Nicht nur die Nachfrage von Rundholz zum Bauen ist gut, sondern auch Holzreststoffe sind gefragt. Der milde Winter hat zwar den Absatz von Holzschnitzeln etwas gedämpft, viele Holzheizwerke sind aber in der Realisierung und Planung und werden künftig die Nachfrage für Energieholz weiter erhöhen. Hackschnitzel sollen künftig im grossen Stil, aber auch zu Schweizer Holzfaser-Dämmplatten verarbeitet werden. Solche gebe es bisher nur wenige, und in der Schweiz würden gar keine mehr produziert, heisst es seitens Schilliger AG.

50'000 t Hackschnitzel

Der grösste Schweizer Holzverarbeiter, die Schilliger AG, will das nun ändern. In Küssnacht am Rigi erfolgte im Februar der Spatenstich für ein grosses Werk, dort sollen über 100 Mio Franken investiert werden. Vorgesehen sei, dass jährlich bis zu 50 000 t Hackschnitzel zu Holzfaser-Dämmplatten unter dem Label «Lignatherm» verarbeitet würden, heisst es in der Medienmitteilung. Gebaut wird auf einem 20'000 m2 grossen Industrieareal, wo früher Baumaterialien gelagert wurden. Die Inbetriebnahme ist in der zweiten Hälfte 2025 vorgesehen. Gestartet werden solle im Einschichtbetrieb, später solle rund um die Uhr produziert werden. Beschäftigt würden bis 50 Mitarbeitende. Als Rohstoff sollten in erster Linie Schnitzel aus den eigenen Werken in Haltikon und Perlen dienen, weil diese bereits rindenfrei seien, erklärt Geschäftsleiter Ernest Schilliger.

Waldschnitzel als Option

«Sollte dies nicht ausreichen, sind Waldschnitzel eine Option, allerdings sollte das Rundholz vorher entrindet sein.» Schilliger geht nicht davon aus, dass Schnitzel importiert werden müssten oder es zu Engpässen bei anderen Produkten wie Pellets komme, zumal für diese ausschliesslich Sägemehl verwendet werde. Auch die Papierfabrik könne weiter beliefert werden, allerdings sei es möglich, dass es bei den Mengen zu Verschiebungen komme.

Zur Finanzierung erklärt Schilliger, dass das Werk aus Eigenmitteln und Bankkrediten finanziert werde. «Allfällige CO2-Beiträge aus dem Senkenverein spielen da keine Rolle.» (Siehe Kasten). Für die Schilliger Holz AG berge dieses Projekt grosse Risiken. «Andererseits sollten die gewaltigen Mengen an Hackschnitzeln langfristig genutzt werden, und dies im Sinne der Kaskade besser stofflich als thermisch.»

Senkenleistung von Wald und Holz

Nicht nur der Wald trägt als Senke zum Klimaschutz bei, sondern auch die Verarbeitung des Rohstoffes Holz in langlebige Produkte bindet CO2. Die Waldwirtschaft setzt mit dem 2019 gegründeten Verein Waldklimaschutz Schweiz auf eine klimaoptimierte Waldbewirtschaftung. So wird der Wald weniger intensiv genutzt, als dies forstwirtschaftlich möglich wäre, damit mehr CO2 in den Waldbäumen gespeichert werden kann, wobei die Waldfunk­tionen erhalten bleiben. Der Nutzungsverzicht wird durch den Verkauf von freiwilligen CO2-Zertifikaten finanziert.

Kohlenstoffsenken erhöhen
Demgegenüber setzt die Holzwirtschaft mit dem 2014 gegründeten Verein «Senke Schweizer Holz» (SSH) auf eine grössere Produktion von Schnittholz und Holzwerkstoffen, weil so mehr CO2 in verbautem Holz gespeichert werden kann. Beide Ansätze zur CO2-Speicherung sollen zu einer positiven Schweizer Klimabilanz beitragen.

Bei SSH sind rund 150 Sägewerke und Holzwerkstoff-Produzenten Mitglied. Mit firmenspezifischen Massnahmen wird versucht, die Produktion von Schnittholz und Holzwerkstoffen aus Schweizer Holz zu erhöhen. Die Massnahmen werden von der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation (KliK) mitfinanziert. Die 2012 gegründete KliK sorgt im Auftrag der Mineralölgesellschaften dafür, dass im Rahmen des CO2-Gesetzes mit einem Aufpreis pro Liter fossiler Treibstoffe ein Teil der CO2-Emissionen des Verkehrs kompensiert wird.

Keine Subventionierung
Werden mit KliK-Geldern somit Investitionen der Holzwirtschaft subventioniert? «Nein», dementiert Jacqueline Oggier, Geschäftsführerin  SSH, oft gehörte Missverständnisse. Die Kompensationsprojekte unter­lägen strengen Regeln und würden vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) geprüft. «Bescheinigt werden nur zusätzliche und unwirtschaftliche Mehrmengen, die nicht bereits durch andere Förderungen unterstützt wurden.» Dabei stelle das Bafu den Projektteilnehmern Bescheinigungen für die Mehrmengen an Holzprodukten aus, welche diese der Stiftung KliK verkaufen können. KliK ihrerseits reiche zur Erfüllung ihrer Kompensationspflicht die Bescheinigungen wiederum beim Bafu ein, erklärt Oggier das komplizierte Konstrukt.

Zusätzliche Holzmengen
Die Senkenleistung des Vorjahres werde jährlich in einem umfangreichen Monitoring und externer Verifizierung festgestellt. Die SSH-Mitglieder erhalten jeweils erst ein Jahr später aufgrund ihrer zusätzlichen Mengen einen Anteil am Erlös aus dem Verkauf der Bescheinigungen, welche der teilweisen Refinanzierung der umgesetzten Massnahmen dienen. «Führt eine Investition nicht zu zusätzlichen Mengen an verarbeitetem Schweizer Holz oder sind bei den Massnahmen die Kosten nicht deutlich höher als die erzielten Erträge, so gibt es keine Bescheinigungen», betont Oggier.
2022 wurden rund 463'000 Bescheinigungen herausgegeben, was der gleichen Menge an kompensierten Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Umgesetzt wurden von den SSH-Mitgliedern über 700 Massnahmen. Investiert wurde vor allem in Produktions- und Weiterverarbeitungsanlagen von Holz.