«Ein wichtiger Erfolg für die betroffenen Produzent(innen), ein Etappensieg, ein deutliches Signal der Wirkung öffentlichen Drucks und rechtlichen Engagements»: Faire Märkte Schweiz (FMS) zeigt sich in einer Mitteilung zufrieden. Coop habe die umstrittene Konditionenvereinbarung zurückgezogen, de von Früchte- und Gemüselieferanten eine Rückvergütung verlangt hätte.

Im Juni hatte FMS auf die Pläne des Detailhändlers aufmerksam gemacht und Anzeige bei der Wettbewerbskommission (Weko) eingereicht. Ursprünglich sollten die Produzenten demnach auf 3 % des fakturierten Umsatzes bei Gemüse und Früchten verzichten und FMS warnte vor einer Ausweitung des Rückvergütungssystems. Auch der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) machte klar, er könne diese Gewinnbeteiligung nicht nachvollziehen und liess die nächsten Schritte offen.

«Zu komplexe Verhandlungen»

Coop hatte die Einführung des Rückvergütungssystems mit einer effizienteren Bestellung begründet. Es gehe darum, sich an dadurch realisierten Kostenvorteilen zu beteiligen. Die geplante Konditionenvereinbarung mit Gemüse-, Obst- und Beerenlieferanten sei nach «erheblichem Widerstand» zurückgezogen worden, schildert FMS.

Auf Anfrage bestätigt Coop-Mediensprecher Caspar Frey, es gebe künftig keine derartige Umsatzbeteiligung. «Die in diesem Zusammenhang stehenden Verhandlungen mit den einzelnen Lieferant(innen) haben sich als zu komplex erwiesen», so seine Begründung. Deshalb habe man entschieden, auf eine Fortsetzung zu verzichten. Und dies offenbar endgültig: «In diesem Kontext sind bei Gemüse- und Früchteproduzent(innen) derzeit keine Anpassungen der nachgelagerten Lieferantenkonditionen geplant», sagt Frey.

Aus Sicht von FMS hätte Coop mit der Änderung der Konditionen faktisch nicht verhandlungsfähige Bedingungen diktiert. Dies im Sinne eines «Nimm es oder lass es»-Szenarios und trotz «struktureller Abhängigkeit vieler Lieferanten und fehlender realistischer Ausweichmöglichkeiten», schreibt FMS. Der Verein kritisiert daher, dass die Weko trotz seiner Anzeige nicht aktiv geworden sei.

«Juristisch fragwürdig»

Nach der Ankündigung Coops, auf den kritisierten Schritt zu verzichten, wollte die Weko laut FMS nicht weiter ermitteln. «Ein juristisch fragwürdiger Entscheid», findet der Verein und wiederholt seine Kritik an der Weko. Sie reagiere nur, wenn Medien oder Politik Druck aufsetzten. Von aktiver Marktbeobachtung könne keine Rede sein.

Das Fazit von FMS zu diesem Fall ist daher durchzogen. Der Rückzug der Forderung einer Umsatzbeteiligung sei ein notwendiger Schritt, doch bleibe das zugrundeliegende Problem. Namentlich ein «strukturell verzerrter Wettbewerb, bei dem die Marktmacht weniger Grossverteiler zulasten der Lieferanten zunehmend missbraucht wird.» FMS kündigt an, auf verschiedenen Ebenen aktiv zu bleiben.