Vor zwei Wochen gab der Regierungsrat des Kantons Bern die neue Strategie zum Inforama bekannt. Diese sieht vor, vier der sieben Standorte des Bildungs- und Beratungszentrums für Landwirtschaft zu schliessen. Im Oberaargau und Emmental stösst die geplante Aufgabe der Standorte in Langenthal und auf der Bäregg auf Unverständnis.
Regionale Verankerung beibehalten
«Es bestätigt sich das Gefühl, dass der Oberaargau als Randregion des Kantons Bern abgehängt wird», schreibt der Oberaargauer Bauernverein (OBV) in einer Stellungnahme zur neuen Strategie. Der Waldhof sei der Dreh- und Angelpunkt der regionalen Landwirtschaft und bei den Bäuerinnen und Bauern stark verankert. Es sei somit zentral, dass die Beratung und die Ausbildung im ersten und zweiten Lehrjahr auch weiterhin dort bleiben, heisst es weiter.
Damit betont der OBV die Verankerung der landwirtschaftlichen Beratung in den einzelnen Regionen. So tragen die Kenntnisse über die vorherrschenden Strukturen zum guten Funktionieren der Dienstleistungen bei. «Dieses lokale Wissen droht verloren zu gehen, wenn die regionalen Standorte schliessen», gibt der Verein zu bedenken.
Die Basis integrieren
Ähnliche Bedenken äussert auch Heinz Kämpfer, Präsident von Landwirtschaft Emmental. Die neue Strategie des Kantons gefährde insbesondere das Wissen um den Hangackerbau, die Viehwirtschaft und den damit zusammenhängenden Futterbau, die Saatgutproduktion und den Kräuteranbau.
«Wir kennen die Verfahren, haben viel Erfahrung und die Kompetenzen für diese Bereiche der Landwirtschaft», erklärt er auf Anfrage der BauernZeitung. Eine Zentralisierung könne diesen lokalen Gegebenheiten nicht mehr gleichermassen gerecht werden.
«Die Ausbildung muss weiterhin dort stattfinden, wo ‹buuret› wird.»
Heinz Kämpfer, Präsident von Landwirtschaft Emmental
Umso wichtiger sei es, dass die landwirtschaftliche Praxis die neue Strategie mittragen könne. «Wenn die Basis nicht mitkommt, verlieren alle: Der Kanton, die Bildung, die Beratung und die Landwirtinnen und Landwirte», meint er. Mit der jetzigen Ausrichtung würden das Emmental und der Oberaargau an Attraktivität für die Lehrlingsausbildung verlieren, erklärt er weiter. Damit verfehle die Nutzerstrategie das Ziel, den Agrarkanton Bern zu stärken.
Falsch gewichtet
«Ich zweifle an den Kriterien, welche bei der Erarbeitung der Strategie angewendet wurden», meint er weiter. So sei es unverständlich, weshalb die landwirtschaftliche Ausbildung aus den Randregionen in den Grossraum Bern verlegt werden soll, wenn gleichzeitig die Gebäude in den Randregionen leer stehen. "Diese Standorte sind nicht unattraktiv", ist Kämpfer überzeugt und nimmt die Behörden in die Pflicht: «Der Kanton könnte hier ein Vorreiter sein und zeigen, dass man auch aus älteren Gebäuden etwas Gutes machen kann.»Schlussendlich sei eine gute Kommunikation zwischen den Standorten wichtiger als eine gemeinsame Ausbildungsstätte.

