Im einstigen Chabisland Gürbetal im Kanton Bern sieht die Zukunft sauer aus. Zumindest was den Anbau von Chabis für Sauerkraut anbelangt. Schuld ist aus Sicht der Produzenten der immense Preisdruck, auferlegt von der Firma Swissfresh AG, Oberbipp. Sie ist die wichtigste Abnehmerin von Chabis aus dem Gürbetal. So haben sich Christoph Messerli und Aline Gerber aus Kaufdorf bereits vor einem Jahr entschieden, keinen Weisskohl mehr für die Firma Schöni Swissfresh AG zu produzieren. Mit diesem Entscheid sind sie nicht alleine. Immer weniger Produzenten aus dem Gürbetal, die in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind, bauen Weisskohl für die Sauerkrautproduktion an. Heuer sind es gerade noch drei Produzenten, schreibt die «Berner Zeitung».
Zwiespalt Herz und Kopf
Christoph Messerli ist der Entscheid nicht leichtgefallen, wie er auf Anfrage erklärt. Lange sei er zwiegespalten gewesen. Einerseits habe der Chabisanbau in seiner Familie Tradition. Die Kultur habe ihm gelegen, auch wenn sie herausfordernd sei, wolle man einen schönen Ertrag bei guter Qualität erreichen. Andererseits sei ihm und seiner Partnerin klar geworden: «Das wir mit unserem jungen Betrieb zu den Preisen nicht mehr produzieren können. Unter Zusammenarbeit stellen wir uns etwas anderes vor», so Messerli. Auf rund einer Hektare baute Messerli Chabis an, was einem Ertrag von rund 80 Tonnen pro Jahr entspricht. [IMG 2]
Viel Arbeit investiert
Lange sei die Zusammenarbeit mit Schöni gut gewesen. Die Sauerkrautgenossenschaft lieferte ihr Rohprodukt in die Fabrik Mühlethurnen, rüstete, hobelte und salzte den Chabis ein, der dann von Schöni übernommen wurden. «Wir haben dort viel Arbeit reingesteckt», betont Christoph Messerli.
Die Sauerkraut Thurnen AG ist bereits Geschichte
Die ehemalige Thurnen Sauerkraut AG in Mühlethurnen wurde bereits vor über zehn Jahren von der Firma Schöni Swissfresh AG übernommen. Die Produkte der Sauerkraut Thurnen AG wurden nach der Übernahme jedoch weiterhin mit dem eigenen Namen und Verpackungsmaterial in den Verkauf gebracht. Das hat sich mittlerweile geändert. Im Sommer des letzten Jahres wurde der Name der Thurnen Sauerkraut AG in Berner Sauerkraut AG umbenannt, schreibt die «Berner Zeitung». Das Logo zeigt nun statt eines Turms ein Bauernhaus. Auch die Website wurde umgestaltet. So wurde der Abriss über die Chabisgeschichte im Gürbetal gelöscht. «Unsere Heimat ist der Kanton Bern», steht da jetzt. Veschwunden von den Verpackungen ist auch das Label «Thurnen Qualität».
Verschiedenes Gemüse, Eier und Pouletfleisch
Christoph Messerli und Aline Gerber bauen nun in Kaufdorf anstelle von Chabis rund 20 Sorten Gemüse an. Daneben werden Eier und Pouletfleisch produziert und selber vermarktet. Heuer wollen sie zudem den Anbau von Wassermelonen testen. Diese werden dann mit dem Gemüse im Hofladen verkauft und an Restaurants geliefert. «Die Wertschätzung ist so vorhanden und die Wertschöpfung besser», erklärt Christoph Messerli. «Und das ist eine Motivation bei der Arbeit.»