Eigentlich hätte schon im Herbst 2021 mit dem Bau für das neue und einzige Obwaldner Schlachthaus begonnen werden sollen. Die Teuerung und die anspruchsvolle Prozesstechnik sorgten aber für eine Verzögerung. Die Finanzierung musste neu geregelt und ein Nachtragskredit bewilligt werden.

Anspruchsvolle Planung

Diesen Mittwoch 17. August war es aber soweit, im Beisein von Regierungsrat Daniel Wyler und zahlreichen Beteiligten erfolgte der Spatenstich an der Industriestrasse in Kerns. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von mindestens 1,5 Jahren. Daniel Blättler, Präsident der Baukommission und Verwaltungsmitglied der Genossenschaft Fleischhuis Obwalden, wollte sich aber nicht auf einen konkreten Bezugstermin festlegen. Zu unsicher sei derzeit die Liefersicherheit vor allem für die Prozesstechnik.

Sowohl er wie auch Präsident André Windlin und auch Planer Hanspeter Lussi von der Planteams AG Kägiswil wiesen auf die sehr anspruchsvolle Planung mit vielen Anpassungen und Hürden hin. Es habe im Verlaufe der langen Planungszeit einige Zweifel gegeben, auch wegen den hohen Anforderungen für moderne Schlacht- und Fleischverarbeitungstechnik und die ständig steigenden Kosten, meinte Windlin. Unterstützung bei der optimalen Einrichtung fanden die Planer bei der Josef Koch AG in Malters, welche auf Prozesse bei der Fleischproduktion spezialisiert ist. Der Präsident der Genossenschaft Fleischhuis Obwalden wird übrigens dieses Amt an der kommenden Generalversammlung im November abgeben, da dies mit seiner Tätigkeit seit Anfang 2022 als Leiter Amt für Landwirtschaft und Umwelt nicht mehr vereinbar sei.

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Grosse Unterstützung

Gerechnet wird laut Windlin mit Baukosten von gegen 9 Millionen Franken, einiges mehr als ursprünglich veranschlagt. Er ist allerdings froh, dass die Finanzierung dank grosszügiger Unterstützung gut gesichert werden konnte. So sind rund ein Drittel à-fonds-perdu-Beiträge, von Bund, Kanton und weiteren Spendern. Der Kantonsanteil macht dabei rund 1 Million Franken aus, wofür aufgrund der Höhe ein Kantonsratsbeschluss nötig war. Beiträge sprachen auch die Berghilfe und die Albert-Koechlin-Stiftung, zusammen 1 Million Franken. Ein Drittel sind Bankkredite der Obwaldner Kantonalbank und ein weiterer Drittel Darlehen, so 2 Millionen Franken in Form von Strukturverbesserungskrediten im Rahmen der agrarpolitischen Massnahmen sowie eines grosszügigen Darlehens der Landi Obwalden.

Lauro Falconi vom Amt für Landwirtschaft und Umwelt wies darauf hin, dass das Kreditgesuch schon im Juli 2012 eingereicht worden sei. Die Beurteilung der Strukturhilfe sei sowohl für den Kanton wie den Bund einmalig und komplex gewesen. Noch nie sei in Obwalden ein so hoher Kredit vergeben worden.

Wichtig für die Landwirtschaft

Die vorhandenen Eigenmittel der Genossenschaft von knapp einer halben Million Franken seien vor allem für den Landkauf eingesetzt worden, erklärte André Windlin. Gebaut wird auf einem seit längerer Zeit eingezonten Industrieareal, das Grundstück konnte von der Korporation Kerns erworben werden.

Regierungsrat Daniel Wyler wies auf aktuelle Schlagworte wie Tierschutz, Tierwohl, Nachhaltigkeit und Selbstversorgungsgrad hin. Obwalden lasse mit diesem Projekt den Worten Taten folgen.

Bisher wird in Obwalden im Schlachthaus Ei in Sarnen geschlachtet und Fleisch verarbeitet. So auch von der noch einzigen Obwaldner Metzgerei Stutzer und Flüeler AG in Kerns. Letztes Jahr wurden in der Ei rund 3800 Tiere geschlachtet. Davon für die Landwirtschaft 319 Kühe, 162 Kälber, 562 Schweine und 357 Ziegen und Schafe. Die Genossenschaft Fleischhuis Obwalden zählt 375 Mitglieder und sei für die regionale Landwirtschaft sehr wichtig, betonte Windlin.

Selber portionieren

Hier lassen nicht nur Obwaldner, sondern auch einige Nidwaldner, Luzerner und Berner Bauern ihre Tiere schlachten für die Eigenversorgung und Direktvermarktung. Bauern können selber portionieren und vakuumieren. Auch Jäger können ihre Wildtiere anliefern. Gegründet wurde die Genossenschaft schon 1966, der Trend in Richtung Direktvermarktung führte zu Engpässen am bisherigen Standort. Zuerst wurden Studien für eine Erweiterung am bisherigen Standort geprüft, 2014 entschied sich die Genossenschaft aber für einen neuen Standort und wurde 2019 im Sand, Kerns, fündig. Hier könne künftig auch mehr als nur einmal pro Woche geschlachtet werden wie im Ei in Sarnen, betonte Windlin. Es sei nicht vorgesehen, die Kapazität von jährlich rund 4000 Schlachtungen zu erhöhen. «Bei Bedarf wäre es aber möglich.»

Weitere Informationen: www.fleischhuis.ch