Vor einer Woche fand die diesjährige Beeren-Vorernteversammlung statt, die jeweils von der Strickhof-Fachstelle Obst und den Zürcher Obst- und Beerenproduzenten organisiert wird. Aufgrund der Pandemie wurde sie erstmals als Online-Konferenz durchgeführt.

Engpässe sind möglich

Die nasskalte Witterung der vorangegangenen Wochen warf unwillkürlich die Frage auf, auf was für eine Saison die Beerenanbauer sich wohl einzustellen haben. «Um die hiesige Beerenernte abschätzen zu können, ist es noch zu früh», sagte Hagen Thoss von der Fachstelle Obst, «diese hinkt verglichen mit früheren Jahren deutlich hintendrein». Was den Markt betreffe, sei der Verkauf bis zum Muttertag gut gelaufen.

Anschliessend ging es schleppend weiter, erst auf die Wochen 23 und 24 würden grössere Mengen aus dem Inland erwartet. Je nach Witterung sei auch mit Engpässen zu rechnen. Die Staffelung zwischen frühen und späten Erdbeeren sehe gut aus, so Thoss. Weiter berichtete er, dass die Produzentenrichtpreise für Erdbeeren auf die Saison 2021 um 30 Rappen pro Kilo erhöht wurden.

Videos zweier Betriebe gezeigt

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Videos zweier Betriebsrundgänge präsentiert. Das erste galt Räss-Wildbeeren im zürcherischen Benken: Der Bio-Familienbetrieb produziert auf rund 30 Hektaren Erdbeeren sowie gängige wie auch seltene Strauch- und Wildbeerenarten. Auf weiteren 6 Hektaren baut er Reben an. Die ersten Früchte der Saison sind die Erdbeeren, Räss baut allesamt verfrühte Kulturen an. Sie werden auf einer Fläche von etwa einer Hektare in Tunnelanlagen angepflanzt. Rumba ist eine der Hauptsorten und macht rund einen Viertel des Sortenspiegels aus. «Dieses Jahr hatten wir wegen dem Frost einen grossen Aufwand», sagte Simon Räss. «Tagsüber mussten die Folien entfernt und abends wieder zugedeckt werden.»

Die Ernte begann am 5. Mai, was verglichen mit anderen Jahren eher spät ist. Frühe Sorten sind Glorielle und Flair für die Direktvermarktung, die Hauptsorten sind Rumba, Magnum, Flair und Asia für in den Handel. Der Biobauer wies zudem auf eine Besonderheit des Betriebs hin: «Der Bortrytis-Druck ist bei uns gering, da wir Hummeln einsetzen, die auf ihren Bestäubungsflügen den Clonostachys-Pilz ausbringen, der vor anderen Pilzen schützt.»

Extrem frostharte Beere

Eine weitere Spezialität des Weinländer Betriebs sind die Maibeeren mit ihren blauen Früchten, die seit vier Jahren auf einer Versuchsfläche von 30 Aren angebaut werden. Sie sind auch als Honigbeeren oder Haskap bekannt, verbreitet ist ihr Anbau hauptsächlich in Kanada. «Die Sträucher sind extrem frosthart», stellte Simon Räss fest. «Zu Pflanzenschutzmassnahmen mussten wir bisher noch nicht greifen, je nach Jahr kommt es im Spätsommer aber zu einem leichten Mehltaubefall». Bei der Unkrautbekämpfung kommen die Finger- und die Rollhacke zum Einsatz, zweimal jährlich wird zudem von Hand gejätet. «Die Blüte Ende März erfolgte spät, nun ist der Behang schön und die Reife wird bald erwartet.»

Die vier verschiedenen Sorten Indigo Gem, Borealis, Aurora und Honeybee, die in Benken angepflanzt werden, unterscheiden sich hauptsächlich bezüglich Fruchtfestigkeit. Diese ist nicht immer genügend gegeben, was die Haltbarkeit einschränkt, wie der Frischverkauf via Detailhandel gezeigt hat.

Beliebtes Selbstpflückfeld

Nun erfolgt die Vermarkung grösstenteils im Rahmen eines Projekts mit der E. Zwicky AG in Müllheim und der Landi Hüttwilen, bei dem die Maibeeren getrocknet werden und für Müeslimischungen bestimmt sind. Als frische Tafelbeeren sind sie jedoch weiterhin im Hofladen und bei einigen Wiederverkäufern erhältlich.

Die zweite Präsentation kam von der Familie Vetsch in Rikon: Der Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb von Andi und Sonja Vetsch befindet sich auf 540 m ü M. in Muldenlage. Auf 1,5 Hektaren werden Erdbeeren angebaut, davon eine Hektare auf dem freien Feld, eine halbe Hektare in Tunnels sowie 20 Aren auf Dämmen. Die Hälfte der Beeren wird im Selbstpflückfeld vermarktet, die andere Hälfte wird vom Betrieb gepflückt und in Erdbeerhäusern verkauft. In den letzten Jahren wurde ausschliesslich auf einjährige Pflanzen gesetzt.

Neue Sorten erprobt

«Dieses Jahr haben wir am 10. März erstmals die Folien aufgezogen, um die Pflanzen vor Frost zu schützen. Bis Anfang Mai haben wir die Erdbeeren insgesamt über vierzigmal ab- und zugedeckt», stellte Andi Vetsch fest. «Der Aufwand für die acht Tunnels ist nicht zu unterschätzen.» Ein Vorteil der Tunnels sei, dass die Erdbeersaison darin mindestens ein Monat länger dauert. Bestäubt werden die Pflanzen mit Hilfe von Hummeln. In den Tunnels wird unter anderem das vierte Jahr die Sorte Flair angepflanzt. Mit gutem Ergebnis, so Vetsch, während ihr Ertrag und ihre Pflückleistung draussen auf dem Feld durchzogen sei.

Auf Pilzdruck achten

Zurzeit werden auf dem Betrieb als Ersatz von Flair zwei neue Sorten erprobt: Ariane, eine aromatische, frühe Sorte, über deren Geschmack sich erst nach der Ernte mehr sagen lasse. Zudem Lofty, ebenfalls eine frühe Sorte, die robust ist und viele Blüten aufweist, jedoch Frostschäden zeigte. Auch der Anbau der spätreifen Sorte Federica ist vorerst ein Versuch, als Alternative zur beliebten Sorte Thuriga, die schnell konsumiert werden sollte und sich daher vor allem für den Selbstpflückbereich eignet. «Unsere Hauptsorte ist Asia, mit der wir im Direktverkauf gute Erfahrungen machen und die einen sehr guten Geschmack aufweist. Sie hat nicht viele, aber relative grosse Beeren, die einfach zum Pflücken sind», sagte Vetsch. «Wir wollen keine Massensorte, die geschmacklich mittelmässig ist.»

Hagen Thoss erinnerte daran, dass dieses Jahr dem Pilzdruck besonders Aufmerksamkeit zu schenken sei. Zudem rief er dazu auf, Hinweise auf den Befall durch den Erdbeersamenlaufkäfer zu melden. Auch wer Probleme mit dem Erdbeerblüten-Stecher hat und gerne an einem Versuch dazu teilnehmen würde, kann sich bei der Fachstelle Obst am Strickhof melden.

Weitere Informationen: www.raess-wildbeeren.ch / www.erdbeeren-rikon.ch