An der Bilanzmedienkonferenz der Coop-Gruppe im Coop-Megastore in Bachenbülach (ZH) hatte die BauernZeitung Gelegenheit, bei CEO Philipp Wyss nachzufragen, wie es mit den Labelprogrammen läuft.

Im Bio erreichte Coop ein Umsatzwachstum von 70 Millionen Franken – ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 3.2 %. Welchen Wachstumsanteil haben daran die Bio-Billiglinie oder Demeter?

Philipp Wyss, CEO Coop: Umsatzrelevant ist allein das Knospe-Label, mit 4000 Artikel in unserem Naturaplan-Sortiment. Demeter ist eine Nische und wird auch eine bleiben, wobei wir auch bei Demeter ein Wachstum auf tiefem Niveau verzeichnen. Euro-Bio-Produkte sind vom Umsatz her so klein, dass sie nicht umsatzrelevant sind.

Wie beteiligt sich Coop an der Strategiediskussion 2026-2030 von Bio Suisse?

Für uns steht die Knospe im Zentrum, wobei wir über 30 Jahre eng mit der Bio Suisse zusammenarbeiten. Das ist eine Herzensangelegenheit. Letzte Woche traf ich die Bio-Suisse-Verantwortlichen Balz Strasser und Rolf Bernhard. Wir haben gemeinsam bekräftigt, dass das Knospe-Segment weiter wachsen soll. Das ist unser Hauptanliegen. Alles andere, was die Strategie betrifft, müssen die Bio-Suisse-Mitglieder entscheiden.

Was halten Sie von den «Zusatzauslobungen», wie Bio Suisse es in der Medienmitteilung zur neuen Strategie erwähnt?

Unser volles Commitment gilt der Knospe. Wir wollen eine glaubwürdige und verständliche Knospe, mit den höchsten Anforderungen, nicht verschiedene Stufen von Bio unter der Knospe. Was Zusatzauslobungen angeht, sind wir offen, solange es einen verständlichen Nutzen für unsere Kund(innen) hat. Aktuell setzen wir teilweise bereits Zusatzauslobungen um, wie etwa Mutterkuh Schweiz.

Erfüllt es Sie nicht mit Sorge, dass der eine oder andere Biobetrieb aufgrund der verschärften Knospe-Richtlinien auf Bundes-Bio wechselt?

Bundes-Bio ist keine Option für uns. Wir sind 32 Jahre mit der Naturaplan-Knospe gewachsen und verfolgen auch in den nächsten Jahren eine Wachstumsstrategie. Wichtig ist, dass der Verband seine Märkte gut managt. Es ist nicht gut, wenn es vom einen zu viel, vom anderen zu wenig hat. Letzteres trifft vor allem auf Bio-Eier zu. Zudem wünschten wir uns auch mehr Bio-Poulets, da diese von unseren Kund(innen) stark nachgefragt werden. Hier braucht es weitere Anstrengungen.

«Schweizer Produkte haben bei Coop klar Priorität.»

So der Coop-Chef Philipp Wyss.

 

Im Sommer 2024 kreideten Produzenten die zeitgleiche Bewerbung und Platzierung von Schweizer und importierten Kirschen an. Was werden Sie auf den Sommer 2025 hinsichtlich der Kirschen ändern?

Die Darstellung ist so nicht korrekt. Schweizer Produkte haben bei Coop klar Priorität. Wir importieren Kirschen nur dann, wenn diese in der Schweiz nicht in ausreichender Quantität oder Qualität verfügbar sind. An dieser Handhabung wird sich auch dieses Jahr nichts ändern.

Preisüberwacher Stefan Meierhans sagte vergangene Woche im Blick, dass in Anbetracht der Margen bei Bioprodukten eine Preissenkung möglich sei. Warum erfolgt dies nicht?

Wir haben ihm im vergangenen Jahr aufgezeigt, dass die Bruttomarge, mit er argumentiert, der falsche Ansatz ist, weil sie nicht alle Kosten berücksichtigt. Wichtig ist die Nettomarge. Bei Naturaplan tragen wir sehrvieles selbst. Unter anderem unterstehen wir da strengeren Produktionsrichtlinien, setzen die Warenflusstrennung konsequent um, stellen die Rückverfolgbarkeit sicher und investieren in Schulungen der Mitarbeitenden. Wenn man das alles berücksichtigt, verdienen wir mit Bioprodukten unter dem Strich nicht mehr als bei konventionellen beziehungsweise IP-Suisse-Produkten.

Wie sieht denn das Wachstumspotenzial für Coop im Bereich der IP-Suisse-Produkte aus?

Seit der Einführung im Jahr 2020 haben wir bereits zahlreiche Produktkategorien auf den IP-Suisse-Standard umgestellt und entsprechend gekennzeichnet, wie das gesamte Schweizer Kernobst- und Kartoffel-Sortiment. In einem kürzlich geführten Austausch haben wir unser Engagement für eine vertiefte Zusammenarbeit bekräftigt. Eine Erweiterung des Sortiments wird laufend geprüft.

Wie hoch ist aktuell der Umsatz mit IP-Suisse-Produkten und wo soll der Weg mit diesem Partner hingehen?

Der Jahresumsatz mit IP-Suisse-Produkten ist im vergangenen Jahr wiederum überdurchschnittlich gewachsen. Wir prüfen fortlaufend eine Sortimentserweiterung, um die Zusammenarbeit weiter zu stärken.

Was können Sie zur ganzen Klimadiskussion sagen? Mit welchen Partnern ist man unterwegs und wo soll die Reise hingehen?

Wir verfolgen seit 2022 mit unserer neuen Klimastrategie und unserem SBTi-Commitment das Ziel Netto-Null-Emissionen bis spätestens 2050 und unsere Klimaziele wurden 2024 von SBTi validiert. Ein Netto-Null-Ziel kann nur erreicht werden, wenn neben den eigenen, direkt beeinflussbaren Bereichen wie etwa im eigenen Transport oder der Beheizung eigener Gebäude auch die Wertschöpfungsketten im Fokus stehen. Denn etwa 99 % der CO₂-Emissionen entstehen in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten.

Daher arbeiten wir verstärkt mit Lieferanten zusammen, die sich ebenfalls zu wissenschaftsbasierten Klimazielen verpflichten. Gleichzeitig entwickeln wir konkrete Massnahmen gemeinsam mit Branchenverbänden und Labelorganisationen.

Wären in der Diskussion um Margentransparenz Zielvereinbarungen nicht eine Chance, Verantwortung sichtbar und verbindlich festzuhalten? So könnte man politischen Kreise, die noch viel weiter gehen wollen, eine glaubwürdige Alternative entgegenhalten?

Wir haben in den letzten Jahren bereits zahlreiche Zielvereinbarungen abgeschlossen. Sei es mit dem Bund in den Bereichen Food Waste oder Salz- und Zuckerreduktion, durch die Partnerschaft mit dem WWF sowie mit unserem Bekenntnis zu wissenschaftsbasierten Klimazielen. Fakt ist, die Schweiz hat heute einen der grössten Bio-Anteile weltweit und auch der Anteil an anderen Mehrwert- und Tierwohl-Produkten ist deutlich höher als im Ausland.

Das ist ein Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Detailhandel und den Label- und Produzentenorganisationen und nicht aufgrund staatlicher Vorgaben. Coop hat als Pionierin im Bereich Nachhaltigkeit bereits früh Verantwortung übernommen und wir werden auch künftig mit unseren Partnern vorangehen. Weitere Regulierungen sind nicht zielführend, da sie nicht zuletzt sehr ressourcen- und somit kostenintensiv sind.