«Biogasanlagen sind der wichtigste messbare Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz», sagt Albert Meier. Denn in den Anlagen würden Treibhausgasemissionen aus Hofdüngern aufgefangen und zu Energie umgewandelt, die wiederum zur Versorgung mit sauberem Strom und Wärme beitrage. Der Leiter Politik beim Fachverband Ökostrom Schweiz erklärte anlässlich der diesjährigen Agro-Clean-Tech-Tagung die paradoxe Situation, in der die Schweizer Biogasbranche durch die jüngsten politischen Entscheide geraten ist.

Zwei Möglichkeiten

Die heute 140 landwirtschaftlichen Biogasanlagen vergären pro Jahr eine Million Tonnen Hofdünger, produzieren 500 GWh Energie und ermöglichen Einsparungen von 100 000 t CO2eq pro Jahr, so Albert Meier. Basierend darauf und dem regen Interesse an Infoveranstaltungen von Ökostrom Schweiz steht für den Fachmann fest: «Biogas ist keine Nische mehr, Biogas bewegt.»

Das tut es auch in der Politik. Sie hat zwei neue Förderinstrumente für neu erstellte Biogasanlagen eingeführt:

  • Gleitende Marktprämie (GMP): Einspeisevertrag über 20 Jahre Laufzeit gibt Planungssicherheit. Die Prämie gleicht schwankende Strommarktpreise aus, sodass der Vergütungssatz den Gestehungskosten entspricht. Es gibt je einen Bonus für maximal 10 Prozent nichtlandwirtschaftliche Co-Substrate sowie für Wärmenutzung (mindestens 25 Prozent der Nettowärme ausserhalb der Anlage nutzen).
  • Betriebskostenbeitrag (BKB) + Investitionsbeitrag: Zielt eher auf kleine Anlagen, Fokus auf reiner Hofdüngernutzung. BKB wird unbefristet jeweils quartalsweise ausbezahlt, Kombination mit Investitionsbeitrag (à fonds perdu) möglich. Letzterer berechnet sich nach einem Referenzsatz pro KW äquivalenter Leistung.

Die Wahl für entweder die gleitende Marktprämie oder den Betriebskosten- bzw. Investitionsbeitrag erfolge bei der Gesuchseinreichung, fuhr Albert Meier fort. «Diese Wahl ist definitiv und gilt auch für spätere Erweiterungen oder Erneuerungen.» Beide Möglichkeiten hätten ihre Vor- und Nachteile. So könne man bei der gleitenden Marktprämie nicht von allenfalls höheren Marktpreisen profitieren und das Fördermodell sei mit einigem administrativem Aufwand verbunden. «Für landwirtschaftliche Anlagen ist der Bonus für die Nutzung von maximal 10 Prozent Co-Substraten wichtig, um rentabel zu sein», ergänzte Meier. Im Gegensatz zur GMP ist der Aus- oder Eintritt in den Betriebskostenbeitrag jederzeit möglich. Als Nachteile nannte der Fachmann das komplexe Antragsverfahren und Liquiditätsrisiken durch tiefe Tarife.

Bei Einspeisung unklar

Neben Strom und Wärme kann auch das Gas aus Biogasanlagen direkt genutzt bzw. aufgereinigt ins Netz eingespeist werden. «Aktuell haben wir die Situation, dass zwar ab Sommer 2025 eine Förderung für Gaseinspeisungen möglich ist, diese aber im Rahmen des Entlastungspakets 2027 schon wieder abgeschafft werden soll», schilderte Albert Meier. Seitens der Energieversorger sei die Zahlungsbereitschaft für Gas aus Biogasanlagen zwar hoch, zum möglichen Bundesbeitrag in diesem Bereich aber noch vieles offen.

Während die Politik mit dem neuen Fördermodell gute Voraussetzungen für neue Biogasanlagen schafft, warnt Ökostrom Schweiz vor der Gefahr für bestehende Anlagen. «Die KEV-Nachfolgeregelung ist für sie wirtschaftlich nicht tragbar», so Albert Meier. Bis 2030 sei ein Drittel der heutigen Anlagen betroffen, die mit dem Ende der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) 40 Prozent ihrer Einnahmen verlieren. Da die neuen Fördertarife kaum die Betriebskosten deckten, drohe die Stilllegung.

«Nur für eine Minderheit ist ein Umrüsten auf Gaseinspeisung möglich», bemerkte der Fachmann. Oft sei etwa kein Anschluss ans Gasnetz in Reichweite. Um Zugang zu denselben Fördermodellen wie neue Anlagen zu bekommen, müssten bestehende – theoretisch – komplett rückgebaut und neu erstellt werden. Die Politik müsse bei den Vergütungstarifen für Bestandsanlagen nachbessern, verlangte Meier. Ansonsten seien die Mehrwerte von Biogas, wie etwa die Versorgungssicherheit im Winter, gefährdet.

Von den Kantonen wünscht er sich eine pragmatischere Vollzugspraxis. Derzeit würden sie oft Strenge zeigen und so den Biogas-Zubau behindern. Zum Schluss richtete der Fachmann auch einen Appell an die Landwirt(innen): «Es braucht einen verstärkten Willen zur Zusammenarbeit – ich bin überzeugt, dass so noch viel mehr Hofdünger energetisch nutzbar wäre.»

Strom und Kosten sparen

«Was sich immer lohnt, ist Energiesparen», findet Agro-Clean-Tech-Präsidentin Hannah von Ballmoos-Hofer. Ihr zufolge ist 2025 voraussichtlich das letzte Jahr für die beiden Förderprogramme Effi-Vini und Wärmepumpenboiler. Es handelt sich dabei um finanzielle Unterstützung für Stromeffizienzmassnahmen in Weinkellereien, Geflügel- und Schweinebetrieben sowie der Fischzucht bzw. die energieeffiziente Warmwasseraufbereitung auf Betrieben mit einem Warmwasserbedarf von über 150 l pro Tag.

Kostenloser Check
Weiter bietet Agro-Clean-Tech mit Agripeik eine Energieberatung für Landwirtschaftsbetriebe an. Damit sollen sich 10 bis 20 Prozent der Energiekosten einsparen lassen. Der erste Schritt ist ein kostenloser Potenzialcheck in Form einer Online-Umfrage, basierend darauf wird das Energiesparpotenzial ermittelt. Ist es eher klein, gibt es generelle Ratschläge zur Verbesserung (ebenfalls kostenlos).

Bund und manche Kantone zahlen
Besteht mehr Potenzial, kann ein Agripeik-Berater vor Ort Möglichkeiten aufzeigen. Der Bund deckt die Kosten für diese Beratung zu 50 Prozent, einige Kantone übernehmen weitere Anteile. In der Landwirtschaft seien sowohl das Potenzial für die Stromproduktion wie auch fürs Stromsparen gross, betonte Agro-Clean-Tech-Geschäftsführerin Janine Thoma.

Mehr zu Förderprogrammen und Agripeik: www.agrocleantech.ch