Sie heissen Sissi, Dolores, Zeta und Zeila. Vier Brown-Swiss-Kühe, die sich mit einer beeindruckenden Lebensleistung von über 150 000 kg Milch in die Geschichte der Braunviehzucht eingeschrieben haben. Anlässlich der Delegiertenversammlung von Braunvieh Schweiz, die am Mittwoch in Baar stattfand, wurden ihre Besitzer geehrt: Josef Fässler-Wyss für Sissi, Wendelin Eugster für Dolores, Sandro Huser für Zeta und Roman und Heidi Auer für Zeila. Ihre Tiere stehen stellvertretend für die herausragenden Leistungen, die Braunvieh in der Schweiz erbringen kann.

Engagement und Sorgfalt zahlen sich aus

Doch sie waren nicht die einzigen Kühe, die an diesem Tag im Rampenlicht standen. Insgesamt 51 Kühe, darunter auch jene vier Ausnahmeleistungen, überschritten im vergangenen Jahr die magische Grenze von 125 000 kg Milch. Vizedirektor Andreas Kocher würdigte die Besitzer dieser leistungsstarken Tiere und betonte, dass eine solch hohe Lebensleistung nicht nur auf exzellente Genetik zurückzuführen sei, sondern auch auf das tägliche Engagement und die Sorgfalt der Züchterinnen und Züchter.

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«Unsere Verantwortung, die Zukunft mitzugestalten»

Die Delegiertenversammlung von Braunvieh Schweiz war auch in diesem Jahr geprägt von wichtigen Entscheidungen und richtungsweisenden Diskussionen. Präsident Adrian Arnold führte erstmals durch die DV und stellte gleich zu Beginn klar: «Es ist unsere Verantwortung, die Zukunft der Braunviehzucht aktiv mitzugestalten. Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel. Das gilt auch für die Landwirtschaftspolitik.» Mit dieser treffenden Analogie, die Abraham Maslow zugeschrieben wird, wies er auf die Herausforderungen hin, mit denen sich die Branche konfrontiert sieht.

Viehzucht Der Original-Braunvieh-Vorstand möchte die Zitzennote beibehalten Wednesday, 12. February 2025 Ein zentraler Punkt der Versammlung war die Integration der Zitzenmerkmale in die Euternote – ein Vorschlag, der im Vorfeld bereits für hitzige Diskussionen gesorgt hatte. Trotz engagierter Befürworter scheiterte die Initiative deutlich: Über 60 % der Delegierten stimmten für die Beibehaltung der separaten Zitzennote. «Wir respektieren diesen Entscheid und gehen den Weg gemeinsam weiter», kommentierte Arnold das Resultat. 

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Die Politik war ebenfalls ein wichtiges Thema. Arnold lobte die beiden Räte für ihre ablehnende Haltung gegenüber den vom Bundesrat geplanten Sparmassnahmen für die Landwirtschaft. «Wir brauchen eine starke Milchproduktion im Grasland Schweiz – und dazu gehören auch faire Rahmenbedingungen.» Doch trotz dieses positiven Signals sieht Arnold weiterhin Handlungsbedarf. «Die durchschnittlichen Stundenlöhne in der Milchwirtschaft liegen deutlich unter 20 Franken. Wenn wir der nächsten Generation eine Perspektive bieten wollen, müssen wir dringend Massnahmen ergreifen.»

Schweizer Triumph an der Europameisterschaft

Auch die wirtschaftlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres wurden beleuchtet. Die erfreulichen Preise für Schlachtvieh sorgten für eine gewisse Stabilität, doch Arnold mahnte, dass der Unterschied zwischen einer jungen Milchkuh und einer alten Schlachtkuh preislich zu gering sei. «Wir müssen die Wertschöpfung unserer Braunviehtiere optimieren. Unsere Kühe sind leistungsfähig, anpassungsfähig und gefragt – aber wir müssen sie auch richtig vermarkten.»

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Ein besonders stolzer Moment des vergangenen Jahres war der Triumph der Schweizer Braunviehkühe bei der Europameisterschaft in Imst, Österreich. «Unsere Tiere stehen an der Weltspitze», sagte Arnold begeistert. «Dieser Erfolg zeigt, dass unsere Zuchtstrategie aufgeht und unsere Braunviehzucht weltweit Anerkennung findet.»

Neben der Freude über Erfolge gab es auch ernste Themen zu besprechen. Die Blauzungenkrankheit Typ 3 bereitete vielen Betrieben Sorgen, und die Züchterverbände sprachen sich klar für eine Impfempfehlung aus. Ebenso wurde das Problem des wachsenden Wolfsbestands thematisiert. Arnold zeigte sich erleichtert, dass Bundesrat Albert Rösti eine Regulierung ermöglicht habe: «Wir brauchen Lösungen, um unsere Weidetiere zu schützen – denn ohne sichere Bedingungen kann die Alpwirtschaft nicht überleben.»

Die Leistungsbereitschaft stärken

Ein Blick in die Zukunft durfte nicht fehlen. Die Einführung der Single-Step-Zuchtwertschätzung markiert einen Meilenstein für die Braunviehzucht. Zudem werden 2025 neue Zuchtzieldiskussionen angestossen. «Es ist unumgänglich, dass wir die Leistungsbereitschaft unserer Braunviehtiere weiter stärken», betonte Adrian Arnold. «Bei der Anpaarung dürfen wir keine Kompromisse eingehen, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen.»

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Der Braunvieh-Präsident überbrachte in seinem Appell an die Züchterinnen und Züchter eine klare Botschaft: «Züchtet leistungsfähige Tiere, zieht eure Kälber auf und bringt sie auf den Markt. Nur gemeinsam können wir den Rückgang unserer geliebten Superrasse aufhalten. Braunvieh ist und bleibt eine Weltklasse-Rasse – aber es liegt an uns, sie in eine starke Zukunft zu führen.»

In Zahlen
 
152 730 Braunvieh-Samendosen wurden 2024 verkauft.
5 Rassen sind bei Braunvieh Schweiz im Herdebuch: Braunvieh, Jersey, Hinterwälder, Grauvieh und Rätisches Grauvieh.
106 200 Standardabschlüsse verzeichnete der Verband 2024.
30 863 Lineare Beschreibungen an Tieren im Herdebuch von Braunvieh Schweiz wurden 2024 vorgenommen.
8660 Herdebuchbetriebe sind bei Braunvieh Schweiz.