsvermögen für zweckgebundene Förderung von Regio-Produkten
Kilian Diethelm vom LMU informierte über die Folgen des Vereinswechsels. Die zukünftigen Jahresbeiträge seien noch nicht festgelegt, diese sollten aber im ähnlichen Rahmen wie bei LMU sein. Die doch ziemlich hohen Zertifizierungskosten werde «Ächt Schwyz» anfänglich noch übernehmen. Bei bisher zertifizierten Produkten werde sich mit dem neuen Label nichts ändern. Das stattliche Vereinsvermögen von LMU werde an die Schwyzer Bauernvereinigung überwiesen. Die Mittel sollen zweckgebunden für die Förderung von Regio-Produkten eingesetzt werden.
Trotz der absehbaren Vereinsauflösung gab es im Vorstand noch Mutationen. Benno Dillier wurde zum Nachfolger von Präsidentin Susanne Hofstetter gewählt, Kilian Diethelm übernimmt die Funktion des Kassiers und Corinne Schuler wurde als Beisitzerin bestätigt.
PRE-Projekte konkurrenzieren private Käsereien
Mit dem Verein «Ächt Schwyz» wird ein Regio-Projekt auf die Beine gestellt, deren Realisierung durch die öffentliche Hand unterstützt wird. Das sorgte an der Mitgliederversammlung des «Ländlichen Marktplatzes Urschwyz» nicht nur für Begeisterung. «Ich frage mich schon, wie lange der Steuerzahler da noch zuschaut», betonte der Küssnachter Käser Josef Werder. Mit der Milchmanufaktur Einsiedeln, der Alpkäserei Pragel und der geplanten Käserei auf der Rigi gebe es im Kanton Schwyz mehrere Projekte, die auf dem Markt als direkte Mitbewerber von privaten Käsereien auftreten würden. Die öffentlichen Gelder führten zu ungleich langen Spiessen. «Der Käserverband ist alles andere als erfreut über solche Projekte und wird versuchen, diese zukünftig zu verhindern. Wie nachhaltig solche Projekte sind, wissen wir alle. Überall, wo der Staat viel Geld einschiesst, wird zu wenig vorsichtig investiert, was auf lange Sicht zu Problemen führt», so der Käsermeister weiter. Als jüngstes Beispiel nannte er die Alpkäserei auf der Rigi. Die Marktabklärungen seien erst gemacht worden, als das Projekt schon längst bewilligt wurde.